Corona und der Sport im Amateurbereich
Vereine zwischen Goch und Weeze fürchten um ihre Zukunft

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind für viele Vereine verheerend. Jetzt wurde auch das nächste Sportevent abgesagt: Der 28. Gocher Steintorlauf am 21. Juni findet nicht statt. Archiv-Foto: Steve
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  • Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind für viele Vereine verheerend. Jetzt wurde auch das nächste Sportevent abgesagt: Der 28. Gocher Steintorlauf am 21. Juni findet nicht statt. Archiv-Foto: Steve
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Der Coronavirus ist kein Sportsfreund wie es scheint: Der Spielbetrieb in allen Fußball-Ligen ruht derzeit, die Handballer haben bereits ihre Saison beendet, und die Liste der abgesagten Events wird länger und länger. Die Fußball-Bundesliga wehrt sich vehement gegen einen Saisonabbruch, was natürlich wirtschaftlichen Erwägungen geschuldet ist. Und was meinen die örtlichen Sportveranstalter und aktiven Sportler zu der derzeitigen Situation? Wir haben sie mal gefragt.

VON FRANZ GEIB

Kreis Kleve. Schlechte Kunde kommt aus Goch. Der 28. Gocher Steintorlauf ist endgültig abgesagt. Zunächst hatten die Verantwortlichen des Orga-Teams nur die Anmeldung ausgesetzt, um nach Ostern endgültig zu entscheiden, wie es um den Lauf rund um das Hubert-Houben-Stadion bestellt ist. Doch dann wurde es klar: In diesem Jahr gibt es keinen Steintorlauf mehr.
Mitorganisator Johannes Artz: "Wir sind sehr traurig, weil wir auch in diesem Jahr mit weit mehr als 1.500 Teilnehmern gerechnet hätten. Alle Laufveranstaltungen, die in den nächsten 3 Monaten im Niederrhein stattfinden sollten, sind abgesagt worden. Für mich persönlich ist der Ausfall der beliebten Laufveranstaltung besonders schade, weil ich von Anfang an die Steintorläufe mitorganisiert habe. Am 21.Juni sollte das Laufevent stattfinden und einen Tag später werde ich 70 Jahre alt; ich hätte quasi in den Geburtstag hinein feiern können."

Steintorlauf  kann nicht verschoben werden

Das Dilemma: Der Lauf kann auch nicht so umorganisiert werden, dass er eventuell später doch noch durchgeführt werden könnte, sagt Artz: "Wir sind nun mal ein Familienlauf, an dem sehr viele Kinder, Jugendliche und auch alte Menschen teilnehmen. Hinzu kommt, dass unser Stadion dann rappelvoll ist."
Leider gibt es keine Alternative zu einer Absage. Ein Mini-Teilnehmerfeld, wenn das überhaupt erlaubt wäre, würde für den Verein Viktoria Goch dennoch sehr kostspielig sein. Bis jetzt sind Kosten von 800 Euro für Flyer, Plakate, Gebühren für Taf-Timing und mehr entstanden.
Auch andere Veranstaltungen werden wohl abgesagt. So sollten am 19. Mai die Kreisschulmeisterschaften der Leichtathletik stattfinden. Der Gocher vermutet, dass auch alle Bundesjugendspiele abgesagt werden: "Am 11. Juni sollten die Nordrhein- Senioren-Leichtathletikmeisterschaften bei uns durchgeführt werden. Das wäre für die Gocher Leichtathletik ein echtes Highlight gewesen. Auch hier müssen wir mit einer Absage rechnen."

Keine Idee, wie es nach Corona weitergeht

Während beinahe die gesamte Sportwelt ihren Spielbetrieb ruhen lässt, diskutiert dagegen die Deutsche Fußball-Liga darüber am 9. Mai die Bundesliga-Saison fortzusetzen. Ein Thema, dass Johannes Artz kritisch verfolgt: "Meines Erachtens ist es nicht richtig, dass die 1. Bundesliga mit "Geisterspielen" abgeschlossen wird. Dieses Privileg könnten dann die anderen Fußballligen auch für sich fordern. Und auch alle anderen Sportarten, inbesondere die Leichtathletik, wobei hier bei vielen Wettbewerben ein Abstandsgebot tatsächlich leicht durchzuführen wäre."
Wie Sportereignisse künftig stattfinden könnten und sollen, steht in den Sternen. Auch Johannes Artz hat keine Idee, wie es weitergehen könnte: "Wir wissen alle nicht, wann wieder sportliche Großveranstaltungen möglich sind, das kann noch sehr lange dauern. Ich befürchte, das wird erst dann der Fall sein, wenn ein heißersehnter Corona-Impfstoff entwickelt worden ist und weltweit eingesetzt werden kann."

