150 Jahre Eisenbahn in Goch
Wie mir Werner Verfürth kürzlich im Gespräch berichtete, haben über 2.500 Besucher die bis Ostermontag in der profanierten Liebfrauenkirche in Goch gezeigte Ausstellung zum 150. Eisenbahnjubiläum der Schienenanbindung Gochs an die große, weite Welt gesehen. Viele davon kamen u. a. aus dem Ruhrgebiet und den Niederlanden angereist. Ein ausführlicher Bericht wurde auch im WDR-Fernsehprogramm Lokalzeit Duisburg/Niederrhein ausgestrahlt.
Die Vorbereitungsgruppe des Heimatvereins Goch e. V. um den Vorsitzenden Willi Vaegs setzte sich aus Dieter Bullack, Günter van Cuick, Annette Wozny-Koepp, Hans-Joachim Koepp, Franz Urselmans, Werner Verfürth und Franz van Well zusammen. Allen hat die tolle, aber oft auch mühsame und zeitintensive Zusammenarbeit sehr viel Freude gemacht und nach dem unerwarteten Erfolg ist man glücklich und stolz, dass diese „Geburtstagfeier“ so gut gelungen ist.
Das zur Ausstellung erschienene Buch „ Der Metallweg nach Goch – 150 Jahre Eisenbahngeschichte“ mit 188 Seiten, über 150 Fotos und Abbildungen sowie einem vom Gocher Künstler Martin Lersch gestalteten Einband war für 10 € für alle Heimatinteressierte und Eisenbahnfreunde natürlich eine Sensation. Daher war die erste Auflage zum Ende der Ausstellung bereits ausverkauft. Für die zweite gibt es schon über 100 Vorbestellungen; Interessenten sollten sich mit dem Stadtarchivar Hans-Joachim Koepp (Tel: 02823-320 102) in Verbindung setzen.
Die Ausstellung zeigte viele historische Exponate, alte Fahrpläne, Fotoraritäten aus den letzten 150 Jahren, speziell für die Ausstellung gestaltete Plakate zur Geschichte der Eisenbahn in Goch, Modelle der Gocher Bahnhöfe und selbstgebaute Eisenbahnmodelle von Rolf Smyrek und Wolfgang Rabsahl. Ein besonderes Highlight war natürlich die vom Jugendzentrum Astra aufgebaute und auf Eisenbahnmessen schon vielfach prämierte Modellbahnanlage im Maßstab 1:87, die den Verlauf der Eisenbahn vom Steintor bis zum Pfalzdorfer Bahnhof darstellt. Viele der Gocher Wohnhäuser, Handwerksbetriebe, Fabrikgebäude und Straßenverläufe waren für die Betrachter aus Goch gut auszumachen und die liebevolle Gestaltung von Ralf Scharff und seinen Kindern und Jugendlichen machte einfach Spaß.
Am 05.03.1863 fand Goch mit der Fertigstellung der Eisenbahnstrecke Krefeld-Kleve den Anschluss an die nationalen und internationalen Metropolen und Wirtschaftsmärkte. Zehn Jahre später, also 1873 wurde die private Eisenbahn der NBDS (Noord-Brabantsch-Duitsche-Spoorweg-Maatschappij) von Boxtel/NL bis Goch in Betrieb genommen. Ab Juli 1878 wurde dann die Verlängerung der Boxteler Bahn von Goch bis Wesel fertiggestellt, sodass jetzt noch mehr internationale Ziele in noch kürzeren Reisezeiten erreicht werden konnten. Über Vlissingen/NL konnte man so mit der Fähre bis London kommen und in der Gegenrichtung ging es über Berlin u. a. bis nach Moskau weiter. Insofern gaben sich Kaiser, Königinnen und Könige, Hochadel, hochgestellte Gesandte und Politiker in Goch buchstäblich die Türen der Bahnhofsrestauration in die Hand, was in dem Buch datailiert und mit Anekdoten gewürzt sehr schön beschrieben wird. Hier gebührt Werner Verfürth besonderer Dank und Respekt. Als langjähriger Eisenbahner bei der Deutschen Bundesbahn hat er nach seiner Pensionierung bei Recherchen in Archiven einen unermesslichen Schatz von Dokumenten und Fotos zusammengetragen, aus dem jetzt die Ausstellung und das Buch zum großen Teil gestaltet werden konnten.
Schade ist nur, dass sich die Eisenbahnfreunde Goch/Kleve nicht an dem Jubiläum beteiligt haben. Eine schöne Abrundung wäre z. B. auch eine Fahrt mit einer historischen Zuggarnitur gewesen, wobei man durchaus mit Schienenbussen der Baureihe VT 95 oder 98, die früher auf dieser Strecke eingesetzt waren und von einigen Eisenbahnmuseen noch fahrbereit unterhalten werden, sicherlich einen großen Ansturm auf Fahrkarten erzielt hätte. Wer weiß, das Jubiläumsjahr 2013 ist ja noch nicht zu Ende!
Autor:Klaus Schwering aus Bedburg-Hau |
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