Nüchtern gegen den Suff
Norbert Bergmann aus Goch hat seine Lebensphilosophie formuliert. Er wettert gegen den Alkoholismus, führt das Trinken ad absurdum, zeigt Jugendlichen, dass das Koma-Saufen alles andere als cool ist. Er macht es laut und er macht es deutlich. Und er ist dabei sehr authentisch. Weil er selbst beinahe vom Alkohol besiegt wurde.
Wenn der Gocher über das Saufen spricht, sprudelt es nur so raus. Ohne Pause. Es gibt kaum Möglichkeiten, ihm ins Wort zu fallen. Denn er hat es selbst erlebt. Ganz unten lag er in der Schnaps-Gosse und hat sich aus der Korn- und Bierspirale herausgelöst. Jetzt ist er wieder oben angekommen, auch dank Familie und Freunden wie er zugibt: „Wer kann Suchtprävention besser betreiben, als wir Betroffenen selbst“, gibt er die Erklärung, warum er seine Philosophie klar und deutlich kundtun muss.
Doch ausgerechnet in der Stadt, in der er lebt, konnte er bisher nicht sagen, was er weiß über die Sucht und ihre Grenzen.
„Ich weiß auch nicht, woran es lag, dass ich in Goch noch kein Forum fand“, sagt er. In Geldern, Emmerich oder Kevelaer kennen sie den Mann, der mit Engagement gegen permanente Trunkenheit zu Felde zieht. Erst jetzt , in diesem Jahr 2010, kann er auch in Gochs Schulen seine Philosphie verbreiten. In Pfalzdorf an der St. Martin-Hauptschule war er schon, auch an der Pestalozzischule und im Jugendheim Astra und zum Schluss an der Gustav-Adolf-Hauptschule.
„Die Kinder sind immer ganz erstaunt, wenn sie mich sehen, weil sie unter einem Alkoholiker nur einen grölenden Penner mit der Flasche am Bordsteinrand erwarten“, lächelt er. Doch der Trinker sei ganz normal und komme in allen Bereichen vor, macht er ihnen schnell klar. Es fange schon an, wenn der Papa mit dem Sohnemann zum Angeln geht und die Bierflaschen nicht fehlen dürften oder wenn die Mama mit der Erziehung der Kleinen nicht mehr klar kommt, und ihr Heil in der Flasche oder anderen Drogen sucht.
„Dann erkennen sie sich wieder“, weiß Bergmann. Ob der Partyking oder das coole Mädchen, die Auswahl ist breit. „Die Kids sind mucksmäuschenstill, wenn ich ihnen von 12-jährigen Mädchen erzähle, die bereits in einer Langzeit-Therapie stecken“, sagt der Gocher.
Schnell merkt er nach seinen Frage-Antwort-Spielen in lockerer Atmosphäre, dass da unter den Schülern einige sind, Hilfe brauchen. Wenn sie Fragen stellen, kommt er ihnen näher: „Die wollen reden, weil die das Problem zuhause haben.“ Und Mädchen fragen mehr, hat er immer wieder festgestellt: „Jungs geben sich meist belustigt und betont cool.“ Doch er ist schon froh, wenn sie ihm überhaupt zuhören. Und er hat Erfolg damit, wie er selbst zugibt: „Ich erlebe immer wieder, wenn sie mich später treffen und dann rufen ‚Herr Bergmann kommen Sie doch noch mal in unsere Schule‘. Das ist doch schön.“
Er kriegt sie alle, sagt er, mit seinen markigen Thesen wie „Alkohol macht dumm und impotent“ oder „Mit Alkohol ist die Idealfigur dahin“.
Ganz nüchtern, laut und deutlich.
Autor:Franz Geib aus Goch |
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