"Vestische Friseurinnung" begrüßt Mindestlohn-Abschluss

Ist schon seit 10 Jahren „Obermeister“ der „Vestischen Friseurinnung Recklinghausen“ und wurde jetzt für drei weitere Jahre in diesem Amt bestätigt: Friseurmeister Heinz-Peter Klein aus Gladbeck.
  • Ist schon seit 10 Jahren „Obermeister“ der „Vestischen Friseurinnung Recklinghausen“ und wurde jetzt für drei weitere Jahre in diesem Amt bestätigt: Friseurmeister Heinz-Peter Klein aus Gladbeck.
  • hochgeladen von Uwe Rath

Gladbeck/Kreis Recklinghausen. Innung? Das hört sich verdammt „verstaubt“ an. Oft denkt man ungewollt an alte Männer mit grauen Haaren und einem Bart, die in Erinnerungen an vergangene Zeiten schwelgen, keinerlei Verständnis für moderne Errungenschaften haben.

„Von diesem Image sind wir schon längst weit entfernt, müssen an unserem neuen Erscheinungsbild aber noch weiter intensiv arbeiten,“ weiss auch Heinz-Peter Klein, im Amt bestätigter „Obermeister“ der „Vestischen Friseurinnung Recklinghausen“.

Schon seit 10 Jahren bekleidet Klein, der in Gladbeck seit über drei Jahrzehnten einen Friseur-Salon betreibt, das Amt des „Obermeisters“. Bei den im Rahmen der satzungsgemäß anstehenden Jahreshauptversammlug in Recklinghausen erforderlichen Wahlen wurden zudem Jörg Schirmer aus Haltern, Frank Gens aus Sythen sowie Stefan Bohle aus Lembeck zu Stellvertretenden Obermeistern gewählt. Ebenfalls im Vorstand vertreten sind Norbert Letsch aus Recklinghausen (Gesellenprüfungsausschuss-Vorsitzender), Christoph Wesselbaum aus Horneburg (Lehrlingswart) sowie Irene Weigen aus Herten und Renate Trzenski aus Gladbeck. Aktuell zählt die „Vestische Friseurinnung“ kreisweit rund 125 Mitgliedsbetriebe.

Innung gibt jungen Menschen eine Chance

Seit acht Jahren nun treiben Heinz-Peter Klein und seine Mitstreiter die Modernisierung der Innung voran. „Wir sind schon zu einem Dienstleister geworden,“ berichtet Klein mit sichtlichem Stolz. So ist die Innung für die Ausbildung von aktuell 17 jungen Damen und Herren zu Friseuren zuständig. „Natürlich bilden auch die meisten Innungsbetriebe selbst aus, aber so erhalten junge Menschen mit Defiziten eine Chance, den Weg auf den ersten Arbeitsmarkt gehen zu können.“ Zwei Friseur-Meisterinnen hat die Innung beschäftigt, die sich ausschließlich um die Ausbildung der Innungs-Lehrlinge kümmern.

Dass die „Vestische Friseurinnung“ bereits zu einem Dienstleister geworden ist, zeigt auch die Tatsache, dass von der Innung erwirtschaftete Gewinne den Mitgliedsbetrieben zugute kommen. So wurde der im Jahr 2011 erwirtschaftete finanzielle Überschuss im Jahr 2012 für einen deutlichen Beitragssatz-Nachlass für die Mitgliedsbetriebe eingesetzt. Auch im Jahr 2012 gab es einen Gewinn und damit verbunden ist für das Jahr 2013 ein Beitragssatz-Nachlass von stolzen 20 Prozent. Zudem müssen Innungs-Mitgliedsbetriebe keine Prüfungsgebühren entrichten. „So was gibt es in Deutschland bislang kaum,“ berichtet Innungs-Obermeister Klein.

Besserer Verdienst soll Nachwuchs werben

Gemeinsam mit seinen Innungs-Kollegen möchte Klein das Friseur-Handwerk auch künftig aufwerten. „Wir müssen um geeigneten Berufsnachwuchs kämpfen,“ haben die Friseure erkannt. Dies soll unter anderem durch finanzielle Verbesserungen für die Arbeitnehmer geschehen. Ein ganz wichtiger Schritt ist den Verantwortlichen bereits gelungen: In mehreren Schritten wird der Mindestlohn von 7,50 Euro bis zum 1. August 2015 auf 8,50 Euro pro Stunde angehoben. Dieser Regelung haben sich vor wenigen Tagen erst auch die bundesweit führenden Friseur-Filialketten verbindlich angeschlossen. „Es kann nicht sein, dass Arbeitnehmer mit 3 oder auch 5 Euro pro Stunde abgespeist werden,“ vertritt Heinz-Peter Klein eine klare Meinung. „Damit müssten auch die Zeiten zu Ende sein, wo mit absoluten Dumpingpreisen das Friseur-Handwerk geschädigt wurde.“

Ohnehin sei die „Geiz ist Geil“-Welle vorüber, glaubt Klein. „Die Kunden verlangen eine professionelle Arbeit und die können wir Innungsbetriebe auch versichern. Dazu tragen auch die Schulungs- und Fortbildungsmaßnahmen auf Innungsebene bei, deren Besuch für die Mitarbeiter unserer Mitgliedsbetriebe kostenlos ist. Ebenfalls kostenlos ist für Mitglieder die Inanspruchnahme unserer Rechtsabteilung und das gilt auch für den Newsletter-Service.“

Qualität sei also aber für 5 Euro nicht zu bekommen, führt Heinz-Peter Klein weiter aus. Kunden, die künftig zu absoluten Dumpingpreisen Friseurleistungen in Anspruch nehmen würden, müssten sich also selbst die Frage stellen, ob die Mitarbeiter den Mindestlohn erhalten, oder ob an anderer Stelle etwas nicht stimme.

"Schwarzen Schafen" in der Branche den Kampf angesagt

Den „Schwarzen Schafen“ der Branche hat die Friseurinnung sowieso den Kampf angesagt. So ist im Auftrag der Innung ein Aussendienstmitarbeiter ständig im gesamten Kreisgebiet unterwegs, nimmt „verdächtige Friseurbetriebe“ in Augenschein. In Verdachtsfällen werden der Zoll sowie die Sozialkassenträger informiert und von dort werden dann entsprechende Maßnahmen in die Wege geleitet. „Es ist eigentlich traurig, dass eine Innung so vorgehen muss. Aber wir haben einfach keine andere Wahl,“ bedauert Obermeister Klein.

Grundsätzlich optimistisch zeigt sich die „Vestische Friseurinnung“ aber betreffs des Stellenwertes des Friseurberufes in der Zukunft. „Handwerk hat Goldenen Boden,“ erinnert sich Obermeister Klein an einen alten Werbespruch. „Und Friseure sind schon fast Künstler, wenn sie sich Tag für Tag um die gewünschte Haarmode ihrer Kunden kümmern. Es gibt sicher typische Modeberufe, die vielleicht aber schon in wenigen Jahren keine Rolle mehr spielen. Zum Friseur werden die Menschen aber auch künftig gehen.“

Friseurbetriebe, die weitere Infos über die „Festische Friseurinnung Recklinghausen“ wünschen, können sich unter Tel. 02361/480311 bei Innungsbetreuer Peter Kemper melden.

Autor:

Uwe Rath aus Gladbeck

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