Dialog sei ein kirchlicher Auftrag - Vier Abgeordnete des Evangelischen Kirchenkreises Kleve berichten von ihren Erfahrungen
Von ihren Erfahrungen, den Beschlüssen und der Stimmung auf der rheinischen Landessynode in Bad Neuenahr berichteten die vier Abgeordneten des Evangelischen Kirchenkreises Kleve. 70 Interessierte aus den Gemeinden kamen dafür in das Seniorenzentrum nach Goch.
GOCH. „Es war eine schöne Synode in Bad Neuenahr", meinte Superintendent Hans-Joachim Wefers. „Die Tagesordnung war in diesem Jahr nicht erschlagend und wir diskutierten neben Kirchengesetzen und Strukturentscheidungen auch theologische Fragestellungen." „Kleinere Tagungsausschüsse beraten Entscheidungen zunächst, bevor sie gegen Ende der Synodenwoche im Plenum (210 Stimmberechtigte) entschieden werden können", erklärte Brigitte Messerschmidt aus Xanten den Ablauf. Sie berichtete auch von einer Jugendsynode, die im Vorfeld der Synode 2019 erstmalig stattfinden wird. 50 Synodale und 50 Jugendsynodale aus der rheinischen Kirche kümmern sich dann um jugendpolitische Fragen.
Die rheinische Kirche klärte mit einer theologischen Positionsbestimmung die Begegnung mit Muslimen. Wichtige Passagen daraus lauten: „Die Landessynode nimmt den Glauben muslimischer Menschen als Bindung an den einen Gott wahr." „Sie hält diesen Dialog für einen kirchlichen Auftrag." „Der Dialog zielt auf das gegenseitige Kennenlernen, nicht aber auf eine Konversion zur jeweils anderen Religion." „Die Evangelische Kirche im Rheinland ermutigt zu Kooperationen von Christen und Christinnen mit Muslimen und Musliminnen z.B. in der Seelsorge in Krankenhäusern, Justizvollzugsanstalten und in der Notfallseelsorge, in der diakonischen Praxis und im Bildungsbereich." In Begegnungen mit den Muslimen ermutigte die Landessynode „freimütig" von dem eigenen Glauben zu reden. Wefers legte dar, wie die Landessynode über diese Formulierung diskutiert hatte. Am Ende gewann die Formulierung „freimütig".
Passend zu diesem Dialoggedanken ist auch die Entscheidung der Landessynode, Nicht-Christen die Beschäftigung in der evangelischen Kirche und deren Einrichtungen zu erleichtern. Vor allem soll es in den Bereichen möglich sein, die der interkulturellen Öffnung dienen oder in denen Menschen betreut werden, die keiner christlichen Kirche angehören. Zu denken ist an Kindertagesstätten oder in der Jugendarbeit. Voraussetzung sei allerdings, dass der Anstellungsträger ein Konzept vorlegt, wie diese Mitarbeitenden, bespielsweise muslimischen Glaubens, in die Arbeit ihrer evangelischen Einrichtung eingebunden werden können. Anders als früher ist eine Einrichtung nun selbst für die evangelische Ausrichtung verantwortlich. Die Übernahme von Leitungsfunktionen bleibt allerdings begrenzt auf Menschen christlichen Glaubens.
Frieden als erstes Ziel
Ein Paradigmenwechsel vollzogen die Landessynodalen mit dem „Leitbild des gerechten Friedens". „Wir sprechen nun nicht mehr vom Krieg als „ultima ratio" also der letzen Option, sondern vom Frieden als prima ratio, also der ersten anzustrebenden Option", sagte Pfarrer Hartmut Pleines. Der Seelsorger in der Justizvollzugsanstalt Geldern berichtete zudem über den 2020 anstehenden Wechsel der kirchlichen
Abrechnungssoftware, die nach zehn Jahren ausgetauscht werden muss. Es wird dazu erneut Schulungen für Mitarbeitende geben. Nachdem die gesamte rheinische Kirche gerade erst die Umstellung auf das Neue Kirchliche Finanzwesen (NKF) vollzogen hat, löste das Thema keine Begeisterungsstürme aus.
Weitere Entscheidungen waren die Wahl der Düsseldorfer Superintendentin Henrieke Tetz zur Nachfolgerin von Klaus Eberl als Oberkirchenrätin und Abteilungsleiterin Erziehung und Bildung, die Erprobung von Vorschlägen der Arbeitsgruppe „leichtes Gepäck" (Vereinfachung von Genehmigungsverfahren) in einigen Kirchenkreisen,
Start eines Konsultationsprozesses zur Regelung des Kirchensteuer-Finanzausgleichs und die Forderung an die Politik, es bei vier verkaufsoffenen Sonntagen zu belassen.
Autor:Christian Schmithuysen aus Goch |
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