Moderne Kirchenarchitektur Heilig Geist – Rundgang incl. Orgelkonzert mit Stefan Burs

Heilig Geist Kirche | Foto: wikipedia gemeinfrei
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In jeder Sommerpause der Städtischen Singgemeinde Kleve

bieten die Mitglieder sehr unterschiedliche Freizeit- und Kulturveranstaltungen für die Sängerinnen/Sänger und alle interessierten Familienangehörigen und Helferinnen/Helfer an.
   Der Chorleiter und Kantor der Aldegundiskirche und Leiter des Musik-Kollegs Emmerich, Stefan Burs, hatte in die Heilig Geist Kirche nach Emmerich zu einem Informationsrundgang durch die Kirche und einem Orgelkonzert eingeladen.

   Das Orgelkonzert war für mich als Freund dieses Instruments natürlich absolut „verbindlich“. Und da ich von der Kirche noch nie etwas gehört hatte, informierte ich mich auf der homepage.
Der Terminus „Moderne Kirchenarchitektur“ erinnerte mich zunächst erst einmal an den Wallfahrtsort Neviges und den Wallfahrtsdom, den ich vor einigen Jahren besucht hatte.
Von weitem schon war da etwas riesig Erscheinendes am Himmel zu erkennen - wie eine

Betonburg oder ein Bunker

, Aber so seltsam verwinkelt....

   Nun denn,
bald war ich vor und in dem Gebäude, dem Nevigeser Wallfahrtsdom, eigentlich Wallfahrtskirche Maria, Königin des Friedens. Etwas mir als Kirchengebäude vollkommen Fremdes stand da, monströs, dunkel. Vom Zahn der Zeit schon teilweise deutlich angenagt.

Einfach unheimlich.

Und trotzdem faszinierend, dieser von Gottfried Böhm von 1966 bis 1968 erbaute Dom in Form einer Zeltstadt.

Diesen Besuch habe ich allerdings noch aus einem anderen Grund nicht vergessen !
Ein Erlebnis für meine ewige Erinnerung

war folgendes: Als ich kopfschüttelnd den Dom verließ und etwas für den Erbauer nicht gerade Positives vor mich hin murmelte, kam einer kleiner Pater auf mich zu und verwickelte mich in eine Diskussion über den Bau und seine religiöse Bedeutung.
Nach etwa 20 Minuten, in denen er mich absolut nicht überzeugen konnte, richtete er flehend seine gefalteten Hände gen Himmel und rief:
"Herr, so gib mir doch bitte ein Argument, mit dem ich meinen ungläubigen Gesprächspartner endlich von dieser Kirche überzeugen kann !"

   Wir haben uns anschließend noch köstlich unterhalten über Gott und die Welt, über Kevelaer, wo er im Priesterseminar studiert hatte, und auch den Kirchenbau.
Und ich brachte es tatsächlich nicht übers Herz, in in seiner Verzweiflung über meine Kritik zurück zu lassen und bestätigte ihm, dass der Dom natürlich seine Existenzberechtigung hätte und auch architektonisch sehr bedeutend sei. Wer mich wohl dazu verführt hatte ??

   Diese Vorgeschichte erwachte wie gesagt in mir, als ich die Einladung zum Besuch der Heilig Geist Kirche erhielt.
Beim ersten Anblick dieser Kirche waren die Gedanken an Neviges sofort verblasst. Ich war fasziniert von dieser architektonischen Besonderheit, auf den ersten Blick sogar Schönheit dieser Kreation, vom Architekten Dieter Georg Baumewerd aus Münster zwischen 1962 und 1965 erbaut.

