Corona-Lockerungen - Was meinen Händler und Kunden?
Maskiert zum Einkaufsbummel

Schuhmachermeister Arno Merckx und seine mobile Spuckwand. Fotos: Steve
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Phase eins der Corona-Regelungen war für die Bürger und für den Handel gleichermaßen heftig: Vier Wochen lang waren die meisten Geschäfte und Unternehmen zu und persönliche Einkauf und Shoppingbummel passé. Diesen Montag trat Phase zwei in Kraft und fast alle Geschäfte durften wieder ihre Ladentüren unter verschärften Abstands- und Kontaktregelungen öffnen. Das Gocher Wochenblatt begab sich vorgestern auf die Suche nach den kreativen Lösungen des Handels und den Reaktionen der Kundschaft, wie sie mit der neuen Situation umgehen.

VON FRANZ GEIB

Goch. Montagmorgen, am Tag eins der Corona-Lockerungen in der Gocher Innenstadt: Der große Ansturm ist noch nicht da, viele Menschen tragen eine Mund- und Nasenmaske, jeder ist um Abstand bemüht. Corona hat vieles verändert.
Arno Merckx hat sich was einfallen lassen. Kunden, die beim Schuhmachermeister ihre Fußbekleidung reparieren oder neu besohlen lassen, begegnet er mit einer neuartigen Konstruktion. Mit Sohn David hat der Gocher eine rollende Spuckwand mit integriertem Schuhregal gebaut: "Meine Kunden können ihre Reparaturaufträge unten reinstellen und ich nehme sie auf der anderen Seite entgegen." Der Clou: Benötigt der Kunde Schuhputzcreme oder Schnürsenkel, fährt der Gocher Schuster mitsamt Trennwand, und ohne diese zu verlassen, zum jeweiligen Sortiment und legt den benötigten Artikel in sein fahrbares Regal. Der Kunde entnimmt kontaktfrei das gewünschte Produkt.
"Wir sind wieder da", so die Botschaft, die der Gocher Einzelhandel aussendet, obwohl er dank Hol- und Bring-Service nie ganz weg war. Doch jetzt begrüßen die Gocher Betriebe ihre Kundschaft wieder zu den gewohnten Öffnungszeiten, aber mit verschärften Regelungen und kreativen Lösungen. Der eine mit einer fahrbaren Sicherheitswand, die andere mit einem "Stuhlgang", gesehen bei Juwelier Wilke auf der Voßstraße. Anne Thomas: "Auf die Weise wird dem Kunden der Sicherheitsabstand auf praktikable Art nahe gebracht und er kann die Wartezeit bequem im Sitzen überbrücken."

Erster Schritt Richtung Normalität

Die Geschäftsführerin hatte ihr Geschäft vier ganze Wochen lang geschlossen und den ausbleibenden Kundenkontakt, wie viele andere ihrer Geschäftskollegen auch, durch einen Reparatur- und Lieferservice am Leben gehalten: "Die Regelungen sind ohne Frage sinnvoll, es musste sein. Doch ich bin froh, wenn es jetzt langsam wieder Richtung Normalität geht."
Draußen wartet derweil Karin Heinke, um eine Uhr abzuholen. Die Gocherin ist als Taxifahrerin täglich mit unzähligen Menschen in Kontakt und hat das Thema Abstand längst verinnerlicht. In ihrem Wagen hat sie sich eine Trennwand zwischen sich und dem Fond des Fahrzeugs installieren lassen: "Meine Gäste steigen nur hinten ein. So vermeiden wir den direkten Kontakt."

Kunden offenbar sensibilisiert

Zurück zum stationären Handel: Martina Nellessen betreibt das Modefachgeschäft Frei.Stil und weist an der Ladentür auf die Regeln hin: "Maximal drei Kunden/Kundinnen, Abstand halten" so ihre Bitte an die Kunden, die ihr kleines 80-Quadratmeter-Lädchen an der Voßstraße aufsuchen wollen. Mit der Resonanz sei sie zufrieden, auch wenn sich noch nur wenige Einkaufsbummler bei ihr verlören.
In der Buchhandlung am Markt vermisst man Abstandsregelungen via Markierungen auf dem Boden oder ähnliches. "Es funktioniert auch so ganz gut, denn die Kunden sind offenbar sehr sensibilisiert, was die Regelungen betrifft. Sie halten sich an den Abstand von mindestens 1, 5 Meter und vermeiden eine Kreuzung ihrer Wege", erlebt Annette Hagen. Während des Lockdowns hatte sie, wie so viele andere auch, einen Lieferservice eingerichtet und Buchbestellungen persönlich ausgeliefert. "Aber es ist schon ein gutes Gefühl, wenn ich am Telefon sagen kann, dass die meisten wie gewohnt öffnen, und die Ladentür gerade bei schönem Wetter wieder offen bleiben kann."
Unter den Passanten auf der Straße gehen die Meinungen zu den Corona-Lockerungen weit auseinander. "Ich bin zwiegespalten", sagt eine junge Frau, deren Name nicht genannt werden soll. "Wenn sich alle dran halten, ist es gut, aber ich habe erlebt, dass nicht jeder den Sicherheitsabstand einhält. Aber es freut mich für die Geschäftsinhaber, dass sie ihre Läden wieder öffnen."

Lockerungen zu schnell?

Das Ehepaar Jasik aus Goch hat in der Innenstadt eine Besorgung erledigen müssen, sieht die Lockerungen zum jetzigen Zeitpunkt aber kritisch. "Ich glaube, das geht zu schnell", sagt Iris Jasik: "Man hätte vielleicht erstmal kleinere Geschäfte bis 400 Quadratmetern öffnen sollen." Und Ehemann Klaus ist überzeugt, dass sich vieles verändern wird: "Die Zeit nach Corona wird sicher das nächste Thema sein." Kreativ: Schuhmachermeister Arno Merckx hat eine mobile Spuckwand mit einem Annahme- und Ausgabefach für die Kundenaufträge gebaut. Fotos (3): Steve Vorgesorgt: Martina Nellessen begrüßt ihre Kunden und Kundinnen ebenfalls mit einer Mund- und Nasenmaske. Skeptisch: Iris und Klaus Jasik aus Goch wollen die Entwicklung weiter im Auge behalten.

Autor:

Franz Geib aus Goch

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