"Finanzielle Unwägbarkeiten" stoppen geplante Fusion der Caritasverbände Gladbeck, Bottrop und Gelsenkirchen!
Gladbeck/Bottrop/Gelsenkirchen. Es wäre wohl einer der größten Caritasverbände im Bereich des Essener Bistums oder gar in ganz Deutschland geworden. Doch daraus wird nun nichts: Die Pläne zu einer Fusion der Caritasverbände Gladbeck, Bottrop und Gelsenkirchen sind unwiderrrufliche abgeschlossen. Und das mit dem eher überraschenden Ergebnis, dass es eben keine Fusion geben wird.
Im Frühjahr 2016 machten die drei Caritasverbände öffentlich, das man eine mögliche Fusion ins Auge fasse und entsprechende Planungen in Angriff nehmen werde. Um irgendwelchen Spekulationen sofort zu begegnen, wurde versichert, dass der angestrebte Zusammenschloss keine Auswirkungen auf den Personalbestand haben, es zu keinen Stellenstreichungen kommen werde. Bis in den Dezember 2017 dauerten anschließend die Planungen, ehe die Verantwortlichen schließlich die "Reißleine zogen" und sich für das "Aus" aller Fusionsgedanken entschieden. Die Mitarbeiter aller drei beteiligten Verbände wurden bereits in den Folgetagen über diese Entscheidung informiert.
Es waren in erster Linie finanzielle Unwägbarkeiten, die der Vollfusion im Wege standen. Denn eine Vollfusion "auf Augenhöhe" hätte die Gründung eines neuen Verbandes nach sich gezogen, verbunden mit steuerrechtlichen Problemen. Denn für alle im Besitz der Einzelverbände befindlichen Immobilien wäre eine Grunderwerbssteuer in Höhe von stolzen 5,5 Millionen Euro fällig geworden.
Es folgten neue "Planspiele" mit einer auf solche Prozesse spezialisierten Kanzlei. So wurde als Alternativmodell auch die Gründung einer den selbstständig bleibenden Caritasverbänden übergeordnete GmbH in Erwägung gezogen. Und schon wieder tauchten finanzielle Schwierigkeiten auf, denn die "Katholische Zusatzversorgungskasse" (KZVK), in der alle Caritas-Mitarbeiter versichert sind, hätte von der neuen GmbH eine Bürgschaft in zweistelliger Millionenhöhe verlangt.
"Bei jedem dieser Modell entstanden völlig neue Fragestellungen, deren Antworten entsprechend der aktuellen Rechtslage offen sind und damit nicht abgesehen werden können," erläuterte jetzt Peter Spannenkrebs, Caritasdirektor des Verbandes in Gelsenkirchen. Und Dr. Andreas Trynogga, Caritasdirektor des Bottroper Verbandes, ergänzte: "Diese umfassen für uns existenzielle Themenbereiche wie zum Beispiel die Anerkennung der Gemeinnützigkeit oder Rücklagen für die KZVK sowie arbeitsrechtliche Fragestellungen." Und Gladbecks Caritasdirektor Propst André Müller resümierte: "In Summe haben wir damit zu viele Unwägbarkeiten, um diesen Weg weiter verfolgen zu können," resümierte Gladbecks Caritasdirektor Propst André Müller.
Nun sei der Zeitpunkt gekommen, um den Prozess mit aller erdenklichen Transparenz nach Innen und Außen zu beenden, verkündeten die Caritasdirektoren gemeinsam. "Wir haben von Beginn an von ergebnisoffenen Gesprächen auf Augenhöhe gesprochen und nun sind wir an dem Punkt angekommen, ein sauberes Ende zu verkünden." Zugleich erteilten die Caritasdirektoren eventuellen Fusionsgedanken mit anderen Caritasverbänden eine deutliche Absage. Die Probleme für solche Ideen seien nun ja bekannt und eine Fusion mit einem anderen Verband außerhalb des Bistums Essen nicht möglich. Sehr wohl wollen die drei Caritasverbände die bereits begonnenen Kooperationen und auch den fachlichen Austausch künftig fortsetzen.
"Einen besonderen Dank möchten wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aussprechen, die diesen Prozess offen und vertrauensvoll begleitete haben," so André Müller, Peter Spannenkrebs und Dr. Andreas Trynogga. "Wir haben in einem gemeinsamen Verband unter anderem größere Chancen der Personalentwicklung und eine langfristige Arbeitsplatzsicherung gesehen. Diese Vorteile sehen wir nach wie vor. Allerdings gibt es auch keine wirtschaftliche Not, aus der heraus der Fusionsprozess angestoßen wurde. Jeder Ortsverband steht für sich auf soliden Fußen."
Rainer Knubben, Vorstand des Gladbecker Caritasverbandes, richtet den Blick nun auch bereits nach vorne: "Wer werden nun jeweils vor Ort unser Augenmerk auf die Herausforderungen legen, die vor uns liegen, um uns weiterhin auf dem Markt gut zu positionieren. Beispiele einer guten ortsübergreifenden Zusammenarbeit gibt es bereits im Bereich der IT oder in der sozialmedizinischen Nachsorge für Familien, deren Lebenssituation sich durch Frühgeburt, Behinderung oder Unfall eines Kindes radikal verändert hat. An Schnittstellen werden wir uns immer wieder gemeinsam als Wohlfahrtsverbände einsetzen, um für die Belange der Menschen in Notlagen das Beste erreichen zu können."
Autor:Uwe Rath aus Gladbeck |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.