Junge Meister an der Spitze
Jetzt sind wieder die „Finne“ an der Reihe. Mit Sven Wessels kommt der neue Gildemeister von St. Eligius Goch aus dem Berufstand der Elektrotechniker. Und die arbeiten ja bekanntlich ohne Schweißgerät.
Christian Schmithuysen
Seit 490 Jahren sind die Gocher Metallhandwerker in der Gilde vereinigt. Ihr Meister wird jeweils am 1. Dezember für ein Jahr gewählt, im Wechsel zwischen „Finne“ (einer, der ohne Schweißgerät arbeitet) und „Growwe“ (einer, der mit Feuer, bzw. Schweißgerät arbeitet). Aus deren Lager kommt der Gildemeister des letzten Jahres Heinrich-Josef (Hajo) Peters. „Nun ist es meine Aufgabe, den neuen Gildemeister mit unseren Aufgaben vertraut zu machen“, sagt der 31-Jährige und freut sich, dass mit ihm und Sven Wessels auch die jüngere Generation die alte Tradition hochhält.
Seit 2009 gehört der Geschäftsführer von Metall- und Stahlbau Peters zu den derzeit 63 Gildebrüdern (zwischen 31 und 85 Jahren) aus Goch. Besonders stolz ist Hajo Peters, dass seine Familie in der Gilde fest verankert ist. Sein Großvater war bereits dabei. Sein Vater und sein Onkel sind es noch. „Es ist schon spannend, wenn man in dem dicken Gildebuch blättert und die Familientradition entdeckt“, sagt der neue Altmeister. Seit 1966 existiert das mittlerweile dritte Exemplar der Chronik. Das Original aus dem 16. Jahrhundert ging irgendwann verloren, 1723 wurde ein neues Gildebuch angelegt, das im Zweiten Weltkrieg verbrannte. Damit die Nachwelt nicht wieder ganz von vorne anfangen muss, wurde das dritte Exemplar vor einigen Jahren digitalisiert. Ansonsten hält die Technik bei der St. Eligius Gilde eher weniger Einzug. Selbst die Wahl des Gildemeisters wird traditionell auf einer Schiefertafel mit Kreide durchgeführt. Einstimmig fiel die Wahl in diesem Jahr auf Sven Wessels.
Der Elektromeister hat sich 1999 selbstständig gemacht und war stolz, als er vor sechs Jahren auf Vorschlag in die Gilde aufgenommen wurde. „Ich finde es toll, dass auf diese Art alte Traditionen erhalten bleiben“, sagt der 41-Jährige. „Und man lernt seine Berufskollegen auch viel besser kennen.“ Ganz so streng, wie vor knapp 500 Jahren, sieht man einige Punkte bei der Vereinigung jedoch wohl nicht mehr. „Früher mussten alle Betriebe innerhalb der Stadtmauern liegen“, schmunzelt Sven Wessels. „Da habe ich als Pfalzdorfer ja richtig Glück gehabt.“
Berührungspunkte auf einem anderen Plateau
Und was bekommt der neue Gildemeister von seinem Vorgänger mit auf den Weg? „Man lernt Berührungspunkte auf einem ganz anderen Plateau kennen“, verweist Hajo Peters auf die Aufgaben von Gilde- und Altmeister. So besuchen die beiden nicht nur die Witwen verstorbener Mitglieder. Auch an runden Geburtstagen oder während der Kirmes kommt man zusammen. Ein kleines Highlight war für den 31-Jährigen jedoch, als er mit seinem Altmeister (Hermann Kersjes), die Einladungen für das Gildetreffen am 1. Dezember rumgebracht hat. „Da ist man drei Tage unterwegs und kommt mit ganz vielen Leuten auch mal außerhalb des Berufs ins Gespräch.“
Und noch was ist den Gildebrüdern wichtig: Sie wollen Gutes tun. So sammeln sie jedes Jahr Geld und spenden es verschiedenen Institutionen aus Goch und der Welt.
Fotos: Steve
Autor:Christian Schmithuysen aus Goch |
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