Was war noch mal der Prager Frühling ?
In der Nacht vom 20. auf den 21. August 1968 wurde für die Tschechoslowakei der Traum von einem politischen Frühling durch Truppen des Ostblocks mit Gewalt nieder gebombt.
Es gab besonders in der Hauptstadt Prag viele Tote unter den protestierenden und gegen diese gewaltsame Okkupation des Staates rebellierenden Gruppen.
Für den Westen war es auch ein Schock, nach dem gewaltsamen Niederschlagen 1953 der Aufstände in der DDR und dem Ostberliner Mauerbau 1961.
Zu genau diesem Zeitpunkt war ich mit meinen Eltern im Urlaub in Kärnten und konnte im TV die Horrorbilder aus Prag sehen. Ich hatte gerade mein Studium in Göttingen begonnen, in dem ich mich u.a. mit neuerer Geschichte befasste. Nun musste ich zum ersten Mal ganz bewusst - nach dem schon als 13jähriger miterlebten Mauerbau – wiederum miterleben, wie der Warschauer Pakt aufkommende Freiheitsbestrebungen mit brutalster Gewalt niederwalzte.
Ich habe noch wenige, langsam verblassende Erinnerungen an dieses Ereignis, kann mich aber an die Reaktionen meiner Eltern nicht mehr erinnern. Und fragen kann ich sie schon lange nicht mehr.
Was war denn eigentlich noch geschehen in 1968 – an was erinnere ich mich ?
Die Aufstände der 68er Bewegung, ja, da ist noch einiges vorhanden. Die Proteste gegen den Vietnam – krieg, auch da sind noch dunkle Erinnerungen und einige drastische Bilder im Kopf.
Brandanschlag auf ein Frankfurter Kaufhaus, Apollo – Mondumkreiisung sind noch dunkle Begriffe.
Aus meiner Heimatstadt Hildesheim weiß ich eigentlich nichts mehr. Stichworte wie Diözesansynode 1968, ebenso das Ende der Hildesheimer Gummiwerke „Phönix“ und die Eröffnung eines neuen Kennedy Damms bringen ein wenig Licht in das Dunkel, mehr nicht.
Und deshalb – ich lebe nun fast 28 Jahre in Goch – interessierte es mich, inwiefern das Jahr 1968 Spuren in Goch hinterlassen hatte.
Spuren ja, aber keine im Bezug zu den Ereignissen, die zum Schreiben dieses Artikels geführt haben.
Zu finden waren Hinweise auf eine letztendlich in 1969 umgesetzte kommunale Neugliederung.
Ehemals selbständige Gemeinden - Pfalzdorf, Asperden mit Hülm, Hassum, Hommersum und die Gemeinde Kessel kamen zu Goch, ebenso Nierswalde.
1968 wurden die „erleuchteten Wasserspiele“ im Stadtpark ihrer Bestimmung übergeben und 1968 wurde eine Kindertagesstätte an der Herzogstraße eröffnet.
1968 fand die erste Landesverbandsschau des Briefmarkenvereins die Philatelisten Vereinigung Goch unter dem Namen „GOBRIA 61“ statt, die weit über die Grenzen Deutschlands bekannt wurde.
Lediglich aus dem politischen Leben gab es eine Information, dass Gerd Horseling, Gocher Ratsmitglied, bis 1952 für die KPD und von 1964 bis 1974 für die SPD, von 1956 Geschäftsführer der Gewerkschaft IG Bau, Steine und Erden für Kleve-Geldern und später deren Vorsitzender, 1968 in den Ruhestand ging.
Natürlich ist das nur eine Momentaufnahme und keine wissenschaftliche Recherche, aber sie zeigt doch, dass die weltpolitische Krise von 1968 sowohl in meiner Heimatstadt als auch meinem derzeitigen Aufenthalts- und mittlerweile neuem Heimatort vorbei gegangen ist.
Tja – wer erinnert sich noch, und an was ?
Autor:Lothar Dierkes aus Goch |
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