Die Beschneidung halbwüchsiger Jungen: Körperverletzung oder Ritual, das unsere Akzeptanz verdient...?

Nach unseren deutschen Rechtsvorgaben ist es sicherlich eine Körperverletzung, wenn man Menschen, insbesondere im jüngeren Alter, in dem sie noch keine objektiven Entscheidungen treffen können, in ihre körperliche Unversehrtheit eingreift. Die Beschneidung kleiner Jünglinge wäre sicherlich ein solcher Fall, wenn es sich hier um eine Verstümmelung handelte, an der andere ihre Lust verspürten.

Unter einem solchen Aspekt wäre es gewiss richtig, diese Handlungen unter Strafe zu stellen, doch in diesen Fällen sollte der Bürger sich erstmal über die Hintergründe und die medizinische Sinnhaftigkeit informieren, bevor er die Beschneidungsrituale verurteilt.

Man sollte hierbei nicht vergessen, dass es sich hierbei um einen Brauch handelt, deren Entstehungsgeschichte auf Jahrtausendalte Traditionen beruht. Jene, die sich mit ihrer Ablehnung dagegen wichtig machen wollen, stellen dabei Vergleiche an, die einfach nicht akzeptabel sind und dieses Ritual als Scharlatanerie abtun. Doch das wird hier wirklich nicht der Fall sein, denn nicht ohne Grund werden die Riten in gewissen Glaubenskreisen als elementare Vorgaben ihres Glaubensbekenntnisses empfunden.

Wie viele alte Traditionen, die möglicherweise heutzutage überflüssig wären, wird auch das Beschneidungsritual seinerzeit nicht ohne Grund ins Leben gerufen worden sein. Vor vielen Tausend Jahren war es wohl für die Erhaltung der Spezies Mensch enorm wichtig, dass alles Mögliche getan werden musste, um die Fortpflanzung zu gewährleisten. Sei es in Sachen Lustempfinden und gesteigerte Empfindsamkeit oder aber der hygienische Hintergrund, deren positive Auswirkungen auch heutzutage unumstritten sind.

Beschneidung Jesu Brabanter Flügelretabel um 1480, Wikipedia

Allein schon aus meiner Zeit, als ich noch als Krankenpfleger tätig war, weiß ich, dass es viele Patienten gab, die es mit der Hygiene nicht so genau nahmen. Übelriechende, käsige Rückstände kamen oftmals unter der Vorhaut des Penis zum Vorschein, wenn Patienten gewaschen werden mussten. Dieses Sekret wird im Fachjargon auch „Smegma“ genannt. Häufig führte diese Unsauberkeit auch zu Entzündungen unter der Vorhaut, die dann gleichzeitig eine Brutstätte von Bakterien wurde. Allein schon der Gedanke, dass dieser Mensch dann später in diesem Zustand mit seiner Partnerin den Geschlechtakt ausübt, reicht schon allein, um zu verstehen, warum seinerzeit eine generelle Beschneidung kleiner Jungen zum festen Ritual wurde. Es wurde schlichtweg verhindert, dass sich krankmachende Keime ungehindert beim Partner ausbreiten können. Desinfizierende Lösungen, wie wir sie kennen, gab es damals noch nicht.

Es ist also unbestritten, dass die Beschneidung eines Jungen die eigene Körperhygiene und die der Partnerin verbessert. Zudem kommt noch, dass eine (zwar recht seltene) Krebserkrankung des Penis nach einer Beschneidung nahezu ausgeschlossen ist.

Irgendetwas hatten sich jene klugen Menschen sicherlich dabei gedacht, als sie das Volk zu jener Hygiene dadurch zwangen, indem die Beschneidung zum Glaubenskult wurde.
Deshalb sollten wir uns abgewöhnen, andere Kulturen und Religionen zu Maßregeln, nur, weil uns gewisse Rituale dort suspekt erscheinen!!

Fangen wir doch einfach mal bei uns selbst an, was andere Kulturen an unseren Brauchtümern anstößig finden könnten. Fragen Sie doch mal einen Muslimen, ob er:
- es normal findet, wenn bei Schwulen- und Lesbenparaden fast nackte und bizarr gekleidete Menschen wie die Tiere auf den Umzugswagen herumhüpfen
- oder im Karneval eine ganze Nation volltrunken durch die Städte torkelt und teilweise außer Kontrolle gerät
- oder Hunderttausende Abtreibungen jährlich bei uns vorgenommen werden?!!

Muslimische Beschneidungszeremonie, Wikipedia

Ich denke, dass wir erst einmal unser eigenes Umfeld ordnen sollten, bevor wir andere Kulturen Belehrungsprozessen aussetzen. Mich selbst stören jene aufgeführten Beispiele (bis auf die Abtreibungen) recht wenig, weil ich es jedem selbst überlasse, wie er sein Leben gestaltet. Insofern stehe ich auch anderen Religionen ihre traditionellen Rituale zu, die teilweise wie ein elementares Fest eines neuen Lebensabschnittes gefeiert werden. Findet das Ganze dann auch noch in einer Klinik statt, wo der Eingriff unter hygienischen Umständen erfolgt, sollte man auch in unserem Land dieses Ritual akzeptieren. Jedoch niemals mit verrosteten Messer oder Rasierklingen in irgendwelchen Hinterhöfen!

Übrigens: Ich selbst ließ auch mich beschneiden, als ich Anfang 20 war. Es waren jene Erfahrungen in dem Krankenpflegeberuf und die sich daraufhin auswirkenden hygienischen Aspekte, die mich zu dieser Entscheidung trieben. Ich habe es ein Leben lang nicht eine Sekunde bereut. Bitte ruhig weitersagen!!!

Mir ist, so nebenbei bemerkt, nicht bekannt, dass ein junger Moslem oder Jüdischer Mitbürger später seinen Eltern die Beschneidung (Medizinischer Ausdruck: Zirkumzision), vorgeworfen hat. Völlig anders sieht das jedoch bei jungen Mädchen aus.

Insofern möchte ich abschließend betonen, dass ich die Beschneidung junger Mädchen grundsätzlich ablehne, da ich dort keinerlei medizinischen und hygienischen Vorteile sehe, die dies rechtfertigen würden. Und allein es deshalb durchzuführen, weil es andere wollen, ist nicht akzeptabel. Dieses Ritual werde ich immer verabscheuen...

Foto: Thommy Weiss, Pixelio

Autor:

Kurt Nickel aus Goch

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