Beobachtung von Teichhühnern-/rallen an der Niers
Mit den Teichhühnern-/Rallen durch die Brutzeit

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Wer seinen Blick an der Niers zwischen Kalbeck und Asperden etwas aufmerksamer durch die Natur schweifen lässt, mag auf seiner Entdeckungsreise zunächst davon überrascht sein, wie viele unterschiedliche und spannende Tierarten es hier zu sehen gibt. Enten, Kormoranen, Haubentauchern, Reihern, Singvögeln, Nutrias, Libellen, Blässhühnern und Störchen begegnet man auf diesem Abschnitt regelmäßig. Doch von einigen Tieren bekommt man nur Fußabdrücke oder Fraßspuren zu Gesicht, da sie gut getarnt und versteckt an den Ufern und in den Auen leben, oder nacht- und dämmerungsaktiv sind, wie beispielswiese der Biber.

Scheu, ständig in Alarmbereitschaft und mit seinen langen grünen Beinen ein echter Sprinter, lebt das Teichhuhn oder auch Teichralle an der Niers. 

Schwierige Wetterverhältnisse im April

Ein Pärchen, das seine Eier der ersten Brut des Jahres am Karfreitag in ein Nest des unteren Bereichs einer Weide legte, hatte in diesem Jahr viele wechselnde Wetterverhältnisse zu überstehen, die oft zu Gelegeverlusten führen können. Täglich schaute ich schon bei Sonnenaufgang, wie die Tiere im April mit Sturm, Hagel, Schnee und Regen zurecht kamen. Das Nest, das aus abgestorbenem Pflanzenmaterial mit viel Geschick auch noch während des Brütens ausgebaut wird, hielt dem Wetter jedoch stand. Von 6 Eiern wurden schließlich 5 ausgebrütet, doch nur 3 Junge haben die ersten kritischen Tage schadlos überstanden und überlebt. 

Beim Brüten wechselten sich das Männchen und das Weibchen immer wieder ab. Manchmal dauerte es Stunden, bis eines der Elterntiere mit einem kleinen Fisch, einem Wurm, Schnecken, Käfern oder einer Schnarke zum Nest zurückkehrte um die geschlüpften Küken zu versorgen. Bei der Nahrungssuche nutzen die Teichrallen auch die umliegenden Grasflächen an der Niers. Sehr selten verließen beide Alttiere gleichzeitig das Nest, das im Laufe der Wochen durch das Hervorbringen von Trieben der Weide immer schwieriger einsehbar war. 

Das Verhalten der beiden Elterntiere war geradezu ein Schauspiel, über das ich oft auch mit anderen Spaziergängern, die ebenfalls auf die Teichhühner aufmerksam wurden, regelrecht philosophierte: Die Weide hochgeklettert, rasche Futterübergabe, ein artistisches, zirkusreifes Balancieren auf einem dünnen Ast, ein beherzter, waghalsiger Sprung in die Niers, ein Hin- und Herschwimmen mit huhnartig nickendem Kopf und lauten Rufen, so wiederholte es sich den ganzen Tag.

Nestübernahme und Revierkämpfe mit Artgenossen

Zwischenzeitlich kam es an der Susmühle zu einer Nestübernahme von Artgenossen und heftigen Revierkämpfen, bei denen die beiden Männchen zuerst mit nach vorne gestrecktem Kopf und geöffneten Flügeln aufeinander zugingen und sich dann auf dem Rücken liegend, mit ihren scharfen Krallen und ausgestreckten Beinen bekämpften, auch direkt auf der Niers. Doch auch gegen Enten, Nutrias oder andere Tiere, die als Eindringlinge wahrgenommen werden, verteidigen die Teichhühner ihr Revier aggressiv. Diese Revierkämpfe führen auch zu leichten oder schweren Verletzungen, sodass bei einem Männchen ein starkes Humpeln erkennbar war. Nicht mehr fähig, die Weide hoch zu gelangen, setzte es sich die folgenden Tage an einen festen Platz, verweilte zurückgezogen unter einem geschützten Bereich, während das Weibchen auf dem Nest unermüdlich, aber vergeblich nach ihm rief. 

Teichrallen sind Schachtelbrüter

Teichrallen beherrschen die Kunst der sogenannten Schachtelbrut. Während sich das Männchen noch ausgiebig um die Küken der ersten Brut kümmert, brütet das Weibchen bereits auf dem zweiten Gelege. Die Brutzeit dauert bei den Teichhühnern in der Regel 19 bis 23 Tage. Nach 5 Wochen sind die Jungen flügge. Derzeit kann man beobachten wie sie in der Ufervegetation sitzen, oder über Steine stolzieren. Teichrallen bereiten mehrere Nester vor und wechseln in ihrem Brutrevier oft hin- und her. In einem neu angelegtem Nest befand sich heute, am 16.5. ein einzelnes Ei. 

Filmische Eindrücke dieser über 90 Beobachtungstage kann man im dritten Teil des Projekts Leben an der Niers sehen.

Bei allen Beobachtungen gilt natürlich, dass man sich gegenüber den Tieren und der Natur immer möglichst rücksichts- und verantwortungsvoll verhält. Oft gibt es auch ganz besondere Regeln und Zeiten zu beachten, um die Tiere nicht unter Stress zu setzen, sie zu verängstigen oder in ihrem Lebensraum zu nahe zu kommen.

Autor:

Sascha Junghenn aus Goch

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