Telefonseelsorge sucht ehrenamtliche Helfer

42.034 Anrufe wurde im Jahr 2015 bei der "Telefonseelsorge" in Essen registriert. Doch ohne ehrenamtliche Helfer kann die "Telefonseelsorge" ihre Arbeit nicht fortsetzen | Foto: Foto: STADTSPIEGEL Gladbeck
  • 42.034 Anrufe wurde im Jahr 2015 bei der "Telefonseelsorge" in Essen registriert. Doch ohne ehrenamtliche Helfer kann die "Telefonseelsorge" ihre Arbeit nicht fortsetzen
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Gladbeck.Ehrenamtliche Helfer sind immer knapp gesät, auch bei der Telefonseelsorge. Daher starten im nächsten Jahr wieder Kurse für interessierte und engagierte Bürger.

Die Ausbildung kostet die Teilnehmer nichts, „außer Zeit und die Bereitschaft zu lernen, sich selbst und andere in den Blick zu nehmen“, erklärt Peter Heun, Leiter der katholischen Telefonseelsorge in Essen, die auch die Anrufe aus den Einzugsbereichen von Bottrop und Gelsenkirchen entgegennimmt.
Die Ausbildung erfolgt in etwa 150 Seminarstunden, verteilt auf ein Jahr. Danach verpflichten sich Ehrenamtliche zu zwei vierstündigen Tagschichten im Monat und einem achtstündigen Nachtdienst.

Die Telefonseelsorge ist ein Krisendienst, der rund um die Uhr erreichbar ist, um Menschen in Not kurzfristig zu entlasten, zu stärken und in weitere Hilfen zu vermitteln. Diskret und anonym begleiten überwiegend Ehrenamtliche Menschen in Krisensituationen am Telefon. Ohne das Engagement der insgesamt rund 325 Ehrenamtlichen im ganzen Bistum Essen wäre unter den Telefonnummern 0800/1110111 und 0800/1110222 keine 24-Stunden-Erreichbarkeit möglich.

2 034 Anrufe gingen im letzten Jahr an die katholische und evangelische Telefonseelsorge Essen. „Suizidgespräche machen nur einen kleinen Teil der Anrufe aus“, sagt Heun. Aber sie fordern einen noch einmal anders. Meist sind es vage Gedanken, lieber tot sein zu wollen, weil man den einsamen Alltag nicht mehr bewältigen kann. Manchmal werden aber auch konkrete Absichten benannt. „Wir können Probleme am Telefon nicht lösen“, so Heun. Aber er und seine ehrenamtlichen Mitarbeiter geben den Anrufern die Gewissheit: „Du bist wichtig; wir haben Zeit für dich. Wir hören dir zu, nehmen deine Sorgen ernst und suchen nach Auswegen.“

Die christlichen Kirchen arbeiten eng zusammen, ihre Gesprächsräume liegen direkt gegenüber im dritten Stock eines Bürogebäudes. Die beiden Telefone sind an 365 Tagen im Jahr besetzt. Für die Anrufer sind die Gespräche kostenlos, die Telekom zahlt es. Und die Gespräche sind anonym, die Nummern sind unterdrückt – was Jugendliche ab und an zu allerlei Scherzanrufen verleitet. Die allermeisten Anrufe drehen sich aber um Alltagssorgen, chronische psychische Belastungen, Krankheiten und Beziehungsschwierigkeiten.

Derzeit hat Peter Heun Mühe, mit seinen 55 Ehrenamtlichen in Essen alle Schichten zu besetzen. Darum startet Anfang Februar 2017 eine neue Ausbildungsgruppe. Die Ehrenamtlichen kommen aus allen Altersschichten und aus vielen Berufen. Die meisten sind zwischen 40 und 60 Jahre alt, „viele leisten diesen Dienst über Jahre und finden darin eine wertvolle Anregung für sich selbst“, so Heun.

„Wer sich bei uns meldet, bekommt erstmal Informationen zu Ausbildung und Mitarbeit“, sagt Heun. Da stehen dann auch die Fähigkeiten und Haltungen drin, die Ehrenamtliche mitbringen müssen: Belastbarkeit und Einfühlungsvermögen gehören dazu; Offenheit religiösen Fragen gegenüber und die Bereitschaft, sich in fremde Lebenswelten hineinzuversetzen. „Wir wollen Kontakt und Entlastung anbieten, wenn das Leben zu schwer wird und die Hoffnung schwindet, dass es weitergehen kann. Und so nimmt sich jeder der Mitarbeitenden die Zeit, für andere, ihm unbekannte Menschen da zu sein und ihnen zu zeigen `Du bist nicht allein!´“.

Es gibt im Bistum Essen drei Standorte, durch Kirchensteuern finanziert: die „ökumenische Telefonseelsorge Bochum“, die „ökumenische Telefonseelsorge Duisburg Mülheim Oberhausen“, die „katholische Telefonseelsorge Essen“, in enger Zusammenarbeit mit der evangelischen Stelle.

Weitere Informationen gibt es unter www.telefonseelsorge2.caritas-e.de und www.zuhoeren-statt-weghoeren.de. 42 034 Anrufer benötigten im letzten Jahr ein offenes Ohr. Foto:Archiv

Autor:

Uwe Rath aus Gladbeck

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