Mit Annette Wozny-Koepp vom finsteren Mittelalter bis zur illustren Neuzeit
Aus mit dem Graus
GOCH. Annette Wozny-Koepp hat die Corona-Zeit, in der Häuslichkeit gezwungenermaßen angesagt war, genutzt um neue Gästeführungen auszuarbeiten. Bereits die Führung „Wahre Geschichte(n) aus Goch ?!“ hat großen Anklang gefunden, da es den Menschen viel Spaß macht mit unterhaltsamen Geschichten eine Stadt kennenzulernen und – animiert durch mittelalterliche Gewandung – als Pendler zwischen verschiedenen Zeitepochen unterwegs zu sein.
Die Führung gewinnt zusätzlich dadurch, dass Wozny-Koepps Begeisterung von lebhafter Geschichte gelegentlich so übersprudelt, dass der Zuschauer aufmerksam verfolgen muss, wo der Kern der Wahrheit liegt.
Die neue Stadtführung „Aus mit dem Graus“ ist für den Niederrhein ein Novum. Sie spiegelt die Zeit vom finsteren Mittelalter bis zur illustren Neuzeit wider. Bewusst erscheint die Gästeführerin gewandet in einem Narrenkostüm, denn die mittelalterliche Ständeordnung erforderte die Einhaltung strikter Regeln. Nur ein geschickter Hofnarr konnte tun und sagen, was andere nicht einmal zu denken wagten. So geht es mit lebendiger(n) Geschichte(n) durch die einst so betuchte Stadt Goch. Kurzweilig vermittelt Wozny-Koepp ihren Zuhörern, wie schaurig und barbarisch sich so manches dort zugetragen hat, aber auch, welch wunderbare Lichtblicke dieses Zeitalter und die Entwicklung zur Neuzeit mit sich brachte.
Von dem Landesherrn, der mit seinem „Heeresschwanz“ durchs Land zog, über mittelalterliche Bestrafungsmethoden mit Folter und Brandmarkung bis hin zum Thema „Schwarze und Weiße Magie“ handeln die kurzweiligen Geschichten - ebenso von den tragischen Momenten, hervorgerufen durch die Seuchen Pest, Lepra und Cholera, die die Bevölkerung ertragen musste. Unvorstellbar, dass die Gläubigkeit der Menschen so weit reichte, dass sie die Schuld - als Zeichen des „Zorn Gottes“ - bei sich suchten. Geflüchtet in Tanzwut gerieten sie nicht selten in extreme Ekstase, die zum Zusammenbruch führte.
Wie sich „gute Manieren“ im Laufe der Zeit und unter dem Einfluss von Freiherr Knigge wandelten, ist ebenfalls ein faszinierendes Kapitel.
Der Spannungsbogen erreicht aber sicher seinen Höhepunkt, wenn das Thema „Geschichte der Empfängnisverhütung“ erläutert wird. Hochbrisant - aber nicht zum Nachahmen empfohlen - wird beispielsweise beschrieben, wie man glaubte, durch spezielle Körper- bzw. Sprungtechniken den Samen nach dem Beischlaf von der Gebärmutter fernzuhalten oder sich Erfolg versprach durch Amulette oder in warmer Milch getränkter Stoffkondome.
Auch der Beitrag über die „Blütezeit der Badehäuser“ wird sicherlich manch Erstaunen hervorrufen, denn hier erfährt man, wie eng Todesangst und Lebenslust beieinander lagen.
Erfindungen des Mittelalters finden ebenfalls einen Platz in der Führung.
Wie die Renaissance und Reformation den Übergang vom Mittelalter zur Moderne geprägt haben, zeigt sich am Schluss des Stadtrundgangs.
Diese Führung ist sicherlich hochspannend, doch nichts für zarte Seelen, denn neben recht amüsanten Geschichten hatte das Mittelalter sehr grausame Facetten.
Weitere Informationen gibt es bei Annette Wozny-Koepp unter Tel. 0171/ 1964652 oder unter Email: annettewozny@gmail.com
Autor:Lokalkompass Goch aus Goch |
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