Krippen gibt es nicht nur in Bethlehem, sondern sogar im Weltall

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In der Kesseler Volkssternwarte blicken Jung und Alt zu den Sternen: Es ist nur eine kleine Einstellungssache und dauert nur wenige Minuten. Wenn Thorsten Zeiger das 14 Zoll Schmidt-Cassegrain Teleskop mit über 3,5 Metern Brennweite gen Himmel richtet, die Luke des Hauses öffnet und die entsprechenden Koordinaten eingibt, dann hat der Betrachter das Gefühl, plötzlich mitten im All zu sein.
Das Gocher Wochenblatt begibt sich in der Volkssternwarte in Kessel, am Scharsenweg auf Spurensuche. Gaben vielleicht die Sterne schon einen Hinweis auf Jesu Geburt?
Natürlich gehe man in der Astronomie vom Urknall aus, so der Hobbyastronom. Doch dass es zu Jesu Geburt ein besonderes Himmelsereignis gegeben haben muss, davon ist er überzeugt.
"Es war nur eben kein Stern oder Komet, der genau zu dieser Zeit zu sehen war. Schon die alten Chinesen haben dazu weitreichende Aufzeichnungen. Wäre es ein Komet gewesen, der da von unseren Vorfahren am Himmel aufgetaucht wäre, wäre diese Geschichte wohl kaum so positiv behaftet. Denn damals galten Kometen oder vom Himmel fallende Sterne als Unheil bringend.
Was aber war in dieser Nacht anders am Himmel? "Es ist fast klar, dass die Planeten Jupiter und Saturn sehr nah beieinander standen und deshalb viel heller und größer erschienen als sonst." Man könnte also meinen, es handele sich um einen großen Stern. In der Überlieferung ist das nun als Stern von Bethlehem bekannt. Also suchen wir weiter.
Eine Krippe schützte das Jesuskind vor der Kälte.
Und tatsächlich. Im Messierkatalog (einem Katalog nach dem Astronomen Messier benannt) sind 110 Objekte am Himmel katalogisiert. Und hier taucht erneut ein neues Zeichen auf. M44 Praesepe, lateinisch für die "Krippe", oder auch als "himmlische Futterkrippe" bekannt, ist ein "Fleck" im Sternbild Krebs. Dieser offene Sternenhaufen, den wir als kleinen nebligen Fleck wahrnehmen und der im Januar auch mit Glück mit bloßem Auge zu erkennen ist, ist genau in der Mitte zweier Stern aus dem Sternbild. Interessanterweise werden genau diese beiden Sterne südlicher und nördlicher Esel genannt.
Die Futterkrippe für diese beiden Esel ist aus einer Molekular- also aus einer Gaswolke entstanden (wie unser Sonnensystem). Im Zentrum dieses Sternenhaufens finden sich 300 Sterne insgesamt sind es darin 1.000. Schon allein das sind unvorstellbar viele! Für das menschliche Gehirn noch unvorstellbarer wird es bei der Entfernung zur "Krippe". Licht legt 300.000 Kilometer pro Sekunde zurück und der besagte Sternhaufen ist 600 Lichtjahre entfernt! "Das bedeutet das Licht benötigt in diesem Fall 600 Jahre bis es auf die Erde trifft.", so Zeiger. Das bedeutet aber auch, dass jeder, der sich diesen Sternenhaufen durch das Teleskop anschaut, ihn sieht wie er vor 600 Jahren war.
Und es kann jeder, der mag, auch wirklich gucken kommen. Denn genauso möchte der Verein damit umgehen: Es soll sich bei der Sternwarte um eine Volkssternwarte handeln. "Nach unserem erfolgreichen Umzug hier an den jetzigen Standort, nehmen wir direkt im Neuen Jahr unsere Vorträge für Besuchsgruppen wieder auf." Interessierte Gruppen- egal ob Schulklassen oder private Gruppen- erhalten bei einem Besuch der Sternwarte erst eine Stunde einen Vortrag mit Bildern und können dann- sofern es die Sicht bzw. das Wetter zulassen- selber zu den Sternen aufschauen. Und Thorsten Zeiger achtet darauf, dass wirklich auch jeder durch das Teleskop schauen kann. Was dann sicher besonders auffällt: das menschliche Auge ist mit der Schwärze des Alls überfordert. Bei so dunklen Sachen können wir diese nur noch in unterschiedlichen Grautönen wahrnehmen. Anders wird das Ganze von Kameras widergespiegelt. "Mit Kameras können wir die Farbe der einzelnen Objekte einfangen", so Zeiger.
Wer jetzt mehr zu den Sternen, Planeten, Gasnebeln und eventuell auch schwarzen Löchern erfahren möchte, der kann sich an den Verein wenden. Dieser bildet eine erste Anlaufstelle um Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen die Astronomie näher zu bringen. In bis zu 500-facher Vergrößerung kann der Himmel von bis zu 2.000 Besuchern im Jahr beobachtet werden. Erwachsene zahlen (Gruppe ab zehn bis 40 Personen) drei Euro, Kinder zwei. Natürlich nimmt der Verein auch gerne neue Mitglieder auf. Auch Gäste sind immer willkommen! In die Sterne geschaut wird mit einem 14 Zoll Schmidt-Cassegrain Teleskop mit über 3,5 Metern Brennweite. 1983 wurde der gemeinnützige Verein mit 23 Mitgliedern gegründet. Heute zählen ca. 50 Mitglieder dazu.
Info: Kürzlich wurde die Sternwarte am neuen Standort wiedereröffnet. Über 100 Besucher waren vor Ort. Besuchergruppen können die Sternwarte nach vorheriger Anmeldung besuchen. Erst gibt es einen Vortrag mit Beamer, danach wird live durch das Teleskop geschaut. Die Vereinsmitglieder treffen sich immer freitags ab 20 Uhr. Gäste können einfach dazukommen oder vorher kurz Bescheid sagen. Weitere Infos unter: www.volkssternwarte-niederrhein.de

Autor:

Franz Geib aus Goch

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