Papilio-Projekt ließ in Gladbeck die Puppen tanzen
Vorschulkinder frühzeitig stärken gegen Sucht und Gewalt, das ist das Ziel des Präventionsprogramms Papilio. In der Johannes-Kessels-Akademie spielte aus diesem Grund die Augsburger Puppenkiste vor rund 300 Gladbecker Kindergartenkindern das Stück „Paula und die Kistenkobolde“.
Paula findet auf dem Dachboden eine Kiste, in der sich vier Kobolde befinden: der traurige Heulibold, der wütende Zornibold, der ängstliche Bibberbold und Freudibold. Anhand dieser Kistenkobolde können die Kinder die einzelnen Gefühle erkennen und auch daraus lernen.
Ein Beispiel dafür kann Diane Marike Amend, Papilio-Trainerin, liefern. „Ein besonders cholerisches Kind hatte im Kindergarten oft Wutanfälle, einfach auch deshalb, weil es nicht wusste, wie es seine Gefühle sonst ausdrücken sollte. Die anderen Kinder wollten daraufhin nicht mehr mit ihm spielen. Nach dem Theaterstück waren aber alle viel entspannter. Da hieß es dann: „Ach der Zornibold ist bei dir zu Besuch.“ Mit diesem lockeren Umgang der Gefühle konnten alle Kinder besser umgehen.“
2002 wurde das Programm von der Augsburgerin Heidrun Meier ins Leben gerufen, im Jahr 2006 auch in NRW flächendeckend implementiert. Die Wirksamkeit von Papilio ist durch eine große Studie mit 700 Kindern wissenschaftlich beleg. Ziel ist, das Kinder soziale und emotionale Kompetenzen entwickeln.
In NRW wurde ein Modellprojekt gestartet, das sich auf Stadtteile „mit besonderem Erneuerungsbedarf“ spezialisiert. Beteiligt sind neben katholischen Kitas auch Kindertagesstätten anderer Träger, in Gladbeck ist das katholische Berufskolleg der Johannes-Kessels-Akademie mit im Boot.
„Wir sind die erste Schule in NRW, die Papilio in die Erzieherinnenausbildung integriert hat“, ist Akademie-Leiter Georg Pohl stolz. Die Erzieherinnen haben eine Schlüsselrolle - sie durchlaufen eine neuntägige Fortbildung, damit sie Papilio im Kindergarten einführen und auch die Eltern miteinbeziehen können.
Das Projekt umfasst drei Bausteine: Die Theateraufführung, ein „Spielzeug-macht-Ferien-Tag, bei dem die Kinder ein Mal in der Woche lernen, sich ohne herkömmliches Spielzeug kreativ zu beschäftigen und das „Meins-deindeins-uns Spiel“, bei dem die gegenseitige Unterstützung beim Einhalten von gemeinsam vereinbarten sozialen Regeln im Vordergrund steht.
„Es ist ein wunderbares Projekt“, urteilt Dr. Jürgen Holtkamp, Abteilungsleiter des Kooperationspartners Caritas im Ruhrbistum. „Wir sollten so früh wie möglich bei den Kindern ansetzen, um ihnen die nötige Hilfe gegen die Gefahren von Sucht und Gewalt zu geben. Keiner sollte vor dem Fernseher enden und sich die 'Super Nanny' ansehen - denn da sieht man ja, was alles falsch läuft - auch oder gerade in der Medienlandschaft.“
Autor:Annette Robenek aus Gladbeck |
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