Die Rettung unserer Umwelt müsse auch finanziell gestützt werden, sagt Max Freiherr von Elverfeldt
"Wälder müssen klimastabil umgebaut werden"
Der Wald als Ökosystem ist ein wahres Multitalent, sagt Max Freiherr von Elverfeldt: "Wälder sind Lebensraum, Erholungsort, Sauerstoffproduzent, Wasserspeicher, und Klimaschützer." Ein nachhaltig bewirtschafteter, wachsender Wald binde, so der Waldeigentümer und Vorsitzende des Familienbetriebe Land und Forst, jährlich bis zu acht Tonnen CO2 pro Hektar; dies entspräche der Pro-Kopf-Emission pro Jahr und Einwohner in Deutschland. Im Gocher Wochenblatt stellt sich Max von Elverfeldt den Fragen zum Zustand des Waldes.
VON FRANZ GEIB
Gocher Wochenblatt: Herr von Elverfeldt, wie steht es um den deutschen Wald und explizit um den Wald in der Region (Weeze/Kalbeck)?
Max von Elverfeldt: "Eine konkrete Untersuchung über den Wald in unserer Region gibt es nicht. Auch hier leidet der Wald unter der Trockenheit und Hitze in den Sommern der letzten drei Jahre 2018-2020. Die Fichte mit einem Waldanteil von rund 10% werden wir durch den in diesen Sommern sich ausbreitenden Borkenkäfer voraussichtlich komplett verlieren. Weitere Baumarten wie vor allem Eiche und Buche leiden auch sehr. Es wird sich zeigen, wie viele vor allem ältere Bäume sich nicht mehr erholen werden. Die Baumart Esche wird uns hier durch das Eschesterben auch komplett verloren gehen. Selbst die trockenresistentere Douglasie hat in weiten Teilen gelitten und ihr Wachstum eingestellt. Es kommt jetzt darauf an, wie dieser und die nächsten Sommer werden."
Was sind die drängendsten Probleme der Wälder?
"Das drängendste Problem sind eben die Trockenheit und Hitze. Dadurch werden die Bäume geschwächt, werden krank und haben keine Abwehrkräfte gegen Parasiten und andere Krankheiten. Das ist wie bei Mensch und Tier. Die Veränderung des Wetters ist eine Auswirkung des Klimawandels. Da wir diesen nicht so schnell gestoppt bekommen, werden wir mit der Wetterveränderung wohl auf Weiteres leben müssen. Das hat Auswirkungen auf die Verwendung von Baumarten für Neuanpflanzungen. Hier müssen wir uns breit aufstellen, das heißt möglichst viel verschiedene Baumarten. Hierbei müssen wir uns auch öffnen gegenüber Baumarten, die in anderen Breitengraden zu Hause sind. Hier will ich vor allem die Douglasie und die Roteiche nennen.
Ein sich daraus ergebendes dickes Problem ist das fehlende Geld. Die kaputt gegangenen Bäume bringen keinen Ertrag und es fallen hohe Kosten für die Neuanpflanzungen und die dann anstehende Pflege der heranwachsende Bäume an. Ganz zu schweigen die Kosten für Versicherungen, Abgaben, Steuern, Verwaltungskosten, Mitarbeiter und mehr."
Wie hoch ist die CO2-Speicherleistung im Gesamtkontext zur CO2-Produktion? Lässt sich das prozentual erfassen?
"Nach Berechnungen des Bundeslandwirtschaftsministerium beträgt die Speicherleisten des Waldes in Deutschland (11,5 Millionen Hektar, rund 30 Prozent der Landesfläche) rund 127 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Dies entspricht rund 14 Prozent der Gesamtemissionen in Deutschland pro Jahr. Darin enthalten sind der Zuwachs der Bäume im Wald, die stoffliche Nutzung des Holzes (Möbel und andere Gegenstände) sowie der Substitutionsleistung des Holzes in der energetischen und stofflichen Nutzung, das heißt statt Kohle oder Öl zu verbrennen und Holz statt Kunststoff, Stahl oder Beton zum Beispiel im Bau zu nutzen."
Wieviel Wald benötigte man um die gesamte CO2-Produktion zu kompensieren?
"Ich versuche dies rechnerisch herzuleiten. Wenn 11,5 Millionen Hektar 14 Prozent entsprechen, bräuchten wir rund 82,1 Millionen Hektar Wald um unsere Gesamtemissionen zu kompensieren. Dafür bräuchten wir dann etwas mehr als 2 Mal der Fläche von Deutschland."
Lässt sich ermessen, inwieweit die CO2-Speicherung als die herausragende Leistung der deutschen Wälder in den vergangenen Jahren aufgrund von Schäden der Wälder abgenommen hat?
"Durch die bisherigen Schäden von rund 300.000 Hektar Kahlfläche in Deutschland (größer als das Bundesland Saarland) und der vielen toten und kranken Einzelbäumen haben wir sicher CO2-Speicherleistung verloren. Genau beziffern lässt sich dies nicht. Und gerade deshalb ist es wichtig, die CO2-Senkenleistung des Walde und seiner Bewirtschafter finanziell zu entgelten, damit sie die notwendigen finanziellen Mittel haben, den Wald wieder klimastabil aufzubauen."
Was bedeutet das für die Bevölkerung?
"Die Bevölkerung merkt es nur indirekt, wenn sie die vielen Kahlflächen oder abgestorbenen Bäume sieht. Den Verlust der CO2-Senkenleistung werden wir nicht direkt spüren."
Was kann/sollte man tun, um die Wälder zu stabilisieren?
"Den Waldbauern die finanziellen Mittel und Beratungs-Know-How bereitstellen, damit sie die entstandenen Kahlflächen wieder aufforsten und auch die noch bestehenden Wälder klimastabil umbauen. Die Beratung ist notwendig, um die geeigneten Baumarten auf den jeweiligen Flächen zu ermitteln. Die finanziellen Mittel sind auch wichtig für die Motivation der Waldbauern. Sie geben sonst auf und überlassen den Wald sich selbst." Der Wald: Lebensraum, Erholungsort, Wasserspeicher und CO2-Senker und zwar alles in einem. Foto: Steve Für die Honorierung der Klimaschutzleistung liegt bereits ein schlüssiges Modell auf dem Tisch, so die Vertreter der privaten wie kommunalen Waldbesitzer. Es orientiert sich an dem stofflichen Anteil des zuwachsenden Holzes, der nicht energetisch genutzt wird. Mit dem festgelegten CO2-Preis von anfänglich 25 Euro würde die Klimaleistungsprämie danach 112,50 Euro pro Jahr und Hektar betragen. "Gemessen am Finanzplan der Bundesregierung, der 26,8 Milliarden Euro an Klimaschutzinvestitionen aus dem Energie- und Klimafonds vorsieht, entspricht die Forderung der Waldeigentümer - bezogen auf 11,4 Millionen Hektar Wald in Deutschland - nicht einmal fünf Prozent dieser Investitionen", sagen die Vorsitzenden der Waldbesitzerverbände.
Autor:Franz Geib aus Goch |
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