Junge Pfalzdorferin will in Südafrika traumatisierte Kinder betreuen - Unterstützer sind gern gesehen
An einer Biene hing die Zukunft von Ulrike, genannt Rike, Falow: Wäre das Insekt an ihrem abgestellten Schuh vorbeigeflogen, statt mitten rein, würde die junge Frau aus Pfalzdorf vielleicht noch lange nicht in Südafrika helfen können. Doch jetzt sitzt sie schon fast auf gepacktem Rucksack und wartet darauf, dass sie in rund drei Wochen in Johannesburg aus dem Flieger steigt, um dort ein Jahr lang als Freiwillige mit traumatisierten Kindern und Erwachsenen zu arbeiten.
Von Franz Geib
Pfalzdorf/Südafrika. Wie so viele andere in ihrem Alter wollte auch die 25-jährige nach dem Abitur zunächst erst mal weg: Im Ausland fremde Kulturen kennen lernen, über den Tellerrand schauen, neue Horizonte erfahren, das übliche Ding junger Menschen.
Daraus wurde aber zunächst ein Freiwilligendienst in einer geschlossenen Psychiatrie für Kinder und Jugendliche in der LVR-Klinik in Bedburg-Hau. Nach fünf Jahren Studium steht die junge Psychologiestudentin in Trier kurz vor dem Abschluss, und arbeitet im Moment als Betreuerin in einer Einrichtung mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen aus Mali, Eritrea, Syrien, Afghanistan zwischen 12 und 18 Jahren.
"Und dann kam diese Situation mit der Biene in meinem Schuh, die meinen Fuß, ganz klar, als Bedrohung sah und zustach..." Statt Mitleid erntete sie nur leichten Hohn ("Wer zieht denn auch einen Schuh an, ohne vorher reinzuschauen, ob da ein Tier drin ist?") unter den Flüchtlingskindern. "Da wurde mir klar, wie schwer es ist, sich in die Lage anderer Menschen hineinzuversetzen, wenn man ihr gewohntes Umfeld und ihre Lebensumstände nicht kennengelernt hat", reifte der endgültige Entschluss den afrikanischen Kontinent kennen zulernen.
Eine Freundin ("Rike, das passt zu dir wie A.... auf Eimer!") machte die Studentin auf ein Hilfsprojekt vom Verein „Welthaus Bielefeld e.V.“ im südafrikanischen Johannesburg aufmerksam und nach einem Vorstellungsgespräch war die Sache schließlich klar: Das Weltwärts-Projekt, das zu einem großen Teil vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziert wird, bot ihr die Chance, die sie suchte: "Da kann ich was Gutes tun und außerdem erfahren, wie die Kinder - und Jugendarbeit anderswo funktioniert."
Keinen Zugang zumVersorgungssystem
Sophiatown Community Psychological Services, so der Name, bietet in Johannesburg psychologische Betreuung für trauernde und traumatisierte Kinder und Erwachsene, die normalerweise keinen Zugang zu psychologischer Beratung bekommen. Darunter zählen tausende von Flüchtlingen aus Burundi, Ruanda, Simbabwe und Kongo, die in und um Johannesburgs Townships oder auf der Straße leben. Ulrike Falow: "Vor allem für Kinder und Jugendliche ist die Situation besonders schwierig, denn Flüchtlinge sind von vielen Südafrikanern, die selbst von Armut betroffen sind, verhasst."
Bei der jungen Pfalzdorferin liegt der Fokus ihrer künftigen Arbeit auf Menschen, die mit Todesfällen in der Familie, Armut, Gewalterfahrungen, Vertreibung und AIDS konfrontiert sind. Vor allem interessiert sie sich für die unterschiedlichen Behandlungsmethoden, die den kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen angepasst sind und sowohl westliche als auch traditionelle Vorgehensweisen einbinden. Diese Erfahrungen sollen später auch in ihre Masterarbeit einfließen. "Ich hätte auch Farmarbeit machen können, aber so habe ich zusätzlich die Möglichkeit, eine Menge zu lernen und vielleicht als fertige Psychologin zurückzukommen", beschreibt sie ein weiteres, stichhaltiges Motiv im Land am Kap zu arbeiten.
Am 19. August geht es ab Frankfurt los. Nach der Ankunft wird sie zunächst im "House of dreams", wo 1955 die südafrikanische Freedomcharta verfasst wurde, untergebracht. Mit viel Respekt will die Pfalzdorferin den Menschen dort begegnen, hofft auf einen interessanten Austausch mit Einheimischen, will Mozambique, Swasiland und den Krüger-Nationalpark besuchen und vor allem einen Beitrag für mehr Gerechtigkeit und Unterstützung Betroffener leisten.
Über jede Menge Unterstützung würde sich Ulrike Falow sehr freuen, denn: Der Großteil des Freiwilligenprogramms wird durch das Bundesministerium finanziert. Es ist erwünscht, dass junge Menschen wie sie für den restlichen Betrag einen Förder- und Unterstützerkreis aufbauen. Ziel ist es durch einmalige oder regelmäßige Spenden einen Betrag zwischen 2. 580 Euro bis 2.760 Euro für das gesamte Jahr zusammen zu tragen und so den Aufenthalt beziehungsweise die Hilfe möglich zu machen.
Die angehende Psychologin will im Gegenzug allen Unterstützern regelmäßig Bericht erstatten, damit diese aus erster Hand Eindrücke von ihrer Arbeit in ihrem neuen Lebensumfeld erfahren. Unter http://rikegehtnachafrika.blogspot.de/ können Interessierte ihren Weg mitverfolgen.
Einen Teil des Geldes hat Ulrike Falow dank Freunden und Familie bereits zusammen, doch noch fehlt ein großer Betrag von rund 1. 800 Euro. Wer jetzt helfen will findet alles Wichtige unter www.betterplace.org/p44882
So wird Ihre Hilfe verwendet: Während des Weltwärts Freiwilligendienst bekommen junge Menschen wie Ulrike Falow ein Taschengeld von 100 Euro pro Monat und mit Ausnahme des Visums auch alles bezahlt, was für die Durchführung des Freiwilligendienstes an Kosten anfällt. In diesen Kosten enthalten sind sowohl die Seminare, der Flug, Versicherungen, Unterkunft und natürlich auch die Verpflegung. Um diese Aufwendungen zu finanzieren erhält jeder Weltwärts-Träger eine Förderung von maximal 75 Prozent der tatsächlichen Kosten vom Staat. Um die restlichen 25 Prozent zu finanzieren, bitten viele Vereine die Freiwilligen zusätzlich einen Spenderkreis aufzubauen.
Autor:Franz Geib aus Goch |
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