LINOLSCHNITT 1957 / PIXELGRAFIK 2020
Flucht 1957 / Flucht 2020 ...
Vor 63 Jahren entstand der Linolschnitt „Flucht“. Ich weiß heute nicht mehr, was mich damals zu diesem Thema angeregt hat. Sehr genau erinnere ich mich jedoch daran, dass ich das Motiv der beiden Flüchtenden mit einem weichen Schreiner-Bleistift direkt auf das weiß eingefärbte Linoleum gezeichnet habe.
Danach habe ich die weißen Stellen mit einem Linolschneidemesser weggeschnitten, sodass nur die gezeichneten Linien und einige, für die Komposition wichtigen Stellen erhaben stehen blieben. Nach dem Einwalzen mit schwarzer Druckfarbe konnte das Motiv auf Papier gedruckt werden. Die Platte hatte die Abmessungen von 36,5 x 63,2 cm. Die Probeabzüge habe ich sicher von Hand „abgerieben“. Ob ich damals schon die, von meinem Vater mit Stahlwalzen umgerüstete, Wäschemangel eingesetzt habe, weiß ich auch nicht mehr genau. Auf ihr habe ich um diese Zeit außer einigen Linolschnitten auch Kaltnadelradierungen gedruckt.
Was mich heute so überrascht hat, ist die verblüffende Ähnlichkeit der handgeschnittenen Strukturen mit meinen heutigen Digitalbelichtungen. Das wird in den Detailvergrößerungen besonders deutlich. Der Duktus der Handzeichnung, die Konturen der Schnitte in dem „aufgerissenem“ Linoleum und die „modernen“ Digitalstrukturen sind kaum zu unterscheiden. Und das bei völlig unterschiedlichen Techniken und Materialien.
Natürlich ist das haptische Material des Büttenpapiers, auf dem Holz- oder Linolschnitte in der Regel gedruckt sind ein ganz anderes, als ein mattes Fotopapier, auf dem eine Digitaldatei mit einem Laser belichtet wird. Ein handgesetztes und -gedrucktes Buch ist auch etwas völlig anderes als ein modernes Tablett oder Smartphone, auf dem heute Texte gelesen werden.
Alles hat seine Zeit …
© Text und Abbildungen: G.Lambert, Goch / 2020
Die Laserbelichtungen dieses Beitrags sind dem LK-Beitrag:
Grenzfälle ...
entnommen.
Autor:Gottfried (Mac) Lambert aus Goch |
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