Diese Woche in Goch: Geld über Mensch(-lichkeit) - Arbeitgeber treibt böses Spiel

Auf welche Weise wirtschaftliche Erwägungen eines Arbeitgebers das Glück und Wohlbefinden eines Arbeitnehmers bedrohen, dies kann man in dieser Woche in Goch live miterleben.

Da hat jemand lange Jahre und mit ganz viel Herzblut und Engagement für seinen Job "gebrannt". Aber bei Geld bleiben ja mitunter Anstand und Menschlichkeit auf der Strecke. Denn in Zeiten klammer Kassen hat sich nun ein Arbeitgeben ein perfides Spielchen ausgedacht: Sandra konnte wegen einer Depression mehrere Monate nicht arbeiten. In dieser Zeit hat die Geschäftsleitung des kleinen Betriebs festgestellt, dass die Arbeit für die übrigen Mitarbeiter mit Überstunden auch ohne Sandra zu bewältigen ist. Sie lässt ihre 16 Kollegen abstimmen: Die entscheiden sich bei nur zwei Gegenstimmen für einen Jahresbonus von 1.000 Euro und damit gegen Sandras weitere Beschäftigung.
Sandra erwirkt beim Chef eine zweite Abstimmung und hat anschließend ein Wochenende lang Zeit, ihre 16 Kollegen davon zu überzeugen, dass sie ihren Job behalten darf - dafür müssten die Kollegen allerdings auf den Jahresbonus verzichten…

Dies ist die Handlung eines eindringlichen Films, den das Goli Theater am nächsten Kinowochenende, Samstag, 18. April, um 20 Uhr, und am Sonntag, 19. April, um 15.30 Uhr sowie um 20 Uhr, zeigt: „Zwei Tage, eine Nacht“ ist ein Sozialdrama der belgischen Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne. Der vielfach ausgezeichnete Spielfilm aus dem Jahr 2014 verhandelt anhand einer schlichten, zugespitzten Geschichte die großen Themen in Zeiten von Wirtschaftskrisen und Globalisierung und führt diese auf die entscheidende Frage zurück: Geld oder Solidarität?

„Marion Cotillard spielt Sandra mit einer wunderbaren Zurückgenommenheit, die man ihr nach den spektakulären Auftritten in „La vie en rose“ oder „Der Geschmack von Rost und Knochen“ fast nicht mehr zugetraut hätte und die sie aus dem Stand zur Favoritin für den Preis als beste Darstellerin macht. Doch fast noch toller ist es, wie die Dardennes Sandras Figur nutzen, um nicht nur die Emanzipationsgeschichte einer Frau von ihrer Krankheit zu erzählen, sondern mit jedem ihrer Besuche bei einem Kollegen eine dramatische Miniatur schaffen. Der Wintergarten, der abbezahlt werden muss; die befristete Stelle, die bei einem für den Betrieb unbequemen Votum nicht verlängert wird; die Ausbildung der Kinder, die teuer zu Buche schlägt – jede Tür, die sich Sandra öffnet, bietet einen Einblick in die alltäglichen Nöte von Menschen in der unteren Mittelschicht. Und wenn Sandra eine Tür verschlossen bleibt, dann erzählt das mindestens genau so viel über Freundschaft und Zusammenhalt in Zeiten des Neoliberalismus.“
(Spiegel Online)

"Ihr Fall wird zum Lackmustest für die Menschlichkeit dieser Belegschaft - und eines Wirtschafts- und Wertesystems, das seinen Mitgliedern eine solche Wahl aufzwingt." (Süddeutsche)

Der Eintritt beträgt 4,50 Euro, Einlass jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn – Popcorn und Getränke sind für kleines Geld zu haben. Die einzigartige Atmosphäre des Nostalgiekinos gibt es kostenlos dazu.

Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

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