Die Zeit des Sparens - 2. Teil der Chronik zum 100-jährigen Jubiläum der Stadtbücherei Hemer

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Im zweiten Teil der Chronik anlässlich des 100-jährigen Jubiläums lassen wir die Jahre 1957 (Einzug in die Villa Prinz) bis 1986 (75-jähriges Bestehen) nochmals Revue passieren.
Bevor die Gründerzeitvilla im Herzen der Felsenmeerstadt von der Bücherei bezogen werden konnte, waren umfangreiche Umbauarbeiten erforderlich. Schließlichsollte die Bücherei als eine der ersten im Umkreis auf die sog. Freihandausleihe umgestellt werden, d.h., die Besucher sollten die Möglichkeit haben, die gewünschten Bücher selbst aus den Regalen zu nehmen. Am 6. Januar 1958 wurde die Stadtbücherei dann mit einer Feierstunde neu eröffnet und erlebte schon bald einen regelrechten „Ausleihboom“. Noch im selben Jahr wurde in einem zusätzlichen Raum eine separate Kinder- und Jugendbücherei eingerichtet.
Ab Mitte der 70er Jahre begann zunächst die „Zeit des Aufschwungs“. Mit Übernahme der Leitung durch Lieselotte Dietz (1977) vergrößerte sich der Bestand von 16.000 auf stolze 22.000 Bände (1980). Damit verbunden war eine erneute Erweiterung der Bücherei auf das komplette Erdgeschoss, nachdem 1978 das Standesamt aus der Villa ausgezogen war. Ende 1978 wurden mit der „Spielothek“ (dort konnten Kinder zweimal die Woche unter Anleitung spielen und Märchenkassetten hören) und dem Leseraum zwei neue Einrichtungen der Bücherei eröffnet, die gleich großen Anklang fanden.
Nach der Pensionierung von Lieselotte Dietz übernahm 1981 Hannelore Seydel die Büchereileitung, die gekennzeichnet war durch die finanziell zunehmend schlechtere Situation der Stadt Hemer und damit auch der Stadtbücherei.
So wurden 1982 aufgrund der schlechten Haushaltslage die erst 1972 abgeschafften Ausleihgebühren wieder eingeführt, um den um die Hälfte gekürzten (!) Etat zur Anschaffung von neuen Medien aufzustocken. Eine Maßnahme, die jedoch von den Lesern nicht akzeptiert wurde. Die Einnahmen erreichten längst nicht die erwartete Höhe.
Außerdem wurden die Räumlichkeiten aufgrund des wachsenden Buchbestandes bald wieder zu eng. Als Kulturamt und VHS-Verwaltung 1983 die Räume im Obergeschoss verließen, wurde der Bücherei auch die erste Etage als Erweiterung (um 160 m² auf dann 500 m² Fläche)zur Verfügung gestellt. Erneut waren aber zuvor „mit wenig Geld und viel Phantasie“ diverse Umbaumaßnahmen erforderlich. Nach dreiwöchiger Schließung erfolgte die Wiedereröffnung am 14. Dezember 1983. Durch die Attraktivierung stiegen die Ausleihzahlen wieder an, wozu wohl auch die erweiterten Öffnungszeiten (von 23 auf 36 Wochenstunden) beitrugen. Trotz der weiter angespannten finanziellen Lage wurde bei Büchereiverantwortlichen viel Wert auf Öffentlichkeitsarbeit gelegt. Autorenlesungen, Buch- und Kunstausstellungen, Filmabende sowie Veranstaltungen für Kinder rückten die Bücherei regelmäßig ins Licht der Öffentlichkeit. Seit 1983 beteiligte sich die Stadtbücherei auch mit einem Bücherflohmarkt an den Hemeraner Herbsttagen.
Neue zusätzliche Aufgaben, die das Büchereiteam in den 80er Jahren zu bewältigen hatte, waren die NachwuchsAusbildung (z. Bibliotheks-assistenten, 1980) sowie die Mitbetreuung des im Aufbau befindlichen Stadtarchivs (1984). Nachdem im Zuge der Sparmaßnahmen 1984 zwei der vier Büchereizweigstellen (Deilinghofen und Becke) geschlossen wurden, erlebte die Stadtbücherei passend zum 75-jährigen Jubiläum 1986 einen zusätzlichen Aufschwung, da die Leihgebühren wieder abgeschafft wurden.

(Quelle: Seydel/Thomas: „Stadtbücherei Hemer in Geschichte und Gegenwart“, 1986)

Autor:

Christoph Schulte aus Hemer

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