Pflücken ohne bücken: Sieht so die Erdbeerernte der Zukunft aus?
Streng genommen, gehören sie zu den Rosengewächsen. Dabei sind Erdbeeren alles andere als dornig. Im Gegensatz zu den Blumen erfreuen sie uns aber nicht nur mit Aussehen und Duft. Vor allem der Geschmack lässt uns das Wasser im Mund zusammenlaufen. Wenn da nur nicht die mühselige Bückerei bei der Ernte wäre...
"Es geht aber auch anders", versichert Peter Noordenburg. Der niederländische Erdbeerbauer muss es wissen. Er wurde praktisch 1965 in die Erbeeren "hineingeboren". Drei Jahre zuvor hatte sein Vater den Betrieb in Stevensbeek gegründet. Die Erdbeere bestimmt auch heute noch den Tagesablauf von Peter Noordenburg. Auf rund 15 Hektar pflanzt er die Früchte an. Doch längst nicht mehr alle auf dem Feld. Im Gewächshaus und teilweise auch im Freien sind die Pflanzen auf Stellagen zu finden. "Das vereinfacht die Ernte sehr", rechnet der Niederländer vor. "Auf dem Freiland schaffen wir die Stunde 12 bis 15 Kilo, auf den Stellagen ist es gut das Doppelt, also bis zu 30 Kilo in der Stunde." Den Betrieb führt er zwar mit seiner Frau alleine. Bei der Ernte helfen ihm jedoch bis zu 30 Saisonarbeiter.
Die Entwicklung neuer Sorten
Allerdings gehen nur rund 20 Prozent der roten Früchte bei Peter Noordenburg in den Verkauf. Seit einigen Jahren hat sich der 52-Jährige auf die Entwicklung neuer Sorten spezialisiert. In Zusammenarbeit mit der Uni Wageningen entstehen bei ihm ganz neue Erdbeersorten quasi "Vom Samen bis zum Namen". Wie darf man sich das vorstellen?
"Vorweg", erklärt der Erdbeerbauer, "wir arbeiten ohne Gentechnologie. Es wird nur selektiert."
Über 30.000 "Kinder"
Per Hand werden zunächst sechs Elternpaare veredelt. Nach einem Jahr gibt's dann rund 30.000 "Kinder", von denen aber nur rund 1.000 Stück weiter entwickelt werden. Doch auch sie werden in den kommenden Jahren noch kräftig ausgedünnt. So bleiben nach vier Jahren nur noch zehn Pflanzen übrig, bei denen alle Faktoren (von der Blüheigenschaft über Größe, Farbe und Geschmack bis zur Resistenz gegen Bodenpilze) stimmen. Sechs weitere Jahre wird ihre Entwicklung dann noch beobachtet. Drei neue Sorten (Calenda, Opera und Allegro) hat Noordenburg bereits in den letzten zehn Jahren entwickelt, vier weitere sind in der Warteschlange. Diese Sorten sollen später vor allem in Kanada und Nordeuropa angesiedelt werden.
Beliebte Soldaten
Noordenburg selber liefert seine eigenen Erdbeeren eher in heimische Gefilde oder an den benachbarten Niederrhein. Dabei haben es seine "Soldaten" (englische Qualität, keine Druckstellen und stehend im Schälchen) früher sogar bis nach Wimbledon geschafft. "Peters Erdbeeren sind einfach ein Gedicht", lässt Bernd Hesseling nichts auf seinen Lieferanten kommen, mit dem der Chef des Bauernmarktes Lindchen bereits seit 25 Jahren zusammenarbeitet. "Die höchsten Ansprüche an die Erdbeeren werden bei ihm erfüllt. Er weiß, das Auge isst mit."
Kein Wunder, dass der Niederländer bereits beim ersten Hahnenschrei "in die Erdbeeren" geht. "Meist bis in den später Abend", erzählt der Familienvater, wobei ihm die gemeinsamen Mahlzeiten mit seiner Frau und den drei Töchtern "heilig" sind. Ausgleich findet er beim Reparieren alter Landmaschinen und beim Skifahren: "Denn im Winter habe ich ein wenig Zeit. Geht doch die Erdbeersaison bei uns von März bis Oktober."
Autor:Christian Schmithuysen aus Goch |
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