Auf Jahre DAS Standardwerk zu Stalag VI A
Verein für Zeitgeschichte präsentiert aktualisierte Neuauflage
Hemer. "Die nun vorliegende, umfangreichere und aktualisierte Neuauflage der Dokumentation zum Hemeraner Kriegsgefangenenlager Stalag VI A ist wahrscheinlich auch der Abschluss der Forschungsarbeiten zu diesem Thema", erläuterte Arne Hermann Stopsack bei der Präsentation des Buches, "ich bin mir sicher, dass es über Jahre hinweg DAS Standardwerk bilden wird."
Sein Vater Hans Hermann, gleichzeitig zentraler Autor und Vorsitzender des Vereins für Hemeraner Zeitgeschichte als Herausgeber, betonte die Bedeutung der Neuauflage: "Wir wollen ja nicht nur die Bücher verkaufen, sondern in erster Linie die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit für dieses dunkle Kapitel Hemers aufrechterhalten." Schließlich habe der frühere Hemeraner Beigeordnete Peter Friedrich bereits gesagt, dass das Stalag VI A für immer ein Teil des Landesgartenschaugeländes (des jetzigen Sauerlandparks) bleiben werde.
Zur Erinnerung: Von 1939 bis 1945 war in Hemer eines der größten Kriegsgefangenenlager im Dritten Reich, von dem aus Gefangene verwaltet und in den "Arbeitseinsatz" geschickt wurden. Am Ende war es fast ein reines Russenlager, in dem tausende Menschen starben. "Die Zahl der auf Hemeraner Friedhöfen beerdigten Gefangenen ist übrigens eines der Details, die wir nach aktuellsten Erkenntnissen in der Neuauflage korrigieren mussten", so Hans Hermann Stopsack, "nicht wie angenommen 20.000, sondern 'nur' 10.600 Gefangene liegen in Hemer begraben." Gleichzeitig betont Stopsack, dass aber die Gesamtzahl der umgekommenen Hemeraner Gefangenen unverändert bleibe.
Nachdem das Thema lange verdrängt worden war, beschäftigte sich 1982 zum ersten Mal eine kleine Broschüre der Bürgerinitiative für Frieden und Abrüstung im Zusammenhang mit der Bundeswehrstationierung mit dem Stalag VI A und sorgte damit für große Aufregung - allerdings auch für allgemeine Ablehnung in der Hemeraner Bevölkerung.
Die erste wissenschaftliche Dokumentation in Form eines Buches erschien 1995 unter Mitwirkung von Stadtarchivar Eberhard Thomas, Arne und Hans Hermann Stopsack, Hermann-Josef Geismann, Martin Pott, Peter Klagges sowie Zeitzeugen wie Emil Nensel oder Dr. Gubarew. Nach drei Jahren internsiver Recherchearbeit wurde das Buch schließlich von der VHS in einer Auflage von 2.400 Exemplaren herausgegeben, die längst komplett ausverkauft ist.
Ende 2016 kamen die Mitglieder des Vereins für Hemeraner Zeitgeschichte dann zu dem Entschluss, dass es nach über 20 Jahren nochmals eine Neuauflage geben sollte. "In der Zwischenzeit hatten wir ja längst viele neue Fotos, Belege, Dokumente und Forschungsergebnisse zum Stalag VI A zur Verfügung, die wir in der aktualisierten Neuauflage berücksichtigen mussten", erinnert sich Hans Hermann Stopsack. Aus den anfänglich avisierten rund drei Monaten Überarbeitungszeit wurden mehr als zwölf. "Inzwischen bin ich fest davon überzeugt, dass eine Überarbeitung eines Buches länger dauert, als ein neues zu schreiben."
In der Neuauflage finden die Leser nicht nur viele neue Fotos, sondern auch die Auswertungen von französischer und italienischer Memoirenliteratur sowie zusätzliche Zeitzeugenberichte.
Für das Layout und die Fotobearbeitung griff der Verein einmal mehr auf die Dienste des Mendener Mediengestalter Manfred Ropinski zurück. "Wir haben wegen der besseren Lesbarkeit eine etwas größere Schrift benutzt und haben auch die Fotos aus dem ersten Buch nochmals mit modernen Bildbearbeitungsprogrammen verbessert, so dass das neue Buch nun einen professionellen, qualitativ hochwertigen Eindruck macht."
Das Buch, dessen Druck von der Hemeraner Sparkassenstiftung unterstützt wurde, ist ab sofort in 1.000 Exemplaren in Hemer im Stadtarchiv und dem Buchladen am Neuen Markt, in Iserlohn in der Bahnhofsbuchhandlung sowie in der Kleinen Buchhandlung in Letmathe zum Preis von 16 Euro erhältlich.
Autor:Christoph Schulte aus Hemer |
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