Angepasst ...

Mit meinem Schätzchen fahre ich schon seit gefühlten siebenundvierzig Minuten durch die Stadt. Und zwar kreuz und quer, von einem Ende zum anderen. Genauer zu drei anderen.

Und wozu tue ich mir das an?
Ja, wozu wohl? In ein paar Tagen ist Ostern – das sagt doch alles.

Mit hochrotem Kopf kämpfe ich mich durch das Wochenendgedrängel – denn andere sind ja auch unterwegs. Auf der Jagt nach preiswerten Osterglocken werden sie kaum sein, dazu ist es in diesem Jahr einfach noch viel zu kalt, nachts frieren den Osterhasen noch die Ohren ab.
Nein, die meisten haben, wie ich, ganz andere Probleme. An bestimmten Stellen bremse ich leicht ab, was meine nachfolgenden Hintermänner und -frauen zu unkontrollierten Hupgeräuschen ermuntert. Meine Gesichtsfarbe wird zusehends gesünder – und mit geschwollenem Hals halte ich mit vorquellenden Augen nach etwas Ausschau.

Da! Blitzschnell selektiere ich das Gesuchte aus und präge es mir ein. Wie ein Mantra wiederhole ich es, um es mir besser einzuprägen. Und weiter geht die Stadt-Rallye – oder besser Schnitzeljagd.
Vier Stationen habe ich schon abgehakt – die Mantras schwirren schon bedenklich durcheinander.
Noch drei weitere Stellen, dann werde ich endlich eine Entscheidung treffen können.

So, hinter der nächsten Kreuzung die letzte Station!

Viel zu hoch! Also zurück. Direkt bei mir zu Hause um die Ecke war es doch am günstigsten. Ab in den nächsten Kreisverkehr und ans andere Ende der Stadt. Berufsverkehr, es dauert. Eine Bahnschranke senkt sich aufreizend langsam – und den Motor kann ich ruhig abschalten, hier zeigt die Bahn sich von ihrer besten Seite. Sie lässt sich Zeit. Viel Zeit. Hinter mir wächst eine Schlange.
Vor mir auch. Das Trommeln meiner Finger auf dem Lenker ist die einzige sichtbare Bewegung weit und breit.

Als ich in Erwägung ziehe auszuscheren und in eine Seitenstraße einzubiegen, um dieser Folter zu entkommen, rauscht plötzlich der Zug vorbei. Die Schranken heben sich zögerlich, und beide Schlangen bewegen sich in ihre vorgeschriebenen Richtungen. An der Kreuzung noch eine Ampel, natürlich auf Rot. Dann ab nach rechts – und ich bin am Ziel. An „meiner“ Tankstelle. Mein Blick geht nach oben, Sie wissen schon – zu den Preisen.

Tja, und was soll ich Ihnen sagen. Man hatte, ohne mich zu fragen, die Preise schon angeglichen.
Natürlich nach oben.

Frohe Ostern!

;-)

Autor:

Gottfried (Mac) Lambert aus Goch

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