"Die Pflegestrukturen im Kreis Kleve sind mangelhaft" - VdK erlebt derzeit einen starken Boom
Der Sozialverband VdK am Niederrhein, früher oft mitleidsvoll als Verein für alte Leute, die den Krieg mehr oder weniger leidvoll miterlebten, abgestempelt, ist derzeit "in": Innerhalb eines Jahres konnte der Verband das 25.000. und das 26.000. Mitglied begrüßen. Aber und das sagt er selbst: Es sei die soziale Unsicherheit, die viele Menschen in die Arme des VdK treibe.
VON FRANZ GEIB
Doch, und das ist die gute Nachricht wie der Vorsitzende Horst Vöge bestätigt: "Wir kämpfen für die Rechte der unteren Schichten unserer Gesellschaft, sind klageberechtigt bis zum Bundessozialgericht!" Die Unschärfen der Gesetzgebung seien es, die dazu führten, dass sich viele Menschen nicht mehr zurecht fänden und einen starken Verband im Rücken nötig haben.
Und es wird laut VdK nicht besser, allein im Kreis Kleve läge die Armutserwartungsquote bei 18 Prozent. Parallel dazu gäbe es mannigfaltige Probleme, ein beispiel sei der soziale Wohnungsbau. Während der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum steige, sinke in den Kommunen die Zahl der Sozialwohnungen. Allein in Uedem würden bis 2030 51 Prozent der Wohnungen wegbrechen, zum einen weil die Bindung auslaufe zum anderen weil sie baufällig würden und kein Ersatz geschaffen würde. In Weeze liegt die Quote bei 53 Prozent in Kleve dagegen nur bei 18 Prozent. Zwar wissen Vöge und seine Kollegen, dass sozialer Wohnungsbau keine Pflichtausgabe der Kommunen sei doch hätten diese und mithin der Kreis eine ethische und moralische Verantwortung für die Bürger.
Landflucht der jungen Bevölkerung
Beim jüngsten kommunalen Forum des VdK kamen auch noch andere Themen zur Sprache, zum Beispiel die kommunalen Pflege- und Gesundheitsstrukturen und der demografische Wandel. "Wir halten die Pflegestrukturen im Kreis für mangelhaft", meint Vöge. Im benachbarten Kreis Wesel gäbe es 13 Beratungsstellen, im Kreis Kleve dagegen nur eine Telefonnummer. Und das gerade im ländlichen Raum die kommunale Sozialpolitik immer wichtiger wird, dürfte angesichts der Landflucht der jungen Bevölkerung klar sein.
Es gäbe viele Bereiche, in denen nachgebessert werden müsse, angefangen beim ÖPNV, Behindertentoiletten an Friedhöfen, Ärztemangel über die Überarbeitung von Krankenhausplänen. Zwar habe der VdK kein politisches Mandat in den Räten, doch verschaffe er sich erfolgreich Gehör bei den Mandatsträgern wie dem Landrat und anderen: "Wir versuchen mit der Politik vor Ort ins Gespräch zu kommen." VdK-Vorsitzender Hörst Vöge, Geschäftsführer Robert Walter und Sprecher Volker Markus kritisieren die sozialen Misstände im Kreis Kleve.Foto: Franz Geib
Autor:Franz Geib aus Goch |
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