Wie bastele ich mir einen Chemiecocktail und wenn ja, was mache ich damit ?
Der Weltuntergang ist unabwendbar
– laut einer Studie der NASA wird die moderne Gesellschaft untergehen.
Hat eine Computerberechnung ergeben.
Größte Risiken für diesen Kollaps seien Bevölkerungswachstum, Klimawandel, Wasserversorgung, Landwirtschaftsentwicklung , Energieverbrauch.
Ungleiche Verteilung des Reichtums und die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen seien die Hauptgründe.
Polithasardeure und andere unliebsame Zeitgenossen nutzen die Ressourcen ihrer Länder für eigene machtpolitische Ziele auf Kosten ihrer Nation und zwingen anderen Staaten ihren Willen auf – sprich erpressen sie durch Ressourcenentzug oder deren Androhung.
Was liegt da näher, als über Abhilfemaßnahmen nachzudenken.
Was liegt da ganz nah vor der Haustür – Schiefergas.
Gas – das Zauberwort,
bei dem in den Augen von Politikern und Wirtschaftsbossen die Las Vegas – Kugeln in Rotation geraten und immer bei einem ganz bestimmten Symbol stehen bleiben : $ $
Und was liegt da in der Luft ?
Eine Feier zu Ehren dieser wahrhaft zu Füssen gelegten Ressourcen, eine Feier bei der mit einem besonderen Cocktail angestoßen wird. Dem
Fracking – Cocktail !
Und damit die Feier auch so richtig krachen kann, läßt man das Volk nicht außen vor – nein man macht ihm diesen Cocktail schmackhaft.
Mit erhobenen Zeigefingern weist man auf die kommende Energiekrise hin und schwört das Gespenst des Preisanstiegs herauf, in weißem Gewand vor Schwarzem Hintergrund. Mit Roten Lippen und Gelben Fingerspitzen. Fünf Prozent pro Jahr !
Ergo wollen unisono
Schwarz, Rot und Gelb
in NRW das Fracking zulassen.
Nein, nicht direkt ! Erst einmal in Form von Probebohrungen und Erkundungen der neuen Techniken. Die in den USA angewandten Methoden gehören ja schließlich dem technischen Mittelalter an.
Man habe alles im Griff, rufen, wieder unisono, die schon in den Startlöchern stehenden Energieriesen wie Exxon, Wintershall & Co.
Die Claims sind auch schon längst abgesteckt
– in NRW sowieso !
Und so mancher Kommentator schwingt sich auf, mit seinem süßen Senf zu kommentieren.
Der eine meint, Fracking brächte revolutionäre Neuerungen für den Strommarkt und löse einen industriellen Boom aus, alle Fracking – Gegner seien somit auch Industrie - Gegner.
Am Stammtisch würde man das wohl noch drastischer ausdrücken.
Ein anderer Meinungsgeber vertritt die These, dass neue Technologien schon immer auf massiven Widerstand gestoßen seien in der Vergangenheit. Zum Beispiel Dampfenergie.
Stimmt !
Aber heute haben wir so viele Beispiele für wissenschaftliche Fehleinschätzungen und Umweltsünden wie nie zuvor :
Atommüllentsorgung, Asse, Atomunfälle, Verseuchungen aller Art
,
usw usw.
Da ist der Widerstand mehr als angemessen, besonders wenn Global Player im Spiel sind. Die lassen sich in ihre Karten nämlich nicht hineingucken – auch nicht von der Politik !
Tja, und Politiker steckt man dann in zwei Lager-Schubladen - Populisten auf Stimmenfang dank vorhandener Ängste, die man schüren kann, und Mutige, offen für neue Erkenntnisse.
So schnell kann man Gegner und Befürworter klassifizieren – klasse !
Oder : Fracprozesse würden kontinuierlich und damit ausreichend überwacht, Giftige Flüssigkeitsrückstände würden in seit Jahrmillionen dichte Lagerstätten verbracht, Wasserprobleme könne es in Deutschland nicht geben, denn Wasser gäbe es ihm Überfluss !
