Ministerpräsident besuchte Pilkington-Werk
Auf der Suche nach Ersatz für Erdgas

Arbeiten gemeinsam (von links nach rechts) daran, dass das Gladbecker Pilkingtonwerk noch umweltfreundlicher und unabhängiger von fossilen Energien wird: Christoph Claesges (Werksleiter) Michael Kiefer (Vorsitzender der Geschäftsführung Pilkington), Tina Knoth (Produktions-Stufenleiterin), Dr. Christian Quenett (Vorstand Pilkington und Head of Architectural Glass Europe) sowie Dirk Franke (Strategic Project Manager Germany). | Foto: Braczko
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  • Arbeiten gemeinsam (von links nach rechts) daran, dass das Gladbecker Pilkingtonwerk noch umweltfreundlicher und unabhängiger von fossilen Energien wird: Christoph Claesges (Werksleiter) Michael Kiefer (Vorsitzender der Geschäftsführung Pilkington), Tina Knoth (Produktions-Stufenleiterin), Dr. Christian Quenett (Vorstand Pilkington und Head of Architectural Glass Europe) sowie Dirk Franke (Strategic Project Manager Germany).
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„Eine Welt ohne Glas?“ Einfach unvorstellbar. Nicht nur deshalb haben die Vereinten Nationen das Jahr 2022 zum „Internationalen Jahre des Glases“ ausgerufen.

Den Begriff "Glas" verbinden viele Gladbecker ganz schnell mit dem Pilkington-Werk - bis heute oftmals als Flachglas-Werk bezeichnet - an der Rentforter Hegestraße. Und das aus gutem Grund, stehen dort doch aktuell 500 Arbeitnehmer, darunter natürlich sehr viele Gladbecker, in Brot und Lohn.

Die meisten der Mitarbeiter dürften aber den "hohen Gast", der sich jetzt vor Ort informierte, nicht gesehen haben: Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst legte an der Grenze zwischen Rentfort und Grafenwald einen Stopp ein, erfuhr vor Ort, dass in dem modernen Werk zwei Flachglas-Produktionslinien an 365 Tagen ohne Unterbrechung im Einsatz sind. Hergestellt werden in dem Gladbecker Werk vor allem Gläser für die Auto- und Bauindustrie, außerdem entstehen dort aber auch klimaschonende Wärmedämm- und Sonnenschutzgläser.

Ukraine-Krieg

Doch angesichts Krieges in der Ukraine und den extrem steigenden Energiekosten geriet die Glas-Produktion bei dem Wüst-Besuch schnell in den Hintergrund. Denn es geht den Verantwortlichen zur Zeit intensiv vielmehr darum, alternative Formen der Energieverwendung zu testen. Der Mutterkonzern NSG, zu dem auch das Gladbecker Pilkington-Werk gehört, entwickelte in Großbritannienlaufen bereits erfolgreich Testversuche mit Wasserstoff.

Denn auch in Gladbeck besteht die zur Produktion benötigte Rohstoffgemenge zu einem großen Teil aus Scherben, um den Energieeinsatz bei der Produktion signifikant zu senken. Dazu leisten bei der Herstellung des so genannten "Floatglases" zusätzlich Rauchgasreinigungsanlagen einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz. Die dabei anfallenden Reststoffe werden nämlich vollständig in den Schmelzprozess zurückgeführt und die Nutzung der Prozesswärme zur Beheizung der Gebäude und Warmwasserversorgung trägt zusätzlich zur Reduktion des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen des Werks bei.

Wasserstoff

Im Hinblick auf die Dekarbonisierungsstrategie der NSG Group wurden im Gladbecker Werk bereits einige Projekte aufden Weg gebracht. So werden beispielsweise beide Glaswannen mit elektrischen Zusatzbeheizungen mit grünem Strom betrieben, um den Einsatz fossiler Energie zu reduzieren. Alle Anlagen und Aggregate an den Standorten in ganz Deutschland werden bereits seit einigen Jahren zu 100 Prozent mit Ökostrom versorgt. Ende 2021 hat das Werk Gladbeck seine Anstrengungen auf dem Weg zur Klimaneutralität dann noch einmal deutlich intensiviert und seine Roadmap aktualisiert. Vor allem die langfristige Umstellung von Erdgas auf grünen Wasserstoff ist ein ganz wichtiges Projekt, das aufgrund der hohen Komplexität von Kaltreparaturen frühzeitig geplant werden muss. Voraussetzung hierfür ist nach Angaben der Werksleitung die Anbindung an eine Wasserstoff-Pipeline für eine kontinuierliche Versorgung.

Klimaneutral

Ministerpräsident Wüst besuchte im Ruhrgebiet neben Gladbeck weitere Unternehmen in Selm und Lünen sowie den Chemiepark Marl mit dem Ziel, sich über klimaneutrale Produktionsverfahren zu informieren.

Durch den Ukraine-Krieg stehen russische Gaslieferungen möglicherweise nicht mehr zur Verfügung, ein großes Problem für die Industrie und die Sicherung von Arbeitsplätzen, wichtig ist deshalb für die Landesregierung auch der schnelle Ausbau der sauberen und erneuerbaren Energieformen.

Autor:

Uwe Rath aus Gladbeck

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