Ein Traum von Frieden um endlich Fuß zu fassen!!
Lothar Dierkes vom AWO Ortsverein Goch wollte nicht nur zusehen, sondern etwas tun. Schon seit fast 3 Jahren läuft bei der AWO in Goch ein Sprachpatenprojekt, das allen so viel gibt!
Sie flohen vor Krieg und Verfolgung, vor Terror und Repressionen. Teilweise acht Jahre waren sie auf der Flucht, hatten Angst um ihr Leben und vor der Gewalt. Schließlich spülte es sie nach Goch. Geflüchtete in unserer Miteinanderstadt, die angekommen sind und bleiben wollen. Dass das nicht geht ohne ausreichende Sprachkenntnisse, ist jedem klar.
Ehrenamtliche der AWO kümmern sich um die Geflüchteten, bringen Ihnen die deutsche Sprache näher und unterstützen sie individuell; auch der Ortsverein der SPD Goch stellt dankenswerter Weise kostenlos die Räumlichkeiten zur Verfügung.
Es war meine Idee, über die Arbeit der ehrenamtlichen AWO-Sprachpaten in unserer Miteinander-Stadt zu berichten ; Schwierigkeiten, die sich auftun, aber auch die Freude der gemeinsamen Erfolge darzustellen und die Geflüchteten und Sprachpaten selber zu fragen, was, warum und wie sie Ihr Ehrenamt machen.
Besonders das pädagogische Vorgehen der Unterrichtsstunden interessierte mich, zumal es sich bei allen ehrenamtlichen Sprachpaten meinst nicht um pädagogisch vorgebildete Personen handelt. Stattdessen wurde gemeinsam ein Konzept entwickelt, Vorgehensweisen der Unterrichtsgestaltung im Kollektiv besprochen und mit Zuhilfenahme von entsprechender Lektüre und Anregungen aus dem Internet einfach angefangen. Es war praktisch ein einziger autodidaktischer Vorgang mit einem beeindruckenden Ergebnis, auf den die Sprachpaten selbst stolz sind. Zu Recht!!
Die Sprachpaten erzählen eher schmunzelnd über die erste Zeit des Kennenlernens untereinander. Die ersten Kommunikationen wurden – bei Deutschkenntnissen, die praktisch „bei Null“ lagen – mit Händen und Füßen und einigen Brocken Englisch überwunden. Erst nach und nach festigte sich das deutsche Sprachvermögen bei den Geflüchteten soweit, dass eine verbale Kommunikation möglich ist. Hilfreich zeigten sich dabei Übersetzungsprogramme in Handys und Tablets.
Die Ehrenamtlichen der AWO legen – neben der Sprachschulung – auch großen Wert auf die Vermittlung von Kenntnissen, was das Leben in der Bundesrepublik Deutschland betrifft. So umfasst die Aufgabe der Sprachpaten auch die Begleitung beim Zurechtfinden bei Behördengängen, dem Ausfüllen von Formularen und der eigenständigen Versorgung im normalen Leben. Auch gibt es schon mal gemeinsame Höhepunkte, in denen z.B. Plätzchen gebacken werden, die dann im Supermarkt zum Verkauf angeboten werden.
Nichts würden die Geflüchteten lieber, als eine Ausbildung zu absolvieren und zu arbeiten (sofern man sie lassen würde). Bei der von der Sprachpatin Petra Hermsen betreuten Gruppe handelt es sich ausschließlich um junge Männer zwischen 20 und 30 Jahren. Mithilfe des Integrations-Point und der Agentur der Arbeit ist es jetzt sogar gelungen, einem der Geflüchteten eine Ausbildungsstelle zu vermitteln. Anreiz für andere, auch ihre Sprachkenntnisse noch weiter vertiefen, dann sind auch die Prognosen für weitere Vermittlungen gegeben und gar nicht mal so schlecht. „Ich muss noch intensiver lernen, um meine Bleibe-Chancen zu verbessern!“, war die einhellige Meinung der jungen Männer hierzu.
Leider sieht bei einigen der Geflüchteten, die ich an diesem Nachmittag bei Petra Hermsen traf, weniger rosig aus. Die Ankündigung , dorthin zurückgeführt zu werden, wo ihr Leben bedroht ist oder dorthin, wo sie in Ghettos leben müssen und als Menschen unterster Klasse gelten, macht Angst. Was mag in einem Menschen vorgehen, wenn solche massiven Abschiebeängste den Alltag beeinflussen?
Mich selbst versetzten die Schilderungen dieser Ängste in wahre Betroffenheit. Wenn sie denn nun schon mal hier sind, ist es für mich einfach nur unmenschlich und denkbar unklug, diese kräftigen, gesunden und äußerst liebenswerten jungen Männer zurück in das Elend zu schicken!
Darum sei an dieser Stelle angemerkt: Dies könnte auch für uns, denen ein demographischer Wandel bevorsteht, ein großer Nutzen sein. Und jene, die uns vor den damit verbundenen Konsequenzen bewahren könnten, sind nun da!! Wir sollten die Prozedere einfach nur richtig kanalisieren! Wenn konstruktive Integration erfolgt -ohne Ghettobildung, wie etwa seinerzeit in Belgien (Brüssel-Molenbeek)- dann könnte dies für alle von Vorteil sein.
Jeder, der vor Krieg und Elend flüchtet, sollte mit seinen Kindern willkommen sein. Wir können all jenen soziale Sicherheit und ihren Kindern Ausbildung und Perspektive bieten. Es ist klar, dass dabei die Gewichtigkeit von Geben und Nehmen ausgewogen sein muss. Die Geflüchteten müssen sich an unsere Kultur anpassen und sich integrieren. Wenn Integration keine Einbahnstraße ist, hat die hiesige Bevölkerung auch nicht das Gefühl, verdrängt zu werden. Die Regeln dieses Landes und seine Verfassung sind für alle, die hier leben und leben wollen, zu akzeptieren und respektieren. Wer dies nicht will, ist unwillkommen!!
So einfach ist das...
Autor:Kurt Nickel aus Goch |
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