20 "Impflotsen" wurden in der Stadthalle schon geschult
Gladbeck ist auf die Impfkampagne vorbereitet

Im Vorfeld der anstehenden Corona-Impfkampagne wurde in der Stadthalle 20 "Impflotsen" geschult. Bürgermeisterin Bettina Weist ließ es sich nicht nehmen, die Schulungsmaßnahme persönlich zu eröffnen. | Foto: Stadt Gladbeck
  • Im Vorfeld der anstehenden Corona-Impfkampagne wurde in der Stadthalle 20 "Impflotsen" geschult. Bürgermeisterin Bettina Weist ließ es sich nicht nehmen, die Schulungsmaßnahme persönlich zu eröffnen.
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Die Stadt Gladbeck gibt Gas, denn die angekündigte Corona-Impfungen und die damit verbunderne Kampagne rücken immer näher. Um aber wirklich alle Gladbecker Bürger mit und ohne Migrationshintergrund für diese Impfungen erreichen zu können, hat die Verwaltung vor wenigen Tagen gemeinsam mit der Gladbecker Ärztin Zuhal Kundakci eine Schulung für Impflotsen in der Stadthalle organisiert.

Die etwa 20 Impflotsen sollen im Rahmen der städtischen Impfkampagne in ihrem privaten und beruflichen Umfeld auch mehrsprachig für die Teilnahme an der Impfung gegen COVID-19 werben und darüber informieren.

„Auch wenn zurzeit noch nicht genug Impfstoff für alle vorhanden ist und im Juni in den Impfzentren nur Zweitimpfungen erfolgen, möchten wir mit unserer mehrsprachigen Impfkampagne informieren und jeden vorbereiten, der eine Impfung möchte. Durch den Einsatz der Impflotsen können wir Bürgerinnen und Bürger aufklären, Vorurteile gemeinsam überwinden und Ängste vor einer Impfung nehmen“, erläuterte Bürgermeisterin Bettina Weist in ihrer Begrüßung.

Die Impflotsen wurden in einer rund anderthalbstündigen Schulung von Allgemeinmedizinerin Zuhal Kundakci aus dem Hausarztzentrum Butendorf über die Erkrankung und ihre Symptome, die verschiedenen Impfstoffe, die Impfung selbst und über die organisatorischen Abläufe
dahinter informiert.

Die Hausärztin betonte, dass das Corona-Virus nicht unterschätzt werden dürfe: „Wir müssen Vorurteile abbauen. Es ist keine klassische Erkältung, sondern löst vielmehr aus.“ Das Virus sei höchst ansteckend und auch wenn 80 Prozent der Erkrankungen mild bis moderat verlaufen, stirbt bei schwererkrankten hospitalisierten Patienten jeder fünfte. „Es gibt schließlich keine spezielle Therapie für die Erkrankung, kein Medikament, das diese heilt – schwer erkrankte Personen können immer nur symptomatisch behandelt werden“, erklärte Kundakci. Schutz vor einem schweren Verlauf der Erkrankung sei deshalb die Impfung.

Weiter führte die Ärztin aus, dass es keine andere Impfung gebe, die so stark diskutiert werde wie bei COVID-19. In den Gesprächen merke man: Die Menschen hätten Fragen, seien häufig verunsichert. Die Diskussion über verschiedene Impfstoffe in den Medien habe dies noch verstärkt. Genau hier sollen die Impflotsen ansetzen und aufklären. Dabei hat die Medizinerin Verständnis für die Sorgen: „Ich verstehe die Ängste und respektiere diese auch – aber es gibt keinen anderen Weg zurück in ein normales Leben. Denn jeder, der sich impfen lässt, leistet seinen Beitrag zur Überwindung der Pandemie.“ Häufig würden Argumente gegen eine Impfung angeführt, die wissenschaftlich haltlos sen. „Hier empfehle ich, die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (StiKo) als Orientierung zu nehmen, diese sind unabhängig, haben keinen politischen oder wirtschaftlichen Hintergrund“, betonte die Hausärztin. Auch über die Impfreaktionen und
Nebenwirkungen, die bei jeder Impfung auftreten können, werde viel gesprochen. Kundakci: „Eine Immunantwort ist gewünscht. Eine Impfung ist nicht mehr als ein künstlich erzeugter Kontakt mit einem Virus, der eine Reaktion des Körpers hervorruft.“ Und auch wenn es derzeit wenig verfügbaren Impfstoff gebe, sollten sich Impfwillige nicht entmutigen lassen: „Jeder der sich impfen lassen möchte, sollte sich bei seinem Arzt melden.“

Denn auch wenn oftmals nicht unmittelbar geimpft werden könne, würden in den Praxen Listen geführt. Wie viel in den Praxen verimpft werden könne, hänge jedoch an der Impfstoffmenge, die wöchentlich geliefert wird. „Wie viele Dosen eine Praxis bekommt, entscheidet sich immer recht kurzfristig“, versichert die Ärztin.

Eine weitere kleine Hürde bildet der hohe bürokratische Aufwand für Ärzte und Patienten. „Die mit der Impfung verbundene Bürokratie macht allen Beteiligten das Leben unnötig schwer“, kommt bei Kundakci deutlich Kritik auf. Denn für den ersehnten Pieks mit dem Corona-Impfstoff sind in der Tat mehrere Impfdokumente notwendig: Aufklärungs-, Anamnese- und Einwilligungsbogen müssen bei jeder Impfung ausgefüllt werden – hinzu kommen Ausweisdokumente, Impfausweis, Krankenkassenkarte und in Einzelfällen weitere medizinische Unterlagen. „Viele Patienten önnen das gar nicht alles lesen oder ausfüllen – das stellt vor allem Hochaltrige oder Menschen, die nicht gut Deutsch sprechen, vor eine Herausforderung“, erklärt die Ärztin. Hier werde häufig Unterstützung benötigt.

Das Projekt „Impflotsen“ wurde von den Gladbecker Ärzten Dr. Gregor Nagel und Zuhal Kundakçi angestoßen und wird nun durch die Stadt Gladbeck organisiert. Es ist Teil der städtischen Impfkampagne, die mit Flyern, Plakaten, Bannern und Lautsprecherdurchsagen die Impfbereitschaft in Gladbeck weiter zu steigern, damit möglichst viele Gladbecker sich und ihre Familien durch eine Impfung zu schützen.

Als Impflotsen haben sich Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen mit und ohne Migrationshintergrund dazu bereit erklärt, als Multiplikatoren die Bürger anzusprechen und aufzuklären. Unter ihnen sind Interessierte mit verschiedenen Sprachkenntnissen, wie albanisch, arabisch, türkisch, polnisch oder bulgarisch.

Das Engagement der Impflotsen sei dabei eine unglaubliche Hilfe und eine wichtige Aufgabe, um sprachübergreifend zu informieren. „Denn nur durch fortschreitende Impfungen gehen wir einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Normalität“, so die Bürgermeisterin beim Schulungsbeginn in der Stadthalle.

Autor:

Uwe Rath aus Gladbeck

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