Immer die gleiche Masche
War das ein Schock, als Ursula Peters zwischen Weihnachten und Neujahr mit ihrer Enkelin vom Spielplatz kam. Die Terrassentür war eingeschlagen und die ganze Wohnung verwüstet. Gemeinsam mit einer Nachbarin, deren Hund und "bewaffnet" mit einem Stock schaute sich die 80-Jährige das ganze Ausmaß an.
Christian Schmithuysen
GOCH. Für das neunjährige Mädchen war der Anblick zu viel. Sie lief schreiend aus dem Haus und kann seitdem nicht mehr alleine bleiben. Auch für Ursula Peters hat sich danach einiges geändert: "Ich hatte früher nie Angst, aber jetzt traue ich mich abends selbst mit dem Hund nicht mehr raus." Dabei geht es der Seniorin keineswegs alleine so. Auch viele Nachbarn wurden geschädigt. "Aber jetzt ist endlich wieder Ruhe", atmet Ursula Peters erleichtert auf. Ein halbes Jahr lang ging die Angst um im Viertel rund um den Katharienweg. Fast täglich wurde irgendwo eingebrochen. Nun wurden die Täter geschnappt.
So eine Einbruchserie ist schon ungewöhnlich", versichert Kriminalhauptkommissar Christian Steinke-Schmickler, Leiter der Ermittlungskommission. "Bis zu fünf Einbrüche am Tag waren keine Seltenheit." Von November 2015 bis März 2016 bot sich den Geschädigten und der Polizei oftmals das gleiche Bild. Fast ausschließlich in Einfamilienhäusern oder Doppelhaushälften waren die Rollläden hochgeschoben, die Scheiben mit einem Stein eingeschlagen und so die Fenster oder Terrassentüren geöffnet. "Die Täter hatte es ausschließlich auf Schmuck und Bargeld abgesehen", sagt der Hauptkommissar. "Dabei bewegte sich die Beute stellenweise im fünfstelligen Eurobereich." Rund 180.000 Euro wert waren die Uhren, Ketten oder das Geld, das die Täter bei 85 Einbrüchen erbeuteten. 40 Taten fanden alleine in Goch statt, fünf weitere in Weeze. Aber auch Bedburg-Hau, Kerken, Wesel und Alpen waren Ziele der Einbrecher. Trotz intensiver Tatortaufnahme, Spurensicherung und verstärkter Präsenz, war es am Ende einem wachsamen Zeugen zu verdanken, dass die Täter geschnappt wurden. Ein 22-jähriger Nachbar von Ursula Peters hatte von seiner Souterrain-Wohnung aus verdächtige Geräusche in der darüber liegenden Wohnung seiner Eltern gehört und die Polizei informiert. Diese war kurze Zeit später vor Ort und konnte die Täter festnehmen. "Es handelt sich um zwei 21- und 22-jährige Albaner, die in einem Asylbewerberheim in Issum leben", gewährt Steinke-Schmickler einen Einblick in die Ermittlungsarbeit. "Wir konnten noch vor Ort Diebesgut aus drei Einbrüchen bei ihnen sicherstellen." Einer der beiden Cousins hat bereits ein Teilgeständnis abgelegt. Beide sitzen in U-Haft und warten jetzt auf ein Gerichtsverfahren.
An die Opfer denken
Für die Polizei ist der Fall damit jedoch noch keineswegs abgeschlossen. "Auch die Opfersituation ist ein wichtiges Themenfeld", sagt der Kriminalhauptkommissar Peter Baumgarten. "Die Reaktionen der Betroffenen reichen von Grübeln bis zum Schock. Deshalb bieten wir Opferschutz nach Wohnungseinbrüchen an." Ein wichtiger Punkt sei dabei, mit anderen Menschen über das Geschehene zu sprechen.
Auch Ursula Peters möchte sich jetzt professionelle Hilfe holen: "Ich habe in den nächsten Tagen einen Termin bei Herrn Baumgarten."
Autor:Christian Schmithuysen aus Goch |
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