Der Gocher Christoph Krott und sein Sohn Claudio bewältigen das Matterhorn in den Walliser Alpen
Den meistfotografierten Berg bezwungen
Das Matterhorn, der magische Berg, das Wahrzeichen der Schweiz. Es gibt kaum einen Berg, der mehr fotografiert wurde. Kein anderer Berg symbolisiert die Bergwelt so eindrucksvoll, wie das 4.478 Meter hohe dreiecksförmige Steinmonument.
GOCH. Auch Christoph Krott aus Goch hat dieser Berg wie auch die gesamte Walliser Bergwelt in seinen Bann gezogen, seit Jahrzehnten verbringt er mit seiner Familie die Ferien dort. "1974 fuhr ich mit einer Schülergruppe der Gaesdonck ins Hochgebirge und war sofort von der für einen Flachländer völlig neuen Welt überwältigt." Als er später seine Frau Lisa kennenlernte und sie sich auch anstecken ließ von der Bergbegeisterung, war es kein Wunder, dass ihre Hochzeit im Wallis stattfand. Mehr noch: Auch die drei Kinder wurden alle in Randa bei Zermatt getauft.
Kein Wunder, dass irgendwann die Geschichte "Wenn der Vater mit dem Sohne…" geschrieben werden sollte ...
Denn seit vielen Jahren ist Christoph Krott (58) mit seinem Sohn Claudio (bald 22) in den Bergen in der Schweiz zusammen unterwegs. Nach vielen Sommern, in denen der Vater Christoph seine Familie auf die Drei- und Viertausender des Wallis geführt hatte, war es irgendwann soweit, dass Sohn Claudio die Führung übernahm. Inzwischen ist er der bessere Kletterer und darf deswegen vorausgehen.
In diesem Sommer erfüllten die beiden sich einen großen gemeinsamen Bergsteigertraum: Sie wollten zusammen das Matterhorn (4478 Meter) besteigen. "Diesen völlig alleinstehenden, weltbekannten Berg hatten wir bereits in den 90er-Jahren zusammen bestiegen, aber mehr als 25 Jahre später traute es mir nicht mehr zu, die Führung der Seilschaft zu übernehmen", so Christoph Krott. Also durfte Claudio ran: Nach über 50 bestiegenen Viertausendern freute er sich, dass er die Verantwortung übernehmen durfte. Und nach einer Nacht in der Hörnlihütte auf 3.260 Meter kletterte er am nächsten Morgen am über den Hörnligrat – das ist der leichteste Anstieg – mit seinem Vater am Seil dem Gipfel entgegen.
Christoph Krott: "Der Aufstieg dauert für Seilschaften ohne Profi-Bergführer meist sechs bis sieben Stunden, und der Abstieg nochmal mindestens genau so lange. Schließlich muss mit äußerster Vorsicht geklettert werden – etwa 10 Tote pro Jahr allein am Matterhorn mahnen zu größtmöglicher Sorgfalt beim angeseilten Steigen und beim Sichern."
Gegen 11 Uhr am Morgen war es dann soweit: Nach etwa 1200 Höhenmetern Kletterei am teilweise ausgesetzten Grat gaben sich Vater und Sohn auf dem Gipfel des Matterhorns die Hand. Der Sohn hatte den Vater mit guter Spürnase durch die bisweilen schwer zu findende Optimallinie auf den weltweit meistfotografierten Berg geführt.
"Wir beiden hatten sogar das Glück, den Gipfel einige Zeit lang ganz für uns alleine zu haben", freute sich der Gocher. Eine unbeschreibliche Aussicht auf etwa 40 weitere Viertausender im ganzen Alpenbogen war der Lohn für den schweißtreibenden Aufstieg bei bestem Wetter. Da kein Wetterumschlag und kein Gewitter drohte, konnten die beiden Hobby-Alpinisten sich auf dem Gipfel und beim langwierigen Abstieg über dieselbe Route viel Zeit lassen.
Beim letzten Sonnenstrahl kehrten sie wohlbehalten zur Berghütte zurück, um sofort den weiteren Abstieg bis nach Zermatt unter die Füße zu nehmen. "Beim Schein der Stirnlampe trafen wir noch vor Mitternacht im Tal ein, wo für mich der Zug nach Randa bereit stand, für Claudio jedoch das am Vortag abgestellte Mountainbike, das ihn auch noch das letzte Stück der Tour aus eigener Muskelkraft nach Hause brachte", so der stolze Vater.
In Randa warteten bereits die Frauen der Familie, die ihren bergsteigenden Männern nun einen liebevollen Empfang mit leckeren Speisen und vor allem vielen kühlen Getränken bereiteten. Ein Traumtag fand einen glücklichen Ausklang. Für Christoph Krott war nun klar, dass diese zweite Matterhornbesteigung seine letzte gewesen sein dürfte, für den Sohn dagenen war ebenso klar, dass seine erste Tour auf diesen Traumberg nicht seine letzte sein sollte.
Autor:Christian Schmithuysen aus Goch |
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