Corona verbietet zwar Kunst-Ausstellungen, doch kreatives Tun ist nicht am Ende, sagt Herbert Hölscher
"Kunst ist nicht zu stoppen"

Stillstand im Lockdown? - Für den Künstler Herbert Hölscher kein Thema!
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Der derzeit geltende Lockdown schränkt das öffentliche und private Leben massiv ein, verbietet massenhafte Zusammenkünfte in Räumen und Plätzen, schließt Nachtschwärmer aus Kneipen und Kunstfreunde aus Museen und Ausstellungen aus. Doch heißt das nicht, dass Kunst und Kultur stehenbleiben und verharren. Im Gegenteil: Beides lässt sich nicht aufhalten, meint Herbert Hölscher und präsentiert dem Gocher Wochenblatt was er im Coronajahr 2020 geschaffen hat. Stillstand im Lockdown? Für den Künstler kein Thema! 

VON FRANZ GEIB

Pfalzdorf. Die Corona-Krise ist für alle gesellschaftlichen Schichten und Berufsgruppen eine nie dagewesene Belastung, doch keine Branche hat es so schlimm getroffen wie die Kunst- und Kulturszene, die darum mit der Aktion "Ohne Kultur wird alles still" auf ihre Notlage und die Bedeutung für die Gesellschaft aufmerksam machte. Denn eines ist doch klar: Trotz Lockdown haben die Künstler nicht plötzlich aufgehört zu arbeiten. Herbert Hölscher ist nur ein Beispiel.  "Mein Leben ist durch die Corona-Krise nicht anders geworden, nur dass ich keine Ausstellung machen darf. Ansonsten geschieht jeden Morgen das gleiche, denn die Kunst ist nicht zu stoppen", sagt Herbert Hölscher aus Pfalzdorf zum derzeit geltenden Lockdown und der damit verbundenen Zwangspause für ausstellende Künstler: "Die Kunst entwickelt sich ja weiter!"

Hoffen auf den Impfstoff

"Normalerweise hätte ich jetzt zu meiner jährlichen Ausstellung eingeladen, doch die musste ich verschieben auf das nächste Jahr, wenn sich bis dahin das Leben wieder normalisiert hat," hofft der 68-jährige darauf, dass bis zum kommenden Frühjahr ein Impfstoff gefunden und das Virus bekämpft wird. "Den einzigen Vorteil, den mir die Corona-Krise beschert, ist der, dass der Zeitdruck weg ist", versucht der Herbert Hölscher dem Lockdown etwas Positives abzugewinnen, ohne dabei wirklich überzeugen zu wollen.
Brachte Herbert Hölscher in den zurückliegenden Ausstellungen in seinem Haus an der Talstraße gerne die menschlichen Attitüden und "Sünden" auf die Leinwand und gab so unter anderem dem Schwatzhaften, dem Habgierigen, dem Eitlen qua Pinsel und Acrylfarbe ein Gesicht, so setzt der Künstler in seiner aktuellen Schaffensphase den Weg hin zum Abstrakten weiter fort. Wie es sich schon seiner letzten Ausstellung andeutete, hat Herbert Hölscher seinen Bezug zur Natur auf die Leinwand implementiert und Materialien genutzt, die er unter freiem Himmel suchte und fand.

Vielfalt der Erden überrascht

Die Vielfalt der Erden, darunter eine rote aus seiner Urlaubsinsel Tassos, und die Unterschiedlichkeit der sich daraus ergebenden, fast monochromen Farbtöne überraschen und faszinieren ihn immer wieder: "Man hat beim Malen eine Vorstellung wie es sein soll, aber das Ideal ist nur schwer zu erreichen." Ob das Bild "hält", erkennt er meist erst am nächsten Morgen, wenn der "Verstand noch klar ist". "Beim abstrakten Malen ist es viel schwerer als beim figürlichen und gegenständlichen Malen, diesen Halt zu erreichen, damit man am Ende sagen kann, Ja, das bin ich!" Viele Betrachter dieser Kunstform könnten nicht erkennen, wie sehr ein solches Bild durch die Kommunikation des Künstlers mit seinem Werk lebt und dass es viel mehr ausdrückt als die Entfremdung von allem Realen: "Es ist ein stetiger Diskurs."
Herbert Hölscher selbst aber erkennt an den Bildern anderer Künstler mehr als so mancher Betrachter: "Ich kann schon sehen, ob das Bild von einem alten Mann oder einer jungen Frau gemacht wurde, und in welchem Zustand sich der Künstler oder die Künstlerin befand. Ein gutes, abstraktes Bild ruht in sich selbst. Auch meine eigenen Bilder zeigen mir, wie ich drauf bin. Ich merke sofort, wann ich malen sollte und wann nicht."

Hintersinniges im Sinn

Auch beim Pfalzdorfer Künstler sind die abstrakten Bilder kein dahingekleckseltes Konvolut von Farben und Formen, sondern haben durchaus gern hintersinniges im Sinn. Wer den Maler verstehen will, muss seine Bilder nicht nur anschauen, sondern lesen. In jedem Bild steckt eine Geschichte, ob vom Urlaub in Griechenland oder der Radtour an Ost- und Nordsee
Sollte Herbert Hölscher also am 24. Oktober tatsächlich wieder zu einer Ausstellung, es wäre die 18., einladen können, können sich seine Gäste gerne daran machen, die Geschichten hinter den abstrakten Bildern zu erkennen oder sich ganz einfach auch wieder auf Kaffee und selbstgebackenen Kuchen von Ehefrau Susanne freuen. Denn das ist das, was die Besucher zusätzlich an den Hölscher-Ausstellungen lieben, wie die Gattin betont: " Viele kommen wegen der ungezwungenen und lockeren Atmosphäre zu uns." 

 Mehr auf [fett]Seite 9[/fett].[spreizung]#?[/spreizung]Foto: Steve

Autor:

Franz Geib aus Goch

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