Verkehrschaos: Autofahrer meiden Umleitungsstrecken und weichen über Wohnstraßen aus
Ellinghorst. In den letzten Tagen war sie wieder da - die Erinnerung an die Zeit, als aufgrund der Großbaustelle auf der Bottroper Straße schon vor Jahren viele (ortskundige) Autofahrer über „Schleichwege“ durch Ellinghorst rollten. Damals schon beklagten sich die betroffenen Bewohner der Wohngebiete, was dazu führte, dass die Stadt Gladbeck als letztes Mittel den Lökensweg mit Hilfe von Sperrpfählen „dicht“ machte.
„Jetzt ist es wieder so wie vor einigen Jahren,“ beklagt sich ein gestresster Anwohner. „Seit der Sperrung der Bottroper Straße am 26. August rollen morgens von 5 bis etwa 8 Uhr und am späten Nachmittag ab 16 Uhr wahre Autokolonnen an unserem Haus vorbei. Und in den Nachtstunden hat man den Eindruck, als wäre das hier eine Art Rennstrecke.“
Oft Fahrzeuge mit BOT-Kennzeichen
Oft, so die Beobachtungen auch anderer Anwohner, seien es neben Fahrzeugen mit GLA- und RE-Kennzeichen auch viele Autos mit BOT-Nummernschildern, die den Lökensweg in Richtung Kamp-/Rockwoolstraße - natürlich auch umgekehrt - befahren. Und das, obwohl am Eingang zur Eikampstraße und zur Straße „Pestalozzidorf“ seit wenigen Wochen wieder Gebotsschilder „Anlieger frei“ stehen. „Das interessiert aber viele Autofahrer einfach nicht,“ glaubt der gestresste Vater von drei Kindern im schulpflichten Alter.
Dieses Mal hat er aber nicht langt gewartet, sondern schon am 27. August, also am Tag nach der Stperrung der Bottroper Straße, einen uniformierten Polizisten, den er auf der Eikampstraße zufällig antraf, auf das Problem angesprochen. „Der Polizist bestätigte mir, dass auch er das deutlich angestiegene Verkehrsaufkommen bemerkt habe. Meine Frage, ob die Polizei denn keine Kontrollen durchführen könne, sagte er mir, dafür sei das Ordnungsamt zuständig.“
Ein Anruf im Rathaus folgte, verbunden mit der bitteren Erkenntnis, auch das Ordnugnsamt sei nicht zuständig, denn man dürfe nicht in den fließenden Verkehr eingreifen. Das dürfe nur die Polizei. Und so etwas bringt selbst friedliebende Menschen auf die Palme: „Da stehen eindeutig verständliche Verkehtsschilder, hunderte Autofahrer missachten sie Tag für Tag und niemand ist verantwortlich für die Einhaltung der Straßenverkehrsordnung,“ ereifert sich der Familienvater. Wenn man schon im Rathaus und bei der Polizei zu bequem sei, um Kontrollen durchzuführen, so könnte man doch zumindest gegen die Raser vorgehen und mobile „Pflasterkissen“ auf der Straße anbringen.
Polizei und Ordnungsamt: Niemand zuständig?
Klagen gibt es inzwischen auch aus Ellinghorster Wohngebieten südlich der Bottroper Straße, wo ebenfalls „Umleitungsmuffel“ die engen Wohnstraßen befahren, um über die Meerstraße und die nachfolgenden Straßen auf die Beisenstraße zu gelangen.
Die Bürgerbeschwerden haben schon nach wenigen Tagen sogar den politischen Raum erreicht. So ist einer Mitteilung von Wolfgang Wedekind, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Ellinghorst, zu entnehmen, dass die Partei den „bedarfsgerechten Ausbau“ der Kreuzung „ausdrücklich begrüßt“. Schon vor Jahren habe man diesen Ausbau gefordert, um die Verkehrsströme besser ableiten und die Lärmbelästigung für die Anwohner zu senken. Man müsse, so Wedekind, in den nächsten Wochen in der Zeit des Umbau aber auch die durch die Arbeiten entstehende Verkehrssituation in den Griff bekommen. „Für uns heißt das konkret, dass ausgewiesene Umleitungsstrecken auch genutzt werden müssen. Umfahrungsverkehre durch Wohngebiete, inbesondere durch den Lökensweg und die Eikampstraße sowie die Meerstraße müssen für den Durchgangsverkehr tabu sein. Wir brauchen Kontrollen der Ordnungsbehörden und deutlichere Beschilderungen, damit die Verkehrsbelastungen in den Siedlungen im vertretbaren Rahmen bleiben. Dabei ist es der Bevölkerung gleichgültig, ob diese Kontrollen vom städtischen Ordnugnsamt oder von der Polizei durchgeführt werden,“ mahnt Wedekind konkrete Maßnahmen an.
Konkrete Maßnahmen, die nun tatsächlich folgen sollen. In kurzfristig geführten Gesprächen haben sich die Stadt Gladbeck und die Polizei auf gemeinsames Handeln geeinigt. So sichert die Polizei ab sofort verstärkte „Präsenz“ zu, wird die betroffenen Wohngebiete öfters über den gesamten Tag verteilt mit Streifenwagen befahren. Und bei dem Verdacht, einen „Umleitungs-Muffel“ auf einer „Schleichwege-Fahrt“ zu sehen, soll es auch Kontrollen geben. Das könnte dann am Ende ein teurer „Schleichweg“ werden, denn das Missachten des Schildes „Anlieger frei“ kostet inzwischen immerhin 20 Euro.
Verstöße gegen "Anlieger frei" kosten 20 €
Falls die verstärkte Polizei-Präsenz keinen Erfolg haben sollte, schließt man im Rathaus aber auch weitergehende Reaktionen nicht aus. Zuvor will man die weitere Enwicklung, auch in Zusammenarbeit mit den betroffenen Anwohnern, weiter verfolgen.
Autor:Uwe Rath aus Gladbeck |
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