FRIEDE FREUDE EIERKUCHEN IM STADTARCHIV ?
Es war einmal ein nettes kleines Städtchen an einem wunderschönen niederrheinischen Flüsschen.
In dieser beschaulichen kleinen Stadt war es lange Zeit sehr ruhig, alles war im sanften Fluss und keine Welle schwappte über die Ufer.
Ein neues Rathaus wurde gebaut, ein großes Schwimmbad zeichnete seine Konturen in die Landschaft wie ein Traum vom BER und Gelder flossen aus dem großen Brudertopf in diese kleine Stadt und förderten den Traum von einem schönen kleinen Donauwellen - See am Rand der kleinen City. Und in einer großen Welle strömten Gelder in den Fluß und ermöglichten den Bau eines großen schwungvollen Wellenbogens zur Freude der Bevölkerungan der Niers.
Und diese Welle kostete ja nix, sie war doch ein Geschenk des großen Bruders, des Berliner Bären ! Und niemand machte sich Gedanken, woher der große Bruder solche Summen flüssig machte.
So herrschte Friede , Freude, Eierkuchen in diesem kleinen, verschlafenen Städtelein.
Bis es krachte, laut und vernehmlich !
Bis ganz plötzlich der Geldsegen versickert war und die Quittungen für zu üppiges Schlaraffenland auf den Rathaustischen lagen.
Die Kassen aber waren leer, und der Treibstoff für das Dienstfahrzeug wurde immer teurer und das Personal verdi-al immer aufmüpfiger, und die Straßen immer löchriger und die notwendigen Ausgaben für dringende neue Aufgaben immer größer.
Aber die notwendigen Rücklagen waren nicht vorhanden. Und die Bürger wurden wach. Und die Not wart groß und größer !
Wie konnte nun der wache Bürger von der Notwendigkeit überzeugt werden, daß sein Obulus als staatstreuer Bürger noch ein wenig größer auszufallen habe ?
Nun - es reichte trotzdem nicht. Hinten nicht und vorne nicht !
Wie komme ich nun aber rasch und möglichst unbemerkt an Steuerbürgers Hosentasche ?
Wie macht´s der Mensch in keynesianischer Wirtschaftswelt da draußen ?
Ganz einfach ! Dort fragt man in der Krisenzeit ganz locker in das Management hinein : „Wer wird zur Bewältigung der derzeitigen Krise und zur Kosteneinsparung Personal abbauen ? „ Alle Hände gehen hoch ! „Und wer hat eine andere Idee ?“ Alle Hände bleiben unten.
In dem besagten kleinen Städtchen aber gab es einige schlaue Händchen, die spontan nach oben gingen. Sie hatten eine geniale Idee. Hier könnte man dem autofahrenden Bürger eine Park - Idee aus einem Nachbarstädtchen nahe bringen.
Allerdings war das Ergebnis etwas anders, als dieser Bürger sich das gedacht hatte.
Und ohne Zucken mit der Wimper wurde ein Konzept entwickelt, dessen endgültige Fassung dann einen Sturm der Entrüstung entfachte. Nämlich bei denen, die man wieder einmal nicht so richtig ernst-, sorry, mitgenommen und mit einer ersten (wegen einer Rolle voll Beschwerdepost sehr schnell notwendig gewordenen) Korrektur nochmal so richtig vor den Kopf gestoßen hatte.
Der Manager - Idee vom Personalabbau jedoch kam flux ein Zufall gut zupasse !
Es gab nur ein Problem - wie sag ich´s meinem Volke, wie bringe ich es rüber ?
Diese Frage stellte sich eine hobbymäßig nach Gutsherrenart in das Kochen gutsherrlicher Köstlichkeiten involvierte Persönlichkeit des öffentlichen Lebens.
Und entschied !
Und überließ das Veröffentlichen der Entscheidung einem anderen !
Das Standesamt wird wegen Pensionierung des derzeitigen Beamten frei.
Das Stadtarchiv verfügt über eine weit über die Grenzen des netten Städtchens hinaus bekannte, als
Sachbuchautor anerkannte und seit vielen Jahren in Stadtgeschichte erfahrenen Persönlichkeit.
Und diese ist selbstredend bestens geeignet, die Nachfolge als Standesbeamter anzutreten und mit der langjährigen Erfahrung eines hochangesehenen Stadtarchivars neuen Schwung ins alte Amt zu bringen.
Das Stadtarchiv wird neu besetzt, mit einer zwar noch unerfahrenen, aber wissbegierigen jüngeren Person, deren Position an anderer Stelle der Verwaltung durch Einsparung des Arbeitsplatzes Einsparung in Personalkosten bewirkt.
So einfach also funktioniert die Kosteneinsparung.
Aber der Bürger versteht die Welt nicht mehr ! Und nicht nur er !!
Gab es nicht einen Sturm der Entrüstung, als es hieß, Kunstwerke aus dem Besitz staatlicher Einrichtungen sollten verkauft werden ?
Wurde hier nicht ganz massiv dafür geworben, unsere kulturellen Wurzeln nicht aufzugeben ?
Gemeint waren doch sicher auch die Wurzeln der regionalen Stadtgeschichte ?
