Streifzüge NRW: Detmold

Hermannsdenkmal
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Wer bei der Varusschlacht an den Teutoburger Wald denkt und bei
Detmold an ein kleines Provinznest in Ostwestfalen, der liegt in
beiden Fällen falsch.
So sprechen viele Indizien dafür, dass die große Schlacht in der die
Germanen die Römer vernichtend schlugen in Kalkriese bei Osnabrück
stattfand.
Alle anderen Dinge sprechen jedoch für Detmold als ein Juwel der
lippischen Stadtbaukunst.
Mit dem Auto knapp zwei Stunden vom Ruhrgebiet entfernt, liegt das
schöne Städtchen Detmold. Mit seinen 70.000 Einwohnern ist es eher in
die Kategorie Kleinststadt einzuordnen, der es jedoch in keiner Weise
an urbanem Lebensgefühl mangelt.
Hoch über der Stadt streckt schützend und bedrohlich Hermann
(Arminius) sein Schwert kampfbereit zum Schutze der Stadt und des
dahinter liegenden Landes in die Luft. Und wer staunend durch den
historischen Stadtkern schlendert, dem erscheint es, als hätte Hermann
seinen Dienst mehr als gut geleistet.

Trifft der gemeine Ruhrpottler auf jemanden der nicht aus einem
Ballungsgebiet mit 5,2 Millionen Einwohnern stammt so bezeichnet er
ihn meist etwas abschätzig als Landei oder Bauern. Doch der Detmolder
präsentiert sich anders. Hier ist nichts zu entdecken vom
entsetzlichen „Bauer sucht Frau“ – Klamauk.
Die Stadt präsentiert sich als aufgehende Blüte der Kunst- und
Bildungskultur in ländlicher Idylle, von der sich so manche
Ruhrgebietsstadt gern eine Scheibe abschneiden könnte.

Schon seit 1468 ist sie die Residenzstadt der Fürsten zu Lippe.
Erstmals um 783 urkundlich erwähnt blickt Detmold auf eine bewegte
Vergangenheit zurück. In eben diesem Jahr soll hier Karl der Große
eine empfindliche Niederlage im sog. Sachsenkrieg hingenommen haben.
Mit dem Erwerb der Stadtrechte war der Aufschwung Detmolds zur
blühenden Lippemetropole nicht mehr aufzuhalten. Selbst Brände,
Pestepidemien und Plünderungen konnten dem Stadtbild keine Narben
beibringen.

Die Altstadt, das historische Zentrum der Stadt lädt geradezu dazu ein
all die kleinen verwinkelten Gassen zu erkunden und zu erforschen.
Dort findet man allerhand. Gebäude aus dem Mittelalter, dem
Biedermeier, dem Spätklassizismus und der Gründerzeit stehen hier bunt
gemixt durcheinander und bilden somit einen Anblick, der seines
Gleichen sucht. Verschont von all den großen Kaufhausketten, herrscht
hier vor allen Dingen der mittelständische Einzelhandel vor. Aus
zahlreichen Lokalen, Kaffees und Restaurants strömt der Duft von
frisch gebrühtem Kaffee, lecker gebackenem Kuchen und allerhand
anderer Speisen und dies macht es dem geneigten Entdecker ungemein
schwer seine Entdeckungsreise fortzusetzen. Dies macht die Stadt zu einem perfekten Ausflugsziel für Paare und Familien.
Besonders stolz sind die Detmolder auf ihre Pauline. Als erste und
einzige Frau an der Macht eröffnete sie das erste Waisenhaus, eine
Nervenheilanstalt und andere karitative Einrichtungen.
Beim Gang durchden beeindruckenden Schlossgarten stößt man jedoch nicht auf sie
sondern auf Grafregenten Ernst zur Lippe. Dieser schenkte den
Detmoldern einst im Jahre 1898 die Berlebecker Quellen. Damit war die
Wasserersorgung der Stadt gesichert. Die Bürger der Stadt erbauten ihm
daraufhin dieses Denkmal.
Das im Jahre 1557 erbaute Schloss lädt zu jeder vollen Stunde zu
geführten Rundgängen. Dabei lassen sich fantastisch erhaltene Räume,
malerische Wandteppiche und eine beeindruckende Ahnengalerie
bestaunen. Mit ein bisschen Glück läuft man dabei den Schlossherren
über den Weg, die heute noch, im Alter von 87 Jahren, dieses Gemäuer
bewohnen.

Unter Fürst Leopold II erblühte das kulturelle Leben in der Stadt. 1825 entstand das
Lippische Landestheater, welches weit über die Grenzen des
Lippekreises bekannt ist.

Vorbei an malerischen Baumalleen und verträumten Kanälen liegt auf
halben Weg zum Herrmannsdenkmal das Freilichtmuseum Detmold. Mit
seinen 90 Hektar Fläche ist es das größte Museum dieser Art in ganz
Europa. Es öffnet seine Pforten von März bis Oktober.

Wenn auch flächenmäßig etwas kleiner, so steht das lippische
Landesmuseum seinem großen Bruder in nichts nach. Es bietet von
heimatkundlichem Geschichtswissen, über den Hermannmythos bis hin zur
anspruchsvollen Kunstausstellung alles was ein wissbegieriges Herz
sich nur wünschen kann. Zu erwähnen sei an dieser Stelle, die große
Sammlung lateinamerikanischer Kunstgegenstände und die gerade laufende
Ausstellung „Im Kräftespiel der Farben“, in der man noch bis zum 08.
Januar 2012 die farblich schwer beeindruckenden Gemälde von Alfred
Ziethlow begutachten kann.
Schon immer förderte die Stadt Kreativität und Innovation. Sie ist die
Heimat der Musikhochschule Detmold, die deutschlandweit für ihre Meisterchöre bekannt ist. Die Hochschule bewohnt die Gebäude des neuen Palais. Der dahinter liegende Palaisgarten begeistert das Auge bei kleinen Spaziergängen und bietet vielen Brautpaaren den passenden Hintergrund für Hochzeitsfotos. Des weiteren beherbergt die Stadt auch die Fachhochschule Detmold, welche hier mit den Fachbereichen
Architektur und Innenarchitektur, sowie Bauingenieurwesen vertreten ist.

Auch ausserhalb der Stadtgrenzen bietet Detmold ein gewaltiges
Freizeitangebot.
Gerade einmal elf Kilometer entfernt und damit in wunderbarer
Fahrradtourreichweite findet man in Horn-Bad Meinberg die
sagenumwobenen Externsteine, bei denen die Sachsen schon in grauer
Vorzeit ihren Göttern blutige Opfer dargebracht haben sollen. Auch der Donoper Teich
und die umliegenden Moore, die Opfersteine in Diestelbruch und die
Altstadt in Lemgo sind einen Besuch wert. Der umliegende Teutoburger Wald lädt auf zahlreichen Wanderrouten zum ausgedehnten Rendezvous mit der Natur ein.

Fazit:
Detmold ist keine Stadt in der man alt werden möchte. Sehr wohl aber ein Ort um leere Akkus wieder aufzuladen und die Seele einfach mal ein bisschen baumeln zu lassen.

Autor:

Marco Meissner aus Gladbeck

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