Fit for Fun ist etwas anderes

Die Abwehr kommt blitzschnell, noch ehe der Angreifer seine Tat zu Ende gedacht haben mag. Sekundenbruchteile später ist diese auch schon vereitelt, der Aggressor außer Gefecht.
Ein Mann wie Reiner Cerajewski ist zwar klein, aber ungemein drahtig und vor allem schnell, wie er an diesem Samstag Nachmittag in der Arnold-Janssen-Turnhalle eindrucksvoll demonstriert. 50 Jahre Training in verschiedenen Kampfkunstarten rauben jedem Bösewicht jede Illusion.
Doch diesmal ist es nur eine Übung: Der Spezialausbilder für waffenlose Selbstverteidigung bei Polizei und Sicherungskräften -unter anderem hat er die Spezialeinheit GSG 9 trainiert- traf sich auf Einladung des Ninjitsu-Ryu Goch e. V. mit rund zwanzig weiteren Kampfkünstlern in der Weberstadt, um unter Freunden zu trainieren. Gekommen waren Vertreter des Jin-Jitsu Studio Dinslaken (gegründet von Reiner Cerajewski), des benachbarten Budo-Sport-Verein Roter Drache aus Kleve und andere.
Holger Koß vom Ninjitsu-Ryu Goch: „Wichtig ist der Erfahrungsaustausch untereinander, das Kennenlernen verschiedener Systeme ohne und mit Waffen und natürlich die Freundschaft.“
Ausbildungsleiter, oder besser „Instructor“ an diesem Samstag ist Heinz Reiners: „Was wir hier machen, hat mit Sport, wie es die meisten vermuten, nichts zu tun. Wir trainieren hier realistische Selbstverteidigung für den Alltag.“ Wie, zeigt unter anderem auch Hans-Theo van Bergerem aus Goch: Nach der Abwehr des Angriffs folgen kurze, minimalistische Reaktionen. Mit bloßem Auge kaum nachvollziehbar. Aber 20 Jahre Training bei Heinz Reiners machen klar: höchst effektiv. Der „Instructor“:
„Das, was wir zeigen, ist nicht vergleichbar mit Kampfsport, sondern ist Kampfkunst. Beides vereint sich nicht. Wer Kampfsport macht, macht keine Kampfkunst und umgekehrt.“
Außerdem sei die Kampfkunst wie sie Heinz Reiners, Reiner Cerajewski, Hans-Theo van Bergerem unter anderem ausüben, auch immer dem
Notwehrparagraphen § 32 StGb untergeordnet. Während es beim Kampfsport darum gehe, einen Wettkampf zu gewinnen, geht es in der Kampfkunst darum, einen Angriff von sich oder einem anderen abzuwehren. Eine Fit for Fun-Ausbildung, wie es Heinz Reiners ausdrückt, gäbe es hier nicht.