Ein Land voller Sprachgestörter oder was ...?

Über das stetige Verkommen einer Sprachkultur!

Anglizismen nennt man jenes Kauderwelsch, dass für einige Mitbürger besonders fortgeschritten und an die Moderne angepasst wirken soll, was für andere jedoch eher mit dem Begriff „Denglisch“ (ein deutsch-englischer Sprachmischmatsch), tituliert wird. Es ist ein Vorgang, in dem unsere Muttersprache mit möglichst vielen englischen Wörtern gespickt wird. Teilweise derart, dass so manchem Zeitgenossen die Optionen ausgehen, um erkennen zu können, was mir mein Gegenüber überhaupt sagen will.

Ob es nun der Moderne entspricht oder unsinnige Quacksalberei, Tatsache ist, dass sich sogar Teile der Industrie und Werbebranche diesem (meiner Ansicht nach) Sprachunsinn anpassen. So gibt es bei der Deutschen Telekom weder Ortgespräch noch Ferngespräch mehr. Hier heißt es „modern“ ausgedrückt: City-Call und German-Call. Ob man diesem Vokabular noch „Ballaballa“ hinzufügen sollte, mag jedem selbst überlassen sein.

Natürlich bedarf es in manchen Arbeitsgebieten gewisse Fachbegriffe, die wirklich nur von „Insidern“ verstanden werden (können). Doch insbesondere in der Computer- und Telekommunikationstechnik sollten sich zumindest die Betreiber und Anbieter bemühen, ihr Produkt auch dem „Outsider“ verständlich zu machen. Eine Rechnung der Telekom etwa ist für den „Outsider“ eher als Idiotentest zu verstehen, als eine Abrechnung von Dienstleistungen.

Hört man heutzutage so manchem Zeitgenossen zu, so hat der Zuhörer das Gefühl, dass der Redende gar nicht mehr in der Lage ist, sich in seiner Muttersprache verständlich ausdrücken zu können. Als hätte er eine Sprachstörung, wird über Dinge in einer Sprachform gequasselt, da meinte man, er käme er aus einer anderen Galaxie. Gleichzeitig wird das Vokabular nicht nur von Anglizismen geprägt, sondern auch mit Begriffen anderer Sprachen oder Deutschähnlichem, so dass man den Drang verspürt, ihm einen Logopäden zu empfehlen!

Dabei ist es nun wirklich nicht so, dass zum Beispiel Werbetexte und Slogans unbedingt englischer Sprachgrundlagen bedürfen, um den Verkauf und Umsatz steigern zu können. Slogans wie etwa: „Geiz ist geil“ oder „da weiß man, was man hat“ sind eigentlich wesentlich bekannter, als irgendwelche Denglisch- Vokabularien. Oder welcher, der etwas betagteren Zeitgenossen unter uns, kennt nicht mehr das alte Schlagwort des VW Käfers? „und er läuft und läuft und läuft...“? Es ist jedenfalls wissenschaftlich belegt, dass gute deutschsprachige Werbeslogans in keiner Weise zur Qualität der Werbeeffekte anderssprachiger Schlagwörter oder Leitsätzen zurückstehen!

Natürlich lässt sich eine gewisse Vermischung von Vokabularien verschiedener Kulturen nicht vermeiden und ist auch in Maßen sinnvoll. Die Bergriffe „Portemonnaie“, „Handy“ oder –wie in diesem Beitrag etwa- „Slogan und Insider“, sind nicht mehr wegzudenken. Teilweise sind fremdländische Begriffe wirklich treffender, aussagekräftiger und hören sich schlicht besser an.

Auch die Fachbegrifflichkeiten in medizinischen Bereichen, deren Ursprünge hauptsächlich in lateinischen oder griechischen Wortbestandteilen aufgeführt sind, wären gar nicht mehr wegzudenken. Sie haben jahrtausendalte Traditionen. Trotzdem beschweren sich die Leute dann, wenn der Doktor mit seinen Diagnosen eine medizinische Ausdrucksweise wählt oder der Beipackzettel eines Medikamentes denkbar unverständlich dargestellt wird, dass die Inhalte nur von Fachkräften zu verstehen wäre!

Demgemäß sollten alle diese sprachlichen Nuancen nicht zur Besessenheit abschweifen und instrumentalisiert werden, damit sich der Fachkundige damit wichtig machen kann! Irgendwann ist dann das Maß der Normalität überschritten und aus dem Zeitgemäßen wird dann Unsinniges...

Der Bürger hat ohnehin schon genug Probleme, durchzublicken, wenn er mit Anschreiben von irgendwelchen Behörden konfrontiert wird. Jenes „Behördendeutsch“, für deren Verstehen man so manches Mal eigentlich eine Fortbildung bei der VHS besuchen sollte, müsste doch eigentlich ausreichen, jene „Ballaballa-Kandidaten“, die solche Schreiben und Gesetzestexte verfassen, in die entsprechende Schubladen einzusortieren. Wenn nun noch Behördendeutsch, gespickt mit Anglizismen in unseren Verarbeitungsapparat hinzukommt, dann gute Nacht, Freunde...

Foto: Benjamin Thorn, Pixelio

Autor:

Kurt Nickel aus Goch

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