Letzte Melange-Reihe im Hemeraner Café Poggel
Hemeraner Kaffeehauskultur hat keine Zukunft Mit einer ausverkauften Veranstaltung startete die Melange-Veranstaltungsreihe im Café Poggel bereits ins neue Jahr. Wer jetzt noch in den Genuss der Hemeraner Kaffeehauskultur kommen möchte, muss sich sputen. Für die kommenden Abende gibt es noch Karten – aber dann ist Schluss. Und das, obwohl die Kulturreihe eigentlich erfolgreich ist.
Von Hilde Goor-Schotten
Hemer. Seit drei Jahren laden Georg Poggel und Dr. Thomas Eicher, Geschäftsführer von Melange, der Literarischen Gesellschaft zur Förderung der Kaffeehauskultur, zu Kleinkunstabenden ins Café ein. Der kleine, gemütliche Rahmen schafft eine besondere Atmosphäre, in der sich Publikum und Künstler nahe kommen. Beide Seiten schätzen das, weiß Eicher, der mit dem Konzept auch an anderen Orten in der Region erfolgreich ist. Der Raum im Café Poggel mit 40 Plätzen ist jedoch wohl zu klein. Obwohl immer ausverkauft, rechnen sich die Veranstaltungen für Georg Poggel nicht: „Der Aufwand ist im Verhältnis zu den Kosten zu hoch.“ Der Eintrittspreis geht an Künstler und Agentur, er selbst verdient an dem Abend, was die Gäste verzehren. Das sei nicht immer sehr viel, und wenn dann mancher noch Getränk und Brot für die Pause von zuhause mitbringt, reiche es eben nicht. Das Ende nach gut 20 Veranstaltungen im Poggel bedauern beide; Eicher hat aber auch Verständnis für die Situation des Café-Besitzers, der das ja nur nebenbei mache.
Dem Erfolg der kommenden beiden Abende soll das jedoch nicht im Weg stehen. Am Freitag, 15. März, wird Herbert Knorr, Autor und Festivalleiter von „Mord am Hellweg“, berichten, was beim Morden alles schiefgehen kann. „Schitt häppens“ heißt das originelle und laut Eicher sehr amüsante Programm rund ums nicht ganz so perfekte Verbrechen. In die Abgründe der Kommunalpolitik begibt sich dann am Freitag, 12. April, Schauspielerin Simone Röbern. In der Ein-Frau-Komödie „Die Bürgermeisterin – Wahnsinn, Macht, Intrigen“ von Sigi Domke rückt sie ins Amt nach, nachdem der Bürgermeister beim Schützenfest abgeschossen wurde. Im Laufe eines zunehmend alkoholseligen Abends schüttet sie dem Publikum ihr Herz aus und redet sich urkomisch und temporeich den Frust von der Seele. Die Abende beginnen immer um 18.30 Uhr, der Eintritt beträgt jeweils 12 Euro. Karten im Vorverkauf gibt es im Café Poggel an der Hauptstraße 144.
Kommentar: "Geiz und seine Folgen"
"Habe ich mich da gerade verlesen? Bei 40 Gästen und damit meist ausverkauften Vorstellungen lohnt sich das nicht für einen Café-Besitzer, selbst wenn er nur vom Verzehr der Gäste profitiert? Kaum vorstellbar, doch die Erklärung wird gleich mitgeliefert. Immer wieder haben Gäste in der Vergangenheit ihre eigenen Getränke und Bütterkes mitgebracht. Dieses unglaubliche Verhalten wie bei den meisten anderen Kulturangeboten nicht grundsätzlich zu verbieten, grenzt schon an Fahrlässigkeit. Auf der anderen Seite: Wie kann man allen Ernstes auf die Idee kommen, in ein Restaurant oder eben Café seine eigenen Speisen und Getränke mitzubringen und zu verzehren? Schade ist nur, dass dieser Geiz nun das "Sterben" eines weiteren kleinen Puzzleteils an wertvoller Stadtkultur abseits der großen Bühnen zur Folge hat."
Christoph Schulte
Autor:Christoph Schulte aus Hemer |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.