Und somit auch die Person, die dieser Geschichte mit hohem Engagement und Sachverstand hohes Ansehen über die Stadtgrenzen hinaus gegeben hat ? Und viele Ehrenamtler in ihrer Tätigkeit, kulturelles Erbe zu bewahren, unterstützt hat ? Und ein regionales Zusammengehörigkeitsgefühl und Kontakte über die Landesgrenzen hinweg gefördert hat ? Und in zahlreichen Veranstaltungen mit seiner fachlichen und menschlichen Autorität junge und alte Zuhörer in seinen Bann gezogen und Interesse für die Stadtgeschichte geweckt hat ? Oder nur dazu beigetragen hat, daß die Älteren unter uns in schönen Erinnerungen schwelgen konnten, als sie die Arbeit Hansi Köpp´s genießen konnten ?
Nun - eine zwar kostenintensive, jedoch für das Image einer Stadt unverzichtbare Arbeit am regionalen Kulturgut kann man wohl einfach und ohne Schaden am Image negieren, langjährige Mitarbeiter beliebig austauschen. Oder ?
Schließlich arbeiten ja Universalgenies in den Verwaltungen.
So wie in der Vorstandsebenen von global Playern ja auch heute Äpfel, morgen Damenstrümpfe und übermorgen Großkonzerne gemanagt werden können.
Ist das wirklich so ?
So wie das Stadtarchiv nun personell verjüngt wird und moderne Medientechniken, gepaart mit frischem Wind in das Gebälk des altehrwürdigen Archivs blasen, so könnte man doch auch – wenn man es wirklich wollte – das Haus zu den fünf Ringen mit frischem Wind verjüngen und von purem Ballast wirkungsvoll entrümpeln. Statt mit fünf Ringen die Vergangenheit zu preisen, könnte man mit vier doch auch die Gegenwart bezirzen und mit viel Glück und einem guten Angebot das Kommiteé Olympia für ein Büro in diesem alten Haus gewinnen. Mit Stadtsäckel - Gewinn garantiert.
Fürs Haus zu den vier Ringen - frisches Geld, direkt gepresst in Draghis Pressbüro, wird uns vor den gefährlichen Krediten schützen – koste es, was es wolle !
Zu empfehlen wäre vielleicht auch noch ein Besuch in der Rotunde.
Rotation scheint nicht zu schaden, oder ?
So mancher Bürger denkt nun aber etwas anders über diese Personaldepesche aus dem Stadtarchiv !
Wird da etwa jemand rücksichtslos ins kalte Wasser gestoßen ? Oder wird er, mit einem wohl im Schnellverfahren eingebläuten, eventuell gefährlichen Halbwissen ausgestattet und gefährdet so vielleicht ungewollt die jahrelange Arbeit eines Spezialisten und ebenso die Reputation des Stadtarchivs ?
Oder sind da vielleicht persönliche Animositäten oder Querelen mit im Spiel, wie schon mal gemunkelt wird ?
Der Bürger steht – wie schon so oft – wieder einmal im komplett im Regen. Er fragt sich, ob „die da oben“ aufs Neue einsam und, wie mancher denkt, gutsherrlich Entscheidungen treffen.
Friedrich der Große, der Alte Fritz, brachte seinen Untertanen dazu, aus der ungeliebten Knolle schmackhafte Stampfkartoffeln zu machen, auf gutsherrlich königliche Art.
Der Lenker eines riesigen Weltkonzerns der Automobilindustrie behandelt seine Führungskräfte menschenverachtend und gutsherrlich, gewinnt aber meistens das Spiel der Kräfte.
Aber wer kann schon die Autorität – ob nun kraft seines Geldes oder seines Standes oder seines Fachwissens oder seines ungezügelten Machtwillens – wie der Alte Fritz oder der Lenker eines Weltkonzerns in die eigene Waagschale werfen?
Sei´s drum ! Jedoch – Entrüstungssturm in dieser Sache könnte Bürger wieder einmal darin bestärken, Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Wählens zu nähren.
Eine gefährliche Entwicklung, seit Jahren !
Können wir uns das leisten, können wir es uns leisten, uns so wichtige Dinge wie zum Beispiel ein funktionierendes Stadtarchiv nicht mehr leisten zu wollen ?
Können wir es uns leisten, der Politikverdrossenheit immer neue Nahrung vorzuwerfen ?
Wollen wir es uns leisten, die Grundlagen für eine Gesellschaft á la Viktor Orban oder eines Recep Tayyip Erdoğan zu schaffen ?
Können wir es uns leisten, daß Bürger sich wohl immer intensiver einen „Aufräumer“ wünschen ? Und wenn der dann da ist und wieder sein Unwesen getrieben hat, dann will es keiner gewesen sein ?
Aber wen interessiert das eigentlich ?
Das würde ja bedeuten, man müßte sich mit dem Willen des Bürgers viel ernsthafter auseinandersetzen ! Und sich erklären und den „Untertanen“ Rede und Antwort“ stehen.
Aber wer will das schon ?
Wenn ich so darüber nachdenke – ich könnte glauben, mich laust ein Affe.
Aber das hieße ja, ich wär in einem Affenhaus im Zoo.
Das wäre toll ! Das wäre wohl ein tolles Haus.
Ein Tollhaus.
Autor:Lothar Dierkes aus Goch |
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