Der Maler der Militärs
Werner Prosch hat in den 60er Jahren für frischen Atem gesorgt und den Durst gestillt. Naja, nicht direkt, aber zumindest war es dem Pfalzdorfer zu verdanken, dass viele durch ihn zum Pfefferminzbonbon oder zum Bier griffen.
An Werner Prosch kam kaum einer vorbei. Er hat die in grün-weißer Rolle eingepackten Pfefferminz-Pastillen auf Häuserwände verewigt oder ließ das Frischgezapfte auf Lkw-Planen an Passanten vorbeirollen. Wer in einer von Gochs Imbiss-Gaststätten einen bestimmten Tisch ergattern konnte, wird die Pommes rot-weiß vielleicht unter einer von seinen Zeichnungen probiert haben. Auch hier hat Prosch seine Fingerabdrücke hinterlassen.
Dabei wollte der 71-Jährige seine Pinselstriche weder zwischen Frittenfett und Fleischwolf noch zwischen Lastwagen-Diesel und Aufliegern erkannt wissen, sondern hatte ganz andere Leinwände im Sinn.
Der gebürtige Sachse hatte früh seine kreativen Fähigkeiten entdeckt, und wollte diese als Bühnenmaler nutzen. „Dafür hätte ich täglich zur Kunstgewerbeschule in Krefeld fahren müssen. Das konnten meine Eltern damals nicht bezahlen“, erinnert er sich.
Stattdessen absolviert der künstlerisch begabte junge Mann bei Karl Rensing eine Ausbildung als Schildermaler: „Früher wurde schließlich jeder Buchstabe auf Fassaden, Toren und Türen noch per Hand gemalt.“
Doch bis er soweit war, musste Prosch lange warten. Im zweiten Lehrjahr wartete eine Auftrag, der ihn herausforderte: Die Türen vom Haus zu den fünf Ringen.
Werner Prosch: „Ich ging mit Begeisterung ran und hab es prima hingekriegt. Und danach durfte ich endlich beschriften.“
Ein Wendepunkt in seinem Berufsleben war das berufliche Engagement bei der Bundeswehr in Hommersum, wo ein Schriftenmaler gesucht wurde und zwar für den gesamten norddeutschen Raum. Ob Radarzeichnungen in der Reichswaldkeserne, diverse Hintergründe für Offiziersbälle, unter anderem den Marktplatz von Kalkar oder die Skyline von New York, stets war das zeichnerische Geschick von Werner Prosch gefragt.
Dem Künstler aus dem Dorf trauten die Auftraggeber alles zu.
„Einmal sollte ich die Silhouette von Kalkar aus der Vogelperspektive malen, obwohl es gar keine Fotos gab.“ Flugs „bestellte“ der diensthabende Kommandeur ein paar Aufklärungsflugzeuge und kurze Zeit später hatte Prosch die Luftaufnahmen auf seinem Tisch.
Muppet-Show für den Griethausener Karneval, Autos für ein Moerser Autohaus, Badezimmermotive für einen Pfalzdorfer, Prosch war gefragt und nahm es sogar mit hochmoderner Technik auf. Ein niederländischer Unternehmer beauftragte eine auf großformatige Drucke spezialisierte Firma mit der Herstellung einer zwei mal drei Meter großen Silhouette einer niederländischen Kaserne. „Als Vorlage dienten ein paar vergilbte Fotos“, sagt Werner Prosch. Für die Druckerei ein unmöglicher Auftrag, nicht so für den Maler-Meister: „Da habe ich meinen ganzen Ehrgeiz reingesteckt und nach 26 Stunden abgeliefert. Das war meine größte Genugtuung.“
Seit dem Jahr 2000 ist es ruhiger um den vielgefragten und begabten Künstler geworden. Auch seine Motive haben sich dem angepasst. Statt plakativer Objekte für die schnelllebige Werbung oder fürs Militär versucht sich Werner Prosch jetzt an ruhigen und friedlichen Motiven: Madonnen.
Autor:Franz Geib aus Goch |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.