   „Der Grundriss zeigt einen unkonventionell gestalteten Zentralraum aus drei unregelmäßigen Vielecken. Die Architektur wird von sechs polygonalen Betonpfeilern als tragenden Elementen gebildet, den Raum dazwischen füllen dünne und geknickte Wandscheiben. Das Zentrum der Architektur wird von einer quadratischen Altarinsel eingenommen. Im Nordosten fügen sich eine Kreuzwegkapelle sowie die Sakristei an und durchbrechen in gewisser Weise den Umriss der Kirche. Der Glockenturm steht frei vor dem südwestlich gelegenen Hauptportal. Das Innere ist geprägt von sechs pilzförmigen Dachschirmen. Für die Zweiteilung des Altars stand das Konzil Pate, das vom Tisch des Wortes und vom Tisch des Brotes sprach. Senkrechte und waagerechte Verschalungslinien geben dem Stahlbeton eine rhythmische Form. Großflächige und langgestreckte Fensterflächen aus klarem Glas lassen die Natur, vor allem den Himmel, herein und verleihen dem Raum Leichtigkeit. Die Mitte des Raumes bildet die Altarinsel, auf der ein unregelmäßig geformtes Kreuz steht, das als

„Schrottkreuz“

bezeichnet wird. [https://de.wikipedia.org/wiki/Heilig_Geist_(Emmerich)]

   Ein fünfarmiger von Waldemar Kuhn gegossener Bronzeleuchter in Form eines knorrigen Weinstocks mit Reben, ein zweigeteilter Altar aus tonnenschwerem Carrara-Marmor, ebenfalls von Kuhn nach Worten des 2. Vatikanischen Konzils gestaltet– Tisch des Wortes und Tisch des Brotes - sind beeindruckende künstlerische Utensilien der Kirche. Ein gewaltiges, ebenfalls von Kuhn geschaffenes Kreuz, „Schrottkreuz“ genannt, dominiert als beeindruckender Blickfang in der Kirchenmitte über dem gewaltigen zweigeteilten Altar das Geschehen.
Dieses Kreuz, wahrlich nicht für jeden Kirchgänger der gewohnte Anblick eines gewohnten christlichen Symbols, sondern eher eine Provokation, aus vielen Alteisenteilen von Autofriedhöfen und vom Schrottplatz gesammelten Abfällen, verrosteten Ofenrohren und weggeworfenen Metallteilen in der Kirche zusammengeschweißt, hat jedoch eine stark ausstrahlende Symbolkraft, die auf der homepage bei einem virtuellen Rundgang durch die Kirche neben informativen weiteren Details ausführlich erklärt wird (http://www.kirchenrundgang.heilig-geist-emmerich.de/).

   

Die beeindruckende farbliche Ausgestaltung der Wände

von Professor Fred Thieler und seinen Schülern hat mich persönlich mit ihren vielen hellen und dunklen, vorwiegend in blau erstellten Farbnuancen auf Anhieb tief berührt und einfach innehalten lassen, Und das bei strahlendem Sonnenschein einfallende Licht erzeugte im gesamten Kirchenraum obendrein noch eine ganz erhabene Stimmung – irgendetwas hatte sie in mir erzeugt, das einer starken inneren Ruhe glich.

  

Nachdem Stefan Burs

, selbst als Organist in dieser Kirche aktiv, einen ausführlichen, sachlichen und trotzdem sehr humorvollen Abriss zur Entstehung der Kirche, den Besonderheiten und deren Bedeutung gegeben und natürlich auch auf die an einer Wand präsentierte aus dem norditalienischen Raum um Triest stammende Madonna als bewusste Kontrastfigur zum Kreuz aufmerksam gemacht hatte, widmete er sich ganz seinem Element und überzeugte die Besucherinnen/Besucher sowohl von der für ihre Größe doch beeindruckenden Orgel und natürlich von seinem Können als hervorragender Interpret an der Königin der Musikinstrumente.

Ein herzliches Dankeschön und ein kräftiger Applaus galten sowohl ihm als auch dieser Kirchenarchitektur.


Wer sich über die Städtische Singgemeinde informieren und gerne im Chor mitsingen möchte , kann sich auf der homepage informieren:


https://singgemeinde-kleve.de/

Infos zum Wallfahrtsdom zu Neviges hier : https://de.wikipedia.org/wiki/Nevigeser_Wallfahrtsdom

Text Dierkes

Autor:

Lothar Dierkes aus Goch

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