Wie Überwachung bei uns funktioniert ?
– ich nenne nur mal Lebensmittelskandale, Arzeimittelskandale, Skandale bei technischen Überwachungen, Müllskandale .
Reicht das ?
Und Wasser haben wir nun wirklich zur Genüge, aber sauber und brauchbar ?
Fragen wir doch mal die Wasserwerker, besonders die am Niederrhein oder in Flussufernähe !
So einfach kann das sein !
Das Thema ist aber nicht so einfach, wenn man sich näher damit beschäftigt und nach Meinungen Ausschau hält, die PROS den CONTRAS gegenüberstellt.
Ein kleiner Querschnitt aus den umfangreichen Publikationen zeigt die Komplexität des Themas schon in den Headlines :
„Hoffnungsträger oder Risikotechnik?“ (Stuttgarter Zeitung)
„Gefahr für Grundwasser: EU erlaubt umstrittenes Fracking“ (Deutsche Wirtschafts Nachrichten)
„Forscher sehen Fracking als Gefahr fürs Grundwasser“ (stern)
„Groote : Auf unsichere Methoden verzichten“ (NOZ/Lingener Tagespost)
„Fracking – Argumente pro und contra“ (WAZ)
Fracking wäre notwendig, sagen die Befürworter, weil
der Energieverbrauch weltweit wächst und Reserven zurückgingen,
die Importabhängigkeit geringer wäre, Devisen im Land blieben,
Fracking beherrschbar und ohne negative Auswirkungen sei, weil die Chemikalien stark verdünnt würden,
man neuen Entwicklungen gegenüber offen sein müsse und die CO²- Bilanz verbessert würde.
Die Kritiker stellen dagegen, daß
Erdgas auch ein fossiler und klimaschädlicher Brennstoff sei,
durchaus giftige Substanzen das Grundwasser auch erst zu einem späterem Zeitpunkt aufgrund von unentdeckten Rissen oder leckgeschlagenen Bohrungen vergiften können,
Verklappung der giftigen Rückstände in tieferen Erdschichten, austretendes, - die Atmosphäre belastendes - Methangas u.a. Fehler irreversible Schäden in dicht besiedelten Gegenden erzeugen können.
Wer hat die richtigen Fragestellungen und die dazu passenden Antworten ?
Sind beide Seiten bereit, sich ohne Vorbehalte und in toleranter Meinungsbildung zur Lösung dieser wichtigen Umweltfragen auszutauschen ?
Werden Gegner und Befürworter bereit sein, die Argumente der „Gegenseite“ von wirklich unabhängigen Institutionen prüfen zu lassen ?
Was ist Unabhängigkeit ?
Ich schlage mich bei so vielen offenen und schier unlösbar erscheinenden Fragen doch gleich auf die Seite der Kritiker.
Denn :
Wer hat die warnenden Stimmen beim Befüllen der Asse gehört ?
Wer hat bis heute noch keine Lösung für die Entsorgung des gesamten bisher angefallenen Atommülls anzubieten ?
Wer muß die mittlerweile riesigen Kosten zur Beseitigung von Altlasten tragen ?
Wer beherrscht irgendwo auf dieser Welt Atomkraft ?
Wer beherrscht den Umgang mit Hightech, ohne immer wieder Umweltkatastrophen zu
produzieren ?
Wer hat nicht nur einzig den Profit und Wachstum ohne Grenzen im Auge ?
Wen giert es nicht nach Macht, sondern nach dem Streben, der Menschheit das Leben auf diesem Planeten lebenswert zu machen ?
Und - last but not least –
wer unternimmt überhaupt noch Anstrengungen, über mehr Energieeffizienz nachzudenken ?
Aber diese Frage gilt als kontraproduktiv, vielleicht aber auch konterrevolutionär ?
Autor:Lothar Dierkes aus Goch |
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