Alemannia Pfalzdorfs Integrationsteam - wenn der Fußball alle verbindet
Spieler, die über das Feld rennen und den Ball unbedingt ins Tor bringen wollen: Auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches, doch trotzdem sind diese beiden Mannschaften etwas ganz Besonderes.
Denn hier kicken junge Menschen, die gehandicapt sind - sei es körperlich oder geistig - gemeinsam. Jeden Freitag trainieren die „U16“ und „Ü16“, die ihre sportliche Heimat beim VfB Alemannia Pfalzdorf haben.
Und noch eine Besonderheit gibt es, wie Trainer Achim Hahn voller Stolz erzählt: „Wir sind die einzigen am gesamten Niederrhein, die Fußball für gehandicapte Kinder ab acht Jahren anbieten.“
30 Spieler sind dabei
30 Spieler zwischen acht und 20 Jahren sind zurzeit dabei. „Wir hatten auch mal ein Mädchen in der Mannschaft, aber mit 14 Jahren war ihr Interesse an Fußball dann nicht mehr ganz so groß“, schmunzelt Achim Hahn.
Geboren wurde die Idee zur dieser Mannschaft 2007, weil sein Sohn und dessen Freund unbedingt Fußball spielen wollten. Mit acht Kindern organisierten er und andere Eltern einen wöchentlichen Treff, zunächst in Uedem. „Der Einzugsbereich reichte sogar bis Winnekendonk“, erzählt Hahn von den Anfängen. Nach einiger Zeit bemühten sich die Eltern um die Angliederung an einen Verein, u. a. auch aus versicherungstechnischen Gründen. „Es gab tolle Gespräche mit dem Vorstand und dann hat die Alemannia Pfalzdorf im August 2008 gesagt ,kommt‘“, erinnert sich Achim Hahn. Er hat inzwischen beim FC Kleve auch seinen Trainerschein für die U16 gemacht. Zusammen mit Micki Michels, Dirk Weiler und - seit Januar dieses Jahres - Uwe Peters, gestaltet er das Training.
Teams entwickeln Ehrgeiz
Angetreten sind sie nicht, um „therapeutisch was zu reißen“. Es verbessere sich nämlich ständig etwas, z. B. Koordination, Gleichgewichtssinn und nicht zuletzt die Teamfähigkeit. „Die Spieler entwickeln Ehrgeiz aus sich selbst heraus“, das hat Achim Hahn oft genug beobachtet.
Dabei wird nach den Regeln der Fair Play Liga gekickt. „Im Training wird ohne Schiedsrichter gespielt, die Eltern sind mindestens 25 Meter vom Spielfeldrand entfernt und der Trainer greift nur ein, wenn eine Situation nicht allein lösbar ist“, erläutert Hahn.
Eigene Liga mit 5 Mannschaften
Angeschlossen ist man dem Fußballverband Niederrhein (FVN) und dem Behindertensportverband NRW. Und daraus entstand 2013 noch eine Idee: Warum nicht eine eigene Liga für Kinder ab acht Jahren auf die Beine stellen? Gesagt, getan, die Idee stieß auf Zustimmung bei Axel Müller, dem Inklusionsbeauftragten des FVN. Und so wird ab März/April dieses Jahres eine Liga mit fünf Mannschaften an den Start gehen. Der FVN übernimmt dafür sogar die Schirmherrschaft. „Dann ist es auch möglich, innerhalb von einer Stunde am Spielort zu sein“, freut sich Achim Hahn. Denn bisher war die Anreise zu Turnieren meist deutlich länger.
Nachmachen ist ausdrücklich erwünscht
Er wünscht sich schon, dass umliegende Städte Lust bekommen, eine solche Mannschaft auf die Beine stellen und damit die neue Liga verstärken.
Fußball verbindet, das ist ein Erfahrungswert, doch das tun auch gemeinsame Unternehmungen, die nicht zu kurz kommen. „Wir veranstalten z. B. jedes Jahr unser Vater-Kind-Wochenende mit Paddeln auf der Niers und Zelten“, berichtet Hahn. Und das Turnier bei den niederländischen Freunden in Westervoort ist immer wieder ein besonderes Erlebnis. „Da wird richtig gezaubert“.
Zwei bis drei Anfragen pro Monat bekommt Achim Hahn für die beiden Mannschaften. „Bei 33 Kids wäre die Kapazität erschöpft, aber wie würden im Notfall auch eine dritte Mannschaft aufziehen“, zeigt sich Achim Hahn da ganz flexibel. Mehr Informationen zum Fußball-Projekt gibt es auf der Homepage des Vereins: www.vfb-alemannia-pfalzdorf.com
Alle Fotos: Steve
Autor:Corinna Denzer-Schmidt aus Sonsbeck |
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