Servicewüste Deutschland oder neue Serviceoasen ?

Stein-/Felswüste (Hammada) im Inneren der kapverdischen Insel Boa Vista | Foto: Wikipedia, Felswüste, gemeinfrei
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  • Stein-/Felswüste (Hammada) im Inneren der kapverdischen Insel Boa Vista
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Da hat mich doch mal wieder etwas wachgerüttelt!

Und zwar hellwach, nämlich ein Bericht von Kurt Nickel im Lokalkompass (der hat gerade einen Thriller veröffentlicht unter dem Künstlernamen Curd Nickel mit dem Titel “Auge um Auge”, da war ich eigentlich schon wach).
Kurt hatte ein besonders beeindruckendes Kundenserviceerlebnis bei einer deutschen Billigairline, die ihn und seine Frau aus dem Urlaub zurückserviert hat, und ich hatte dazu einen Kommentar geschrieben, hier im LK.

Das Thema läßt mir jetzt aber keine Ruhe mehr, denn die für Kurt Nickel wieder auferstandene Servicewüste Deutschland bedarf einer tiefgreifenden Analyse oder wie man in Forscherkreisen sagt - Ist-Analyse und einer daraus resultierenden umfangreichen Korrektur. Schließlich haben unsere Marketingexperten und Wirtschaftslenker ja hochtrabende Visionen.

Ist – Analyse?

Ja, man ißt nun mal wieder wie zu Kaiser´s Zeiten. Üppig und ausgiebig!
Also sollte doch besser eine „Was ißt man in Zukunft“-Analyse und Vision her.
Nun denn.

Forscher und Unternehmer sind auf viele glorreiche Ideen gekommen, wie sie Kundenzufriedenheit allgemein steigern können.
Unter anderem so:
Den geliebten Kunden wird nicht mehr wie früher eine einfach umetikettierte Gammelfleischpackung in den Warenkorb gelegt. Nein, heutzutage pflegt man die gute Kundenbindung und verpackt die Ware vollkommen neu, nicht ohne sie vorher noch mit Essigessenz oder Zitronensäure geruchsneutralisierend behandelt zu haben. Somit wird der Kunde geholfen. Schließlich soll der Weihnachtsbraten ja nicht schon in der Kasserolle stinkend auffallen, sondern frühestens beim Verlassen des Gastes, nachdem er vorher im Gedärm so vor sich hin gammeln konnte, ohne penetrante Störgerüche zu verbreiten.

Hoffentlich haben Sie Mahl-zeit, so richtig geniessen zu können.

Zur besseren Aufklärung ihrer Kunden haben sich jetzt auch mehrere Discounter dazu durchgerungen, ihrer Kennzeichnungspflicht für Formfleisch nachzukommen.

Deutlich sichtbar auf der gegenüber liegenden Seite der Regalstraße werden nun Backzutaten wie Naturklebstoff Gluten und Backformen feilgeboten. Somit kann jeder Kunde ganz klar erkennen, daß er sich in der Abteilung für Formen aufhält: Backformen, Formfleisch, Formaldehyd, Formvollendeter Käseersatz
( Für heutige Kunstkäse dienen meist Wasser, Milch-, Soja- oder Bakterieneiweiß und Pflanzenöle wie Palmöl als Grundstoffe, teils auch Stärke. Weitere Zutaten sind Emulgatoren, Aroma- und Farbstoffe, Salz und Geschmacksverstärker, um Geschmack und Aussehen an Vorbilder wie Parmesan, Emmentaler, Mozzarella, Feta oder Camembert anzunähern. Da kein Reifungsprozess notwendig ist, ist die Produktionsdauer gegenüber echtem Käse stark verkürzt. Zur Herstellung wird Pflanzenfett erwärmt, mit einer vorgefertigten Trockenmischung und Wasser vermischt, erhitzt, dann wird Aromakonzentrat eingerührt und alles verpackt und gekühlt.-->Wikipedia).

Wer da noch seine Form wahrt und nicht den Filialleiter zum Vorkosten bittet, ist ein Formvollendeter Mitkunde!

Soweit der Ausflug in die Lebensmittelwüste. Nun die Flieger und mein ursprünglicher Kommentar.

Billigflieger sind mittlerweile bekannt dafür, versteckt abzuzocken und einen hervorragenden Nicht-Service zu bieten. Und das wird geändert.

