Beruf: Zuschauer
Der Kachelmann-Prozesss präsentiert offenbar nicht nur Tiefgründiges einer Beziehung, sondern auch eine besondere Spezies Mensch: Solche, die aus Spaß und Dollerei Gerichtsverhandlungen besuchen.
Ein massives Medieninteresse wurde erwartet und tatsächlich gab es etliche Zuschauer, die außer Neugier keinen weiteren Grund hatten, dem Prozess mit dem Wettermoderator beizuwohnen.
Es gibt tatsächlich viele solcher Menschen, die aus freien Stücken bei Gericht erscheinen, um die Verhandlung „live“ zu verfolgen. Auch im Kreis Kleve kennt man diese Spezies, wie Jürgen Ruby, Pressesprecher und 1. vorsitzender Richter am Landgericht, sagt: „Wir haten mal eine ganze zeit lang drei ältere Herren, die jeden Tag da waren.“ Regelmäßig seien die Rentner bei verschiedenen Gerichtsverhandlungen aufgekreuzt. „Die kannten sich bestens aus mit dem Procedere“, so Ruby. Einer von ihnen sei sogar vor so mancher Verhandlung zum Tatort gefahren, um sich ein Bild von der zu verhandelnden Sache zu machen.
„Wir nennen die Berufszuschauer, im Gegensatz zum normalen Publikum, das den Verhandlungen beiwohnt“, sagt der Vorsitzende Richter.
beide Gruppen unterscheiden sich, so Ruby, wesentlich. Während der „Berufszuschauer“ beinahe an jeder Verhandlung teilnehme, käme das Publikum nur bei persönlichem Interesse oder bei einem „interessanten“ Verfahren, das Aufsehen erregt. So wie das der Emmericher Gaststätte „Alte Rheinfähre“, die vor zwei Jahren in die Luft gejagt werden sollte. Der Fall wird vor dem Landgericht verhandelt und stößt auf ein großes Zuschauerinteresse.
Für den Richter sind weder „Berufszuschauer“ noch Öffentlichkeit ein problem bei Gerichtsverhandlungen, im gegenteil: „Das ist eine sinnvollere Beschäftigung als in Kneipen an der Theke rumzuhängen.“ Und wenn die „professionellen Zuschauer“ es dennoch täten, wüssten sie zumindest, wovon sie reden...
Autor:Franz Geib aus Goch |
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