„Verwahrloster“ Gocher Stadtfriedhof bekommt drastische Gebührenerhöhung
Gerade hatte ich nach einem Besuch des Gocher Stadtfriedhofs
einen kleinen Artikel dazu im Lokalkompass veröffentlicht, in dem ich auch mit Fotos unterlegt darauf hingewiesen hatte, dieser schöne Ort sei keineswegs in verwahrlostem Zustand anzutreffen, las ich kurze Zeit später in den Medien, dass einerseits
Uneinigkeit über den Pflegezustand
im Rat herrsche, andererseits aber eine
kräftige Gebührenerhöhung
unabdingbar sei.
Was ist denn nun aber eine kräftige Gebührenerhöhung ?
Ist damit eine Steigerung um das 3,7fache (360 %) innerhalb von 7 Jahren gemeint ?
Urnengrab alt 336 € - Urnengrab neu 1.230 €
Ist damit eine Steigerung um das 2,1fache (208 %) gemeint ?
Reihengrab alt 693 € - Reihengrab neu 1.443 €
Ist damit eine Steigerung um das 2,6fache (263 %) gemeint ?
Trauerhallennutzung alt 107 € - neu 281 €
Mit welcher Preissteigerungsrate wurde denn hier kalkuliert ?
Begründet wird diese enorme Gebührenanhebung laut Info aus den Medien mit der nicht erfolgten Anpassung seit 2011 und der veränderten Grabnutzungsstruktur im Stadtfriedhof.
Um die Erhöhung für die Bürger in noch akzeptablem Rahmen (was bedeutet denn hier akzeptabel bei über 300 % ) zu halten, wurde eine Erhöhung des Grünflächen – Nutzungsanteils auf kalkulatorische 40 % zu Lasten des kommunalen Anteils der Kostenstruktur des Friedhofs zu erhöhen.
Sonst wäre die Belastung der Bürger noch höher ausgefallen ?
Gern würde ich als Bürger und gewesener Kaufmann einmal diese Kalkulation erklärt bekommen, die zu diesen enormen Erhöhungen führen soll.
Hätte ich als Kaufmann es versäumt, über 7 Jahre eine Kostenanpassung durchzurechnen, wäre die Konsequenz wohl ein Konkurs gewesen.
Natürlich ist das nicht direkt
auf eine Kommune zu übertragen, aber erst nach so langer Zeit gIch bin heute noch einmal über den Friedhof gegangen, diesmal einen anderen Weg. Dabei habe ich zwar festgestellt, dass einige wenige Flächen der Bearbeitung bedürfen, aber das ist m.E. ganz normal für eine Park- oder Friedhofsanlage. Und das, was als inakzeptabel bezeichnet wird, betrifft m.E. überwiegend die Grabstellen, die verlassen oder wenig/gar nicht gepflegt wurden – eine Sache, die von der Friedhofsverwaltung zu regeln wäre, aber auch einen zeitlichen Vorlauf benötigt.
Aus meiner Sicht befindet sich
dieser schöne Friedhof nicht in einem verwahrlosten Zustand. Da habe ich ganz andere gesehen, von denen man derartiges eher behaupten könnte.
Meine Vermutung hinsichtlich der unverständlichen Gebührenerhöhung
geht in eine andere Richtung.
Schaut man sich bewusst die Grableerstellen an, wird eigentlich klar, dass Einnahmen aufgrund der Grabstrukturveränderungen fehlen.
Und es wird versucht, diese durch die enorme Steigerung der Gebühren aufzufangen (siehe Fotos).
Selbst wenn man sich aus kaufmännischer Sicht Kostensteigerungen bei Material und Personal anschaut, wäre diese enorme Erhöhung nicht erklärbar. Man kann sicher nicht davon ausgehen, dass sich die Gehälter in den 7 Jahren um 200 % erhöht haben, also z.B. von 1.250 € aus 2.500 € .
Denke ich weiter nach über die Suche nach Neuerungen
in der Begräbniskultur fällt mir wieder auf, dass es für Goch einst einen
Vorschlag
für einen
Friedwald am Tannenbusch*
gegeben hat, der aber
abgelehnt
wurde
„Rat lehnt Friedwald ab …...Im Pfalzdorfer Tannenbusch wird kein Bestattungswald nach dem FriedWald-Konzept eingerichtet. Der Rat hat die Pläne des Unternehmens mehrheitlich abgelehnt. 23 Ratsmitglieder stimmten gegen den FriedWald, 18 dafür, es gab eine Enthaltung. Die FriedWald GmbH wollte in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Wald und Holz rund 80 Hektar des Tannenbusches als Bestattungsfläche nutzen. Die Asche Verstorbener wird dabei in biologisch abbaubaren Urnen an den Wurzeln der Bäume beigesetzt.“ [https://www.goch.de/de/aktuelles/rat-lehnt-friedwald-ab/] Meldung vom 10,12,2014.
Wäre zu diesem Zeitpunkt nicht dringend eine Gebührenanpassung notwendig
gewesen ? Oder – man könnte ja spekulieren – wurde der Friedwald schon aufgrund der sich abzeichnenden Änderung der Grabstättennutzung abgelehnt ? Der Verband der Steinmetze und anhängender Lobby hat sich jedenfalls intensiv um dieses Projekt „gekümmert“ (https://www.natursteinonline.de/zeitschrift/neuigkeiten/detail/friedwald_in_goch_verhindert.html)
Wäre der Friedwald nicht gestoppt worden, hätte sich einerseits die Situation im Gocher Stadtfriedhof noch weiter negativ entwickelt und man hätte schon frühzeitig neue Konzepte entwickeln können.
Wäre der Friedwald genehmigt worden,
hätte Goch eine weitere Attraktion weit über die Stadtgrenzen hinaus anbieten können.
Ich bin gespannt, ob sich in Sachen Gebührenerhöhung noch jemand erklären oder ob es sogar einen positiven Bescheid bezüglich Rücknahme von bis zu 360 % Steigerung geben wird.
*Zum Tannenbusch hat Bürgerreporte Günter van Meegen im Februar 2014 einen interessanten Artikel im LK veröffentlicht. Hier der link : https://www.lokalkompass.de/goch/kultur/goch-kleve-bedburg-hau-der-tannenbusch-d391798.html
Autor:Lothar Dierkes aus Goch |
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