Menschen ... 1971-1973

Menschen 1971-1973

Auch Papier nimmt Platz ein, wenn es Blatt auf Blatt gelegt wird. Daher miste ich in unregelmäßigen Abständen Regale, Schubläden und Planschränke aus. Vieles geht ab „in die Tonne“. Von einigen Blättern trenne ich mich ungern – sie „überleben“ noch mal – wenigstens für einige Zeit.
So fielen mir heute vier Zeichnungen aus den Jahren 1971-1973 in die Hände. Also, um es ehrlich zu sagen, ich bin kein Kirchgänger, war es auch damals nicht. Trotzdem habe ich immer wieder mal Titelzeichnungen für Pfarrbriefe gestaltet – sogar für zwei Gemeinden. Und wie das so geht mit dem Gewissen – pro Deo.

1971, Thema: In diese Welt kommt Christus
Der hier gezeichnete Papst müsste durch seinen jetzigen Nachfolger ersetzt werden.
Aber sonst?

1972 (1), Thema: Kirche in unserer Welt
Im Mai 1993 war der hier noch heile Kirchturm eingestürzt. Der neu errichtete Turm ist glatter, nüchterner, „zeitgemäßer“. Mark und Pfennig sind Geschichte. Geld spielte schon immer eine Rolle in der Kirche. Ohne Zweifel hat sie mit unseren Steuern und Spenden viel Not in der Welt gelindert. Aber es bleibt auch heute noch ein ungutes Gefühl, wenn die Kirche meint, ihre Macht durch unchristlichen Prunk demonstrieren zu müssen. Hat Jesus das vorgelebt und gewollt?

1972 (2), Thema: Aufgabe heute: Unser Nächster
Wohnmaschinen, Nachbarn, die sich kaum kennen. Anonymität schützt vor Anteilnahme.
Einsamkeit, Verlassenheit und Schwermut schaut aus den Augen dieser Menschen. „Seelenkrankheit“ breitet sich aus – bei jungen und alten Menschen. Wo ist noch die Geborgenheit, die das Kind auf den Armen seines Vaters fühlt? Auf die Frage, wer denn der Nächste sei, gab Jesus die Antwort: Der, der neben dir steht. Zeitnah und immer noch aktuell.

1973, Thema: Laien in der Kirche
Damals noch qualmende Schlote, Schwerindustrie. Vollbeschäftigung, Überstunden – gute Aussichten für Kinder und Jugendliche.
In der Kirche die ersten Anzeichen für Priestermangel – Laienhelfer sind gefragt.
Und heute – viele Kirchen sind schon geschlossen …

Vier Zeichnungen, die ich wieder zurückgelegt habe – die noch nicht „in der Tonne“ gelandet sind.
Ob sie weitere vierzig Jahre überleben werden?