Senioren
Austausch, Wertschätzung, Beistand und Unterstützung
Gesprächskreise für pflegende Angehörige von demenziell Erkrankten starten wieder
„Ich hatte das Gefühl, es seien 40.000 Menschen im Stadion und nur ich habe den Ball vor den Kopf bekommen.“ Mit diesem Satz fasst eine Teilnehmerin des Gesprächskreises Demenz ihre Situation zusammen. Das Gefühl, alleine zu sein, überwiegt bei vielen Angehörigen, die einen demenziell erkrankten Menschen pflegen. „Weil diese Krankheit immer noch ein Tabuthema ist“, sagt Gabriele Buchholz. Sie ist die zuständige Ansprechpartnerin im Caritasverband. „Man kann sich auch schwer vorstellen kann, welche Situationen im Alltag mit einem demenziell Erkrankten entstehen, wenn man sie nicht selbst erlebt.“
„Um mit der Situation umgehen zu können, braucht man Hilfe, Unterstützung und Anregung“, sagt Marie Luise Schulte im Walde. Die Diplom-Sozialpädagogin leitet den Gesprächskreis Demenz seit vielen Jahren. Und damit meint sie nicht nur die Beratung in Sachen Gelder, Anträge, Pflegeleistungen und -grade sowie Entlastungsmöglichkeiten. Es sind vor allem die kleinen und großen Situationen im Alltag mit dem erkrankten Menschen, die herausfordern und immer wieder das Gefühl erzeugen, allein zu sein. Im Gesprächskreis erfahren die Teilnehmenden, dass sie eben nicht alleine sind.
„Ganz wichtig ist auch, die Situation offen zu benennen“, rät Marie Luise Schulte im Walde. „Sonst macht man es sich schwerer, als es ohnehin schon ist.“ Schwer ist dabei nicht nur die körperliche Arbeit der Pflege und Betreuung rund um die Uhr. „Das schlechte Gewissen ist auch ein ständiger Begleiter“, sagt Beate Werther, die ihren Mann pflegte, bis eine stationäre Aufnahme unabwendbar war. „Ich musste erst überzeugt werden und erleben, dass es nun für uns beide besser ist. Ich kann seit vier Jahren endlich wieder nachts schlafen. Wenn ich meinen Mann besuche, dann halten wir Händchen und sind so verliebt wie früher.“
„Rund 70 Prozent der pflegenden Angehörigen sind in psychologischer Behandlung“, ergänzt Gabriele Buchholz. „Manche pflegen bis zur Erschöpfungsdepression. Dabei ist niemandem geholfen. Nur, wenn es dem Pflegenden gut geht, wird es auch dem Erkrankten gut gehen.“ Deshalb sei es wichtig, auf sich zu achten, Auszeiten zu planen, Hilfe in Anspruch zu nehmen und einen Plan B für Akutsituationen zu haben. „Ebenso wichtig ist es, dem Erkrankten keine Versprechen abzugeben. Man weiß nie, wie sich die Krankheit entwickelt. Am Ende leidet der Angehörige selbst am meisten unter dem nicht zu haltenden Versprechen.“
Auch kleine Tipps erleichtern den Alltag mit einem demenziell Erkrankten. „Nicht diskutieren ist eine wichtige Kleinigkeit. Stattdessen sollte man sich auf das Wesentliche konzentrieren und Dinge machen, die man schon immer gerne zusammen gemacht hat. Eine gute Stimmung überträgt sich automatisch auf den Erkrankten“, so Gabriele Buchholz.
Das Angebot des Gesprächskreises wird von der BARMER finanziert. Die Pflegebedürftigen werden in dieser Zeit von Fachkräften und ehrenamtlichen Helfern in der Tagespflege des Johannes-van-Acken-Hauses betreut. Als Abschluss des Treffens gibt es ein gemeinsames Essen. „Wir haben noch freie Plätze in den Gesprächskreisen“, sagt Gabriele Buchholz. „Für Versicherte aller Kassen ist die Teilnahme kostenfrei, einfach anrufen und anmelden.“
Termine 2024:
Gesprächskreis 1 von 10 bis 12 Uhr sowie Gesprächskreis 2 von 13:30 bis 15:30 Uhr, jeweils am 1. Samstag im Monat
Gesprächskreis 3 von 15 bis 17 Uhr, jeweils am 3. Samstag im Monat
Anmeldung bei:
Gabriele Buchholz
Senioren und Pflegedienste – Stabsstelle Netzwerkarbeit
Tel.: 02043 / 373 – 454
gabriele.buchholz@caritas-gladbeck.de
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