Kindererziehung und Ausbildung unter einem Hut
Anna Schneider ist 20 Jahre alt und Mutter einer dreijährigen Tochter. Sie ist aber auch Auszubildende im nunmehr dritten Lehrjahr, Angestellte und Kollegin. Denn nach ihrem Schulabschluss war der jungen Frau klar, dass sie auch mit Kind unbedingt eine Ausbildung machen will.
UEDEM. Über das Internet erfuhr sie von der Möglichkeit der Teilzeitberufsausbildung und meldete sich bei Christiane Naß, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bei der Agentur für Arbeit Wesel, die ihr den Kontakt zur Berufsberatung in Kleve vermittelt. Darüber bekam sie Kontakt zu dem Projekt TEP beim SOS Kinderdorf Kleve und erhielt von der dortigen Projektmitarbeiterin, Susann Kersten, Tipps für geeignete Ausbildungsbetriebe.
Reiner Scholten, der in Uedem eine Bäckerei und Konditorei mit mehreren Filialen betreibt, kannte die Teilzeit-Variante bis dato nicht, war aber sofort beeindruckt von der zielstrebigen Bewerberin. Im Rahmen einer einjährigen Einstiegsqualifizierung lernten sich die beiden besser kennen und recht schnell war klar, dass Reiner Scholten die junge Mutter zur Bäckerin ausbilden möchte: „Anna passt mit ihrer zupackenden, fröhlichen Art sehr gut in unser Team. Ihre praktischen und schulischen Leistungen können sich sehen lassen. Sie steht einem Vollzeit-Azubi in nichts nach.“ Während Anna die Berufsschule „ganz normal“ in Vollzeit absolviert, sind ihre Einsatzzeiten im Betrieb reduziert. Dennoch wird sie aufgrund ihrer guten Leistungen die Ausbildung nach drei Jahren abschließen.
Für die junge Mutter war dieser Weg die richtige Wahl
„Mir konnte nichts Besseres passieren“, meint Anna Schneider. Die Betreuung ihres Sohnes ist durch die im Haus lebenden Großeltern sichergestellt. „Die Unterstützung durch die Familie war für mich ganz wichtig“, betont sie. „Sicher ist die Vereinbarkeit von Ausbildung und Familie nicht immer leicht zu stemmen“, sagt Christiane Naß von der Arbeitsagentur Wesel. „Aber wenn die Kinderbetreuung klappt und Azubi sowie Betrieb verständnisvoll zusammenarbeiten, ist die Teilzeit-Variante eine gute Chance für alle Beteiligten.“
Annas Arbeitgeber kann das nur bestätigen: „Junge Menschen, die sich dafür entscheiden, sind sehr verantwortungsbewusst und mit mehr Biss dabei.“ Im Anschluss an ihre Ausbildung kann er sich eine Beschäftigung in Teilzeit ebenfalls gut vorstellen: „Wir haben auch einen Meister über 50, der ebenfalls nicht mehr Vollzeit arbeiten möchte.“
Autor:Christian Schmithuysen aus Goch |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.