Marti Mlodzian aus Goch demonstrierte für eine sofortige Änderung der Klimapolitik
„Wir wollen etwas bewirken!“

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„What do we want? – Climate Justice! - When do we want it? - Now!“ Hunderte Schüler aus Kleve und Umgebung gehen seit Wochen freitags gemeinsam auf die Straße und haben dabei alle ein Ziel – eine lebenswerte Zukunft. Auch viele Gocher Schüler demonstrierten mit, Marti Mlodzian ist einer von ihnen. Der 14-jährige ist seit der ersten Klever Demonstration mit dabei und ist mittlerweile sogar einstimmig zum Pressesprecher der Klever Fridays for Future-Bewegung gewählt worden.

Er will, dass jetzt endlich etwas passiert. Der wichtigste nächste Schritt sei ein möglichst schneller Kohleausstieg. „Kohleausstieg bis 2038? - Das ist vollkommener Quatsch!“, beschwert er sich, „Momentan soll erst 2035 geguckt werden, ob man es vielleicht auch früher schaffen kann. Das ist viel zu spät und macht allgemein keinen Sinn! Ich persönlich halte 2022 für realistisch, ich denke, dass wir das schaffen könnten, wenn wir uns anstrengen!“
Da es hier in der Gegend keinen großen Kohleabbau gibt, ist den Demonstranten im Kreis Kleve auch ein anderes Thema sehr wichtig – der weitere Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel.
„Wir denken, dass hier in der Region vor allem der öffentliche Nahverkehr gestärkt werden könnte, denn wie will man die Menschen dazu bringen, eine Bahn zu besteigen, wenn das Auto viel bequemer ist, mehr Beinfreiheit hat und viel sauberer ist“, erklärt Marti.
Gut findet der Gocher Schüler allerdings, dass es hier in Goch und Kleve zwar nicht immer Busse, dafür aber Anrufsammeltaxis gibt. Denn es nütze einem ja nichts für die Klimabilanz, wenn ein leerer Bus durch die Gegend fahre.
Schon einige Aktionen wurden von den Demonstranten organisiert, zum Beispiel eine Müllaufsammelaktion in Kleve. Viele weitere Projekte sind in Planung, auch in Goch, Emmerich und anderen Städten.
Die Bürgermeisterin von Kleve hat den Demonstranten auf einer der vergangenen Demonstrationen eine Mappe überreicht, in der sie die Klever Ziele bezüglich des Klimaschutzes darlegt. Viele der jungen Klimaaktivisten finden diese Ziele jedoch nicht sonderlich überzeugend und hoffen auf weitere Gespräche mit der Bürgermeisterin und anderen Politikern.
„Ich würde mir sehr wünschen, dass vielleicht ein Gocher Politiker mal etwas vorlegt!“, appelliert Marti Mlodzian, „ Zum Beispiel Bürgermeister Ulrich Knickrehm könnte uns sehr gerne eine Mappe zukommen lassen, denn es gibt viele Gocher, die bei Fridays for Future aktiv sind.“
Auch David Krystof, jüngstes Mitglied im Stadtrat Goch und im Klever Kreistag, sieht hier in der Gegend viel Bedarf für Veränderungen. Das größte Problem ist in seinen Augen der Flughafen Weeze: „Dort verscherbelt Ryanair Urlaubsflüge zu Spottpreisen. Und das schlimmste dabei: ohne das Geld des Kreises wäre der Flughafen gar nicht überlebensfähig. Hier wird also mit Steuergeldern das direkte Gegenteil von Klimaschutz gefördert. Mit dem Geld sollten wir besser den ÖPNV im Kreis ausbauen und so etwas fürs Klima tun!“
Marti Mlodzian ist es sehr wichtig, mehr Aufmerksamkeit auf das Thema Klimaschutz zu lenken. Das sei auch der Grund, weshalb die Demonstrationen während der Schulzeit stattfinden, erklärt er, „Es ist eigentlich schade, dass es solche Demonstrationen geben muss, dass man nur durch Provokation die Aufmerksamkeit auf das Thema lenken kann. Aber vor Fridays for Future wurde viel zu wenig über Klimathemen berichtet, es wurde auch viel zu wenig Druck auf Politiker ausgeübt.“
Marti kritisiert, dass über „normale“ Nachmittagsdemos meistens viel zu wenig berichtet werde, zum Beispiel über die große Klimademo in Berlin und in Köln am 1.12.2018. Dort seien nur sehr wenige Journalisten anwesend gewesen. Fridays for Future wiederum war schon mehrmals in der Tagesschau und in anderen Nachrichten-Sendungen und -Magazinen, auch bei der ersten FFF-Demo in Kleve waren mehrere Journalisten und sogar ein Kamerateam vom WDR anwesend.
Viele Deutsche kritisieren die Schulstreiks trotzdem extrem. Sie fordern, die Demonstrationen auf Nachmittage zu verlegen. Auch viele Politiker sind empört und fordern sogar hohe Geldstrafen für die „Schulschwänzer“. Der Gocher Politiker David Krystof steht auf der Seite der Demonstranten. „Ich glaube, dass diejenigen, die jetzt die Schulpflicht beschwören, nur von ihrer eigenen Untätigkeit ablenken wollen. Angesichts der krassen Auswirkungen des Klimawandels empfinde ich den Schulstreik nicht als sonderlich radikal.“, erklärt er.
Um Kritikern zu beweisen, dass es den Jugendlichen nicht darum gehe, die Schule zu schwänzen, wurde am vergangenen Freitag in Kleve eine Fridays for Future Nachmittagsdemonstration veranstaltet – mit großem Erfolg. 300 Schüler nahmen daran teil, mehr als an so manchen Klever Schulstreiks in den vergangenen Wochen.
„Das ist ein deutliches Zeichen, dass wir nicht nur Schule schwänzen wollen!“, sagt Marti Mlodzian, „Es geht uns darum, wirklich etwas zu bewegen. Ich wünsche mir, dass es in 10 Jahren keine Fridays for Future Demonstrationen mehr geben muss!“
Die demnächst anstehenden Europa-Wahlen sind ein wichtiges Thema für ihn: „Ich fordere euch alle auf, geht zur Europawahl, das ist wirklich wichtig! Und wählt das Richtige.“
„Es ist noch möglich, die Welt zu retten, aber dazu braucht es neben uns auch einen starken Rückhalt in der Bevölkerung“, appelliert der 14-Jährige. „Wir müssen alle zusammenarbeiten!“

Autor:

Lokalkompass Goch aus Goch

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