Beim Uedemer SV ruht alles

Beim Uedemer SV ruht alles, sowohl bei der Leichtathletik als auch beim Fußball, bedauert Frank Kösters der Geschäftsführer des Kreisligisten: "Die Senioren befinden sich zur Zeit im Individual Trainingsbetrieb und halten sich seit Wochen mit Laufeinheiten fit. Aber eins ist klar, von Woche zu Woche fällt die Motivation schwerer. Endlich mal wieder ein Ball am Fuß, das ist das, worauf wir alle hin fiebern."
Sollten die Regeln gelockert und die Sportstätten wieder freigegeben werden, dann wollen die Aktiven versuchen, mit einem Training auf Distanz den Betrieb wieder aufzunehmen. Mit verschärften Regeln wie auch Ludger Terlinden meint: "Das würde heißen, dass die Spieler umgezogen zum Training kommen, nicht geduscht wird und es kein gemeinsames Umkleiden in den Kabinen gibt. Und ein würde ein Trainingsprogramm auf Distanz geben."
Allerdings sehen die Verantwortlichen die Chance diese Möglichkeit als sehr gering an, solange gegen den Corona-Virus weder ein Medikament noch ein Impfstoff auf dem Markt ist: "Wir haben gerade die große Befürchtung, dass wir im Jahr 2020 keinen geregelten Spielbetrieb mehr erleben werden."
Dem möglichen Bundesligastart ab den 9. Mai fiebern die Kicker aus der Schustergemeinde dennoch entgegen, um mal wieder "ein bisschen Struktur" in das Fußballleben zu bekommen. "Anderseits ist das aber auch bedenklich. Natürlich ist die Bundesliga nicht zu vergleichen mit unserem Amateursport, die Bundesliga ist ein Wirtschaftsunternehmen da geht es, platt gesagt, nur ums Geschäft", so Frank Kösters: "Deshalb könnte das mit Geisterspielen klappen, aber ist das wirklich der Fußball den wir sehen wollen?"

Kaum zu vermitteln, warum Bundesliga spielt

Ludger Terlinden: "Außerdem ist es unseren Jungs natürlich auch schwer zu vermitteln, warum in der Bundesliga gespielt werden kann, wir aber keinen Spielbetrieb durchführen dürfen." Sobald grünes Licht vom Robert Koch-Institut und der Politik kommt, und die Krankheit mit Medikamenten heilbar oder ein Impfstoff auf dem Markt ist, dann sollte mit dem Spielbetrieb wieder angefangen werden, hoffen beide Vorstandsmitglieder auf den Neustart: "Wir werden diese Krise überstehen, und dann werden wir wieder Sportereignisse unter normalen Bedingungen erleben."
Wie der dann aber irgendwann aussieht, das sei die große Frage, denn: "Wenn das wirklich alles noch Monate dauert, bleibt abzuwarten, wie sich dann der eine oder andere Fußballer entscheidet und wie es dann mit den Vereinen weitergeht. Denn die Angst besteht, dass durch den langen Stillstand der eine oder andere Spieler verloren geht, oder Kinder den Leichtathletik-Sport nicht mehr ausüben werden."
Frank Kösters: "Das wäre in unseren Augen tatsächlich eine große Katastrophe, denn was gibt es Wichtigeres als Bewegung und die sozialen Kontakte in einem Sportverein oder einer Mannschaft?"

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind für viele Vereine verheerend. Jetzt wurde auch das nächste Sportevent abgesagt: Der 28. Gocher Steintorlauf am 21. Juni findet nicht statt. Archiv-Foto: Steve
Derzeit kann die Kameradschaft auf dem Spielfeld nicht gepflegt werden und somit können auch keine Tore fallen: Corona hat den Spielbetrieb bis auf weiteres lahmgelegt. Für Frank Kösters (rechts) und Ludger Terlinden ein Dilemma.Foto: Steve
Autor:

Franz Geib aus Goch

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