Neue Stolpersteine werden verlegt
Hamburg, Thessaloniki oder Bratislava. Längst ist Gunter Demnig in halb Europa unterwegs, um Stolpersteine zu verlegen. Am Montag, 14. Dezember, wird der Kölner Künstler mal wieder in Goch aktiv. Seit dem Frühjahr 2013 wird auch in der Weberstadt auf diese Weise an die ehemaligen jüdischen Mitbürger gedacht.
Christian Schmithuysen
„Der Anstoß kam von der Leni-Valk-Realschule“, erinnert sich Ruth Warrener, Lehrerin an der Gesamtschule Mittelkreis. Gleichzeitig gründete sich damals eine freiwillige Initiative Gocher Bürger, die sich zum Ziel setzte, die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus aus Goch wach zu halten. Ruth Warrener gehört ebenso wie Rahel Schaller und Johannes Janßen zum harten Kern der Gruppe. Mit ihren Schülern bestückt die Lehrerin schon seit zehn Jahren eine Webseite (wp.ge-mittelkreis.de), wo die Schicksale der Gocher Juden geschildert werden. Durch Kontakte zum Stadtarchiv kam sie an die Namen der ehemaligen Bürger. „Aber damit war es nicht getan“, erzählt Warrener. „Schließlich sollen ja auch ihre Lebenswege beschrieben werden.“ Für die Verlegung der Stolpersteine werden zudem Verwandte in der ganzen Welt kontaktiert. „Viele von ihnen kommen dann auf eigene Kosten zur Verlegung“, verweist Rahel Schaller darauf, das bereits Angehörige aus Israel, Australien und Brasilien die Reise nach Goch angetreten haben. Selbst von den drei noch lebenden jüdischen Mitbürgern war eine am Niederrhein. Zur vierten Stolpersteinverlegung im Februar diesen Jahres besuchte Eva Weiner, geb. Willer Goch. Sie war zwei Jahre Jahre alt, als sie mit ihrer Mutter Else und der Schwester Leah 1938 nach New York emigrierte. Der Vater Ludwig Willner war bereits Ende 1937 dorthin ausgewandert und versuchte dort Arbeit zu finden. Eva Weiner wurde von ihren Töchtern Lisa und Susan sowie ihrem Neffen Daniel Cohen begleitet.
Angehörige aus Argentinien
Auch diesmal haben wieder Angehörige aus den Niederlanden und Argentinien ihr Kommen angekündigt, wenn Gunter Demnig am Montag weitere 19 Steine verlegt. Das Programm startet um 14 Uhr an der Voßstraße 96, wo früher die Familie Sternefeld lebte. Schüler der Gustav-Adolf-Schule, der Gesamtschule Mittelkreis und des Collegium Augustinianum Gaesdonck begleiten die Zeremonie. Nach rund 25 Minuten geht‘s weiter zur Herzogenstraße 21 (Familie Spanier). Weitere Stationen sind die Bahnhofstraße 23 (Hartog/Stern) und 26 (Epstein), der Nordring 4 (Stern) und die Mühlenstraße 51 (Strenefeld). Ab 16.45 Uhr sind ein Gedankenaustausch beim Kaffeetrinken sowie eine gemeinsame Besichtigung der Ausstellung „‚Die Heimat vertreibt ihre Kinder – Flucht und Vertreibung jüdischer Bürger aus Goch“ im Rathaus geplant. Sie wurde von Ruth Warrener erarbeitet und beschreibt die Familienschicksale der Opfer.
Ein Stein für 120 Euro
Die Stadt begrüßt die Initiative und kümmert sich um die Verlegung. „Schließlich legen wir die Steine ja in das Eigentum der Stadt“, sagt Johannes Janßen. Die Finanzierung geschieht jedoch alleine aus Spendengeldern. Für einen Stolperstein entstehen Kosten von 120 Euro. „Bislang konnten wir so schon 83 Steine für knapp 10.000 Euro in Auftrag geben“, ist Johannes Janßen über die Großzügigkeit der Gocher erfreut. „Wir hoffen, dass sich zur Herstellung der letzten 20 Steine auch noch Spender finden.“ Wenn ja, könnten die Steine im kommenden Juni verlegt werden.
Autor:Christian Schmithuysen aus Goch |
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