Mindestlohn: 50.000 Jobs soll er kosten ! Gute oder schlechte Nachricht ...?

Endlich ein Instrument gegen Altersarmut und Hungerlöhne.

Es sind jene Minijobs und die Hungerlöhne, die Altersarmut produzieren. Sehr wohlwollend vernahm ich die Ankündigung der Arbeitgeberverbände, dass die Einführung des Mindestlohnes mehr als 50.000 Jobs kosten würde. Warum dieses Wohlwollen von mir? Ganz einfach: Denn es kann sich hier nur um unwürdige Arbeitsplätze handeln, die unterbezahlt sind und vom Steuer- und Beitragszahler durch Aufstockungen subventionierte werden müssen. Endlich können dort die Arbeitsstrukturen überdacht und neu geordnet werden. Alle wegfallenden Arbeitsplätze waren ohnehin nur Ausbeuterei!

Vorbei wird (hoffentlich) die Zeit sein, in der man monate- oder gar jahrelang Praktikanten mit dem Versprechen einer späteren Einstellung als billigste Arbeitskräfte missbrauchen werden.
Vorbei wird (hoffentlich) die Zeit sein, in der Erntehelfer teilweise 16-Stunden-Tage absolvieren musste, um halbwegs ihren Lebensunterhalt sicher zu können!
Vorbei wird (hoffentlich) die Zeit sein, in der Frisöre, Kellner, Wachdienste und andere schlecht bezahlten Berufe ihr Auskommen mit Aufstockungen durch Sozialbehörden hinbekommen müssen. Eigene Altersvorsorge ist erst möglich, wenn beim Überlebenskampf noch freie Mittel zur Verfügung stehen, um diese zu betreiben.

Gerne werde ich für das Kilo Spargel oder für den Haarschnitt einen Euro mehr bezahlen, wenn ich weiß, dass dieser Obolus dem Arbeiter zugute kommt. Bei gesetzlich festgesetzten Mindestlohn weiß ich, dass er zum Tätigen fließen muss, und nicht in die Taschen der Unternehmer, die ihre Gewinnmargen maximieren können!

Auch wenn es den Arbeitgebern noch so wenig passt: Endlich wird der Ausbeutung ein Riegel vorgeschoben!

Ausbeutung der Gesundheit: 1969 begann ich als 14jähriger eine Heizungsbauer-Lehre. Von morgens 6 bis abends 18 Uhr war die Arbeitszeit, samstags mussten wir Azubis zudem Lager aufräumen und Autos Waschen. Ich weiß nicht, ob sich der Leser vorstellen kann, was es heißt, in diesem Alter tagtäglich schwere Gussheizkörper schleppen zu müssen. Diese Torturen musste ich (Gott sei Dank) nur wenige Jahre ertragen. Schon früh gelang es mir, zum Krankenpfleger und später zum Heilpädagogen umzuschulen. Doch der Frühschaden war nicht mehr aufzuhalten. Jedenfalls sind nun, mit 59 Jahren Rücken und Gelenke völlig kaputt. Knieprothese und Wirbelsäulen-OP konnten da auch nicht mehr helfen. Dies ist das Ergebnis von rücksichtsloser Ausbeutung. Ausbeutung an Gesundheit, die schon als Kind begann, und für die währen des gesamten Arbeitslebens und im Alter der Preis gezahlt werden muss.

Ausbeutung der Arbeitskraft: Teilweise gab es in Deutschland Hungerlöhne unter 2 Euro. Den Betroffenen wurde von ihren Jobgebern auferlegt, sich die fehlenden Mittel in den Sozialämtern zu holen. Oder aber die Arbeitskraft wurde durch Schwarzarbeit missbraucht, indem sich der Unternehmer Sozialbeiträge einsparte. Diese Mittel fehlen dann später in den Sozialkassen. Irgendwann kommt dafür die Quittung!!

Ausbeutung der Vorsorgeressourcen: Dass bei Hungerlöhnen der Betroffene keine Chance hat, für die eigene Altersvorsorge vorzubeugen, steht außer Frage. Insofern wurde er dann in späteren Jahren ein Fall für die Sozialbehörden und somit für den Steuerzahler. Was der einzelne Verbraucher dann durch billige Waren oder Dienstleistungen einsparen konnte, kommt dann wie ein Boomerang zurück, indem ihm eine erhöhte Steuer- und Abgabenlast auferlegt wird, um jene, die nie vorsorgen konnten, zu unterstützen!

Abgesehen vom Mindestlohn: Grundsätzlich bedarf es darüber hinaus in der Gesamtheit des Arbeitslebens eines Menschen einer Korrektur: Das Verhältnis der Besteuerung von Arbeit zum Verhältnis zur Besteuerung von Vermögen sollte korrigiert werden. Anreize für die Arbeitsbereitschaft und dem Fleiß können einzig dadurch gesetzt werden, indem der Tätige das Gefühl hat, dass es sich lohnt, fleißig zu sein. Als Gegenfinanzierung böte es sich an, Vermögen stärker zu besteuern, denn wer überaus vermögend ist, ist finanziell eher belastbar, als jener, der mit Ach und Krach über die Runden kommt ...

Foto: Bernd Kasper, Pixelio

Autor:

Kurt Nickel aus Goch

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