Chaos-Kids: Senf zur "Keine-Kinder-im-Biergarten-Diskussion"

"Zehn bis 20 Prozent der heutigen Eltern kotzen mich extremst an": An diese Aussage eines Düsseldorfer Biergarten-Betreibers musste ich dieser Tage denken. Denn ko... - ähm mich übergeben - musste ich mich auch beinahe. Während ich in einem Biergarten meine Suppe löffelte. Grund: Am Nebentisch spielte sich höchst Unappetitliches ab.

Ich sitze also im Außenbereich einer gemütlichen Lokalität und bin in freudiger Erwartung: In wenigen Momenten würde ich eine leckere Suppe löffeln. Als ich beginne, diese genüsslich zu verspeisen, passiert es! Vor Ekel kommt die Suppe beinahe "rückwärts" aus mir heraus, so ekelig berührt bin ich durch das, was sich direkt neben mir abspielt. Der Grund ist, dass am Nebentisch zeitgleich ein etwa 10-jähriger Junge begonnen hat, lautstark (!) seine offenbar nicht enden wollende Menge an offenbar stark verflüssigtem Nasensekret in ein Taschentuch zu r.. ähem entleeren. Nach zwei drei seiner exzessiven Rotz-Sequenzen à la "Ich will jetzt die totale Aufmerksamkeit und allen Leuten total auf den Keks gehen" denke ich entnervt und angewidert: jetzt muss aber doch mal gut sein! Pustekuchen! Das ganze hielt an. Ungelogen: an die 10 mal. Mindestens. Und seine Eltern? Die saßen seelenruhig da und widmeten sich ausgiebig ihren Menüs! Da ich nahe genug am Tisch der Familie saß, hörte ich jedes Wort unweigerlich mit. Aber ich vernahm - nichts! Außer dem Besteck-Geklirre seiner Eltern und dem "Gerotze" des Jungen. Während ich mich innerlich schüttelte, schossen mir die Begriffe "Rotzlöffel" und "Rotznase" in den Kopf. (Diese haben aber wohl andere Ursprünge)

Mir kam auch der Biergarten-Betreiber aus Düsseldorf in den Sinn, über den sich derzeit die Nation echauffiert und der sich einem wahren Shitorm ausgesetzt sieht. Hintergrund: "Keine Kinder - Keine Hunde" : Dieses Schild brachte der besagte Düsseldorfer Gastronom vor einen abgesperrten Bereich seines Lokals an. Der entnervte Mann, selbst Vater, konnte und hatte es nicht länger in Kauf nehmen wollen, dass Eltern, die ihre Kinder nicht "im Griff haben" in aller Seelenruhe dasitzen, während ihre Chaos-Kinder die Lokalität "auseinander nähmen". „Es gibt viele Eltern, die ihre Kinder mitbringen und sich einfach nicht um deren Verhalten scheren. Was dadurch folgt ist glasklar – das pure Chaos", sagt der Mann und ergänzt: "Die haben einfach zugesehen, wie ihre Kleinen andere Gäste mit Sand beworfen haben. Wenn die Kinder hier 20 Aschenbecher und Gläser mit Sand füllen, Schlamm auf den Bänken verteilen und die Mütter meinen, das ginge sie nichts an, muss ich eben die Konsequenzen ziehen." Neben den nun kinderfreien Bereich hat der Gastronom einen Spielplatz für Kinder errichtet...

Offen gestanden: Ich bin selber Mutter. Aber ich habe Verständnis für das Vorgehen des Gastronoms. Denn schon lange ist es zunehmend Mode geworden, seine Kinder in der Öffentlichkeit "über Tische und Bänke gehen" zu lassen. Laisser faire, ohne Ermahnungen und ohne Grenzen setzen. Das Problem sind nicht die Kinder, sondern die Eltern!

Einige Kommentare auf der Facebookseite des Lokals (die meisten waren positiv):

"Nicht die Kinder sind das Problem , sondern Eltern, die meinen, der Rest der Gesellschaft müsste alles mittragen, was sie ihren Kindern gestatten."

"Beim Einkaufen in Supermärkten habe ich mir so ein Schild auch schon oft gewünscht. Diese Quengelei und Diskutiererei der Kinder geht einem gewaltig auf den Sack. Diese Eltern haben ihre Kinder einfach nicht im Griff."

"Der Wirt hat extra einen Spielplatz gebaut für die Kinder, und ich kann seine Entscheidung nachvollziehen. Ich habe selber 4 Kinder, allerdings habe ich meinen Kindern Grenzen gesetzt, was vielen Müttern (Eltern) heute ja sehr schwer zu fallen scheint. Und auch ich hätte keine Lust , dass irgendwelche unerzogenen Gören, wie schon vorgekommen dort, ihre Sandburgen AUF dem Tisch bauen!!!"

Info:

Der Fall erinnert an ein Ereignis vor drei Jahren am Prenzlauer Berg in Berlin: als ein Café-Betreiber sein Lokal zur kinderwagenfreien Zone erklärte und der Begriff der "Latte-Macchiato-Mütter" die Runde machte.

Frage: Habt ihr Verständnis für den Biergarten-Betreiber ("Zehn bis 20 Prozent der heutigen Eltern kotzen mich extremst an") oder denkt Ihr, dass sein Vorgehen falsch war?

Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

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