Die Manager sind stets bemüht, weitere Entwicklungen hinsichtlich Kundenfreundlichkeit zu präsentieren:
Pinkeln im Stehen - draussen vor der Tür. Wer sich dabei nass macht, den trocknet der Flugwind wieder. und das ist sehr umweltschonend.
Und noch weitere Kundenzufriedenheitsprogramme:

Halteschlaufen an der Kabinendecke für die Stehplätze. Damit auch jeder - wie in der Metro- noch mitkommen kann. Bei Starts und Landungen werden die Piloten angehalten, möglichst kurze Wege zu wählen, dann wird die physische Belastung der Passagiere auf ein Minimum beschränkt. Zumindest für diejenigen, die nicht wie eine Zitrone ausgequetscht wurden oder beim Aufprall des Kopfes auf dem Kabinendach einen Dachschaden erlitten haben!
Ausserdem wird Bordpersonal nicht mehr benötigt, da aufgrund der Stehplätze ab sofort Verpflegungskörbe von vorn nach hinten durchgegeben werden. Ebenso die zunächst leeren, später nach und nach gefülltene Exkremententüten.
Und die sind aus unbeschichtetem Papier. Bei Undichtigkeiten kann der Regress an den Hersteller weitergegeben werden - in Irrland ansässig. Beschwerden werden aber nur in der Landessprache Poblacht na hÉireann angenommen!

Schließlich soll Folklore ja gefördert werden!

Egal. Der neue Airline – Chef bei Air Berlin kommt ja aus einer dienstleistungsorientierten Ecke.
Hartmut der Mehrdornige schlägt ja eh schon drei Fliegen mit einer Klappe für seinen neuen Job :
1.Die Wand, gegen die er fahren will, ist schon durch ICE´s weichgeklopft.
2.In puncto Service - downgrade kann ihm keiner was vormachen. Es konnte eigentlich nicht schlimmer kommen.Doch es kam schlimmer. Verschlimmbesserter!
3. Seine schnarrende und preussisch präzise Stimme wird bei den kommenden Aktiensturzflügen die Bruchlandungsgeräusche eindeutig übertönen und somit jedweden Mißklängen vorbeugen können. Was kann also schöner sein, als bei Air Berlin Manager zu sein?

Auch bei der Bahn AG ist ein neues sporterprobtes Management am Werk und übt sich in Kundenfreundlichkeit.
Mit aller Kraft rudern alle gemeinsam mit vereinten Kräften gegen den Strom und verschlimmbessern unisono den Ruf des Unternehmens und die unüppigen Angebote.

In früheren Zeiten widmeten sich Manager in Krisensituationen ganz der Aufgabe der Schadensbegrenzung und der trotzdemigen Gewinnmaximierung! Sie warfen nicht vorhandenes Personal kurzerhand raus und sparten so Millionen ein.
Bei der Bahn AG geht das alles viel raffinierter: Preise rauf, Angebote runter. Toiletten dicht oder ungeputzt. Oder ganz abgeschafft. Wer pinkeln muss, muss warten. Bis zur nächsten Station. Dort gibt’s wenigstens eine unbenutzbare Toilette.
Oder man kann sich vom Schaffner einen noch nicht ganz vollgepink...en Abfallbehälter zuweisen lassen. Das spült der Bahn auch wieder ordentlich Rendite ein, aber nicht auf Kosten der Kunden. Die Zeche zahlt der Schaffner wegen Zulassung von Sachbeschädigung. Schlau, oder?

Das müssen die auf der Unität in Entenhausen beim Bürzeln gelernt haben! Dagobert der Gradschienige hat den Schienenmanagern den richtigen Weg gewiesen.

Genug der mutigen Versprecher, jetzt folgen Taten:
Ich schließe der Tragödie ersten Teil.

Sollte sich jetzt irgend jemand vereimert fühlen: auch das Putzmittel- und Putzutensiliengewerbe optimiert seine Angebote laufend. Gegenwärtig werden alle Waschmittel nicht mehr in umweltbelastenden Kompaktlösungen angeboten, die einerseits überdosiert wurden und so der Industrie angemessene Übergewinne bescherten. Nun gibt es wieder die einstmals verdammten Groß (volumigen)packungen, bei denen schon das Waschmittel vordem Befüllen der Maschin so flauschig ist, daß dem Maschinenbefüller vorm Waschen schon warm ums Herz wird vor Kuschelflauschigkeit.
Und den Aktionären kann man dabei auch noch einen klitzekleinen Gefallen tun........................

Autor:

Lothar Dierkes aus